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1675 - Der Kopfjäger

1675 - Der Kopfjäger

Titel: 1675 - Der Kopfjäger
Autoren: Jason Dark
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geholt wurde. Es steckt also eine Organisation dahinter. Das Monster kann ihnen entwischt sein, jetzt wurde es wieder eingefangen, und das bringt mich auf einen bestimmten Gedanken.«
    »Auf welchen?«, fragte Shao, weil ich eine Pause eingelegt hatte, die ihr zu lang war.
    »Es könnte sich bei dieser Gestalt um ein Experiment handeln, das irgendwelchen Leuten aus der Hand geglitten ist. Ich denke da an Carlotta, das Vogelmädchen. Auch sie ist in die Fänge eines perversen Wissenschaftlers geraten, der sie zu dem gemacht hat, was sie jetzt ist. Wie gefällt euch diese Theorie?«
    Suko wiegte den Kopf. »Hast du noch eine Alternative zu bieten?«
    »Im Moment nicht. Wobei wir den Begriff Magie weit ziehen können.«
    »Da kann beides infrage kommen«, gab Suko zu und legte seinen Kopf zurück, weil er gegen die Decke schauen wollte. Niemand störte ihn bei seinen Überlegungen und er sagte schließlich: »Mir geht einfach der Kopf nicht aus dem Sinn. Nicht der Körper, es ist der Kopf. Er sah so schrecklich anders aus.«
    »Schrecklich?«, wiederholte ich. »Ja.«
    »Wie denn genau?«
    Suko leerte seine Teetasse und lehnte sich zurück. »Ich hatte den Eindruck, als wäre er aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt worden. Da passte das eine nicht zum anderen. Das ist verrückt, aber ich komme einfach nicht davon los.«
    »Frankensteins Monster?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Und der Körper?«, fragte ich.
    Suko verzog die Lippen. »Den habe ich kaum gesehen, weil ich mich auf den Kopf konzentrierte. Aber ich habe keine normale Menschenhaut gesehen.«
    »Was dann?«, flüsterte Shao, der Suko auch noch nichts erzählt hatte.
    »Der Körper war nackt. Er schimmerte bläulich. Ich habe auch Muskelstränge gesehen, die wie Beulen vorstanden. Das war schon mehr als ungewöhnlich. Wenn ich das alles zusammenzähle, dann kann ich nur zu dem Schluss kommen, dass es sich bei ihm um ein dämonisches Geschöpf mit menschlichem Aussehen handelt.«
    Das hörte sich alles andere als gut an.
    Ich kam auf die Zeugen zu sprechen, denn das Wesen war ja von mehreren Menschen gesehen worden, die sich dann auch der Presse offenbart hatten. »Vielleicht ist es diesem Primaten gelungen, aus einem Gefängnis zu entkommen, in das man ihn zuvor eingesperrt hat. Das kann zum Beispiel ein Labor gewesen sein.«
    Shao und Suko ließen sich meine Worte durch den Kopf gehen und ich erntete keinen Widerspruch.
    Bis Suko sagte: »Leider haben wir keinen Hinweis darauf gefunden. Und auf den Filmen der Überwachungskameras kannst du zwar meine Niederlage verfolgen, aber du siehst nicht, wer sie mir beigebracht hat. Das ist das Problem. Na ja, ich nehme sie gleich mit zum Yard. Dort können wir sie uns gemeinsam anschauen.«
    Die Stimmung war gedrückt. Auch ich fühlte mich nicht wohl. Mit einem derartigen Empfang hatte ich nicht gerechnet, aber es gab eben keine Pausen. Es ging weiter. Immer weiter.
    Trotzdem ließ ich mir den Appetit nicht verderben und aß meinen Teller leer. Suko war der Appetit vergangen, aber er war sowieso kein großer Frühstücksmensch.
    »Dann wollen wir mal los«, sagte ich, »mal sehen, was uns der Tag bringt. Wir müssen herausfinden, wer hinter der Kreatur steckt und wer sie womöglich geschaffen hat.«
    »Es kann auch ein neues Produkt der Hölle sein«, meinte Shao. »Ihr ist alles zuzutrauen.«
    Da wollten wir nicht widersprechen. In diesem Fall war wirklich alles möglich. Suko und ich standen auf. Auch Shao erhob sich. Während Suko ging, um seine Jacke zu holen, trat Shao nahe an mich heran. Ich sah die Besorgnis in ihren Augen. Mit leiser Stimme sprach sie mich an.
    »Ich mache mir schon meine Gedanken, John. Die andere Seite, wer immer sie auch ist, scheint sich gegen Suko verschworen zu haben. Zu hören, dass sie seinen Kopf wollen, war nicht eben angenehm.«
    »Klar. Aber keine Sorge, das schaffen wir schon. Wir haben eigentlich immer alles gut über die Bühne gebracht. Manchmal nicht so, wie man es sich gewünscht hätte, aber im Endeffekt hat es gereicht.«
    »Das hoffe ich in diesem Fall auch.«
    Shao war es nicht allein, die sich Gedanken machte. Das tat ich auch, nur bewegten sich die in eine andere Richtung. Mir wollte nicht aus dem Kopf, dass dieser Mensch ein Versuchsobjekt gewesen war oder dass man ihm möglicherweise einen fremden Kopf transplantiert hatte und der echte und eigene irgendwo zu finden war. Diese Vorstellung war alles andere als angenehm. Und wer von uns wusste wirklich, wie weit die
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