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168 - Das fremde Leben

168 - Das fremde Leben

Titel: 168 - Das fremde Leben
Autoren: Thomas Ziebula
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einmal »Phobos« nennen.
    Gilam'esh behielt Recht. Eine Eisfläche, die es vor dem Experiment noch nicht dort gab, konnte danach im südlichsten Krater von Schattenkreis geortet werden. Und zwar zwei Umläufe nach dem Experiment. Damit war erstens bewiesen, dass man nun in der Lage war, gezielt Gegenstände von Punkt A zu Punkt B zu transportieren. Zweitens war bewiesen, dass eine Kontrolle des zeitlichen Zielpunkts zumindest möglich war.
    Das Grundproblem, die exakte Zeitsteuerung, blieb aber bestehen. Es war natürlich reiner Zufall gewesen, dass die Wassermassen schon zwei Umläufe später im südlichen Krater von Schattenkreis auftauchten. Genauso gut hätten sie zweihundert oder zwei Millionen Umläufe später in der Zukunft landen können. Immerhin aber hatten die Hydree-Forscher jetzt einen Ansatzpunkt für die weiteren Forschungsarbeiten, denn selbstverständlich hatten sie während des Experiments die Justierung genau dokumentiert.
    Vier Umläufe nach der ersten Bohrung im Vulkankrater schlossen die Ditrydree und Ikairydree die Installation der weiterentwickelten Anlage ab. Der Zeitpunkt, sie in Betrieb zu nehmen, rückte näher. Gilam'esh, der »Meister des Tunnelfelds«, wie sie ihn inzwischen nannten, schöpfte Zuversicht. Die kleinen Fortschritte seiner Arbeit fachten den Funken Hoffnung in ihm an. Noch war er nicht bereit, sich mit dem Untergang seines Volkes abzufinden.
    Tief in seinem Hirn, den Augen und Ohren der anderen Hydree verborgen, schöpfte auch sein engster Berater Zuversicht: Matthew Drax.
    Jeden Schritt der Forschungsarbeiten begleitete er geduldig: mal als Mahner, mal als Tröster, mal als Motivator. Länger als ein ganzes Menschenalter dauerte seine Gefangenschaft in Gilam'eshs Hirn nun schon an. Matt verbot sich, daran zu denken.
    ***
    Und dann war es so weit: Leg'wanot, Wanil'ama, Gilam'esh und Manil'bud reisten auf einer Tauchplattform zu jenem Höhlensystem im Nordmeer, um die Tunnelfeldanlage persönlich in Betrieb zu nehmen. Ein fünfundzwanzig Längen großer Südsee-Wulroch zog die Plattform, zwanzig Schwärme aus Kriegern der Ditrydree eskortierte sie.
    »Warum reist Mosh'oyot nicht mit uns?« fragte Leg'wanot, kurz bevor sie die Anlage erreichten. Seit Ende der Kriegszeit war der Hochrat von Dibr'dryn wieder der Oberste Hydree aller Ditrydree.
    »Wahrscheinlich erfährt er erst zum nächsten Lichtbeginn, dass wir die Anlage in Betrieb nehmen«, sagte Gilam'esh. »Ich habe den unzuverlässigsten Boten auf dem ältesten Thuraina der Stadt losgeschickt. Und das so spät, wie ich nur konnte.«
    »Ein Fehler.« Leg'wanot musterte den Jüngeren von der Seite. »Alles, was in der Anlage geschieht, unterliegt seiner Aufsicht. Das habt ihr so beschlossen. Du kannst ihn nicht übergehen.«
    »Hat er sich all die Umläufe um die Entwicklung des Projekts gekümmert?« Gilam'esh schlug einen trotzigen Tonfall an. »Und hast du ihn denn auf dem Laufenden gehalten?«
    »Du weißt, dass er seine Kundschafter in unserem Forschungsstab platziert hat. Und was mich betrifft: Ich gehöre zum Volk der Ikairydree – euer Erster Hochrat geht mich nichts an. Du aber hast ihm zu gehorchen.«
    »Ich habe gehorcht und einen Boten geschickt.«
    »Den schlechtesten und zu spät.«
    »Die Räte von Tarb'lhasot haben beschlossen, Mosh'oyot über die Entwicklung des Projekts zu unterrichten. Wie schnell und mit welchen Boten, haben wir niemals beschlossen.«
    »Es kann nicht gut sein, wenn du den Graben der Feindschaft zwischen dir und deinem Ersten Hochrat vertiefst«, beharrte Leg'wanot. »Nicht gut für dich, und nicht gut für das Projekt ›Tunnelfeld‹.« Gilam'esh antwortete nicht. Bald glitten sie über eine ansteigende, schroffe Gesteinslandschaft. Sie hatten den Fuß des Vulkanmassivs erreicht. Das Ziel war nahe.
    »Ich wollte dich schon lange etwas fragen, Leg'wanot«, wandte Gilam'esh sich wieder an den zierlichen Hochrat der Ikairydree.
    »Frage, Gilam'esh.«
    »Nach der Schlacht um eure Hauptstadt, damals vor vier Umläufen, schwammen wir zur Forschungsstation. Unterwegs fragte ich euch, ob jemals einer das Tunnelfeld getestet hat, erinnerst du dich?«
    »Ich erinnere mich gut.«
    »Wanil'ama verneinte zwar, sah dann aber dich an, als könntest nur du Auskunft geben. Doch du hast geschwiegen. Ich möchte die Frage noch einmal stellen und dich bitten, sie jetzt zu beantworten. Hast du jemals das Tunnelfeld am eigenen Leib getestet?«
    »Ich antworte nur, wenn ich dich zuerst etwas fragen und
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