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1671 - Fluchtpunkt Mars

Titel: 1671 - Fluchtpunkt Mars
Autoren: Unbekannt
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Terraner eine Gänsehaut, und er preßte die Lippen aufeinander. Diesmal erwies sich der Anfall des Ertrusers als besonders schlimm. Im Abstand von etwa zehn Sekunden schlug Krellin seinen Kopf wie eine Ramme gegen die Wand, und es geschah in völliger Konzentration und absolut rhythmisch. Kein Seufzen kam über seine Lippen, kein Stöhnen. Er hielt die Augen weit offen und fixierte einen imaginären Punkt an der Wand, den er treffen wollte. „Ich projiziere ein Feld", sagte der Syntron, „ehe er sich verletzt."
    „Nein, warte. Er tut sich nicht weh. Ich glaube das nicht. Laß ihn. Vielleicht verrät sein Verhalten etwas von seiner Absicht."
    „Gut, ich warte."
    Gebannt verfolgte der Mediziner, wie der Ertruser sich langsam an der Wand entlangbewegte, ohne von seinem Tun abzulassen. Er behielt seinen Rhythmus bei, und er schien seine Umgebung völlig vergessen zu haben. Einen Sessel aus Formenergie warf er um, dann trat er achtlos auf ihn. Wenn er so weitermachte, dann hatte er in kurzer Zeit den gesamten Wohnraum seines Appartements umrundet.
    Die plattgedrückten Teile des vorher stolzen Sichelkamms wanderten nach hinten.
    Langsam nahm Krellin sein Gesicht hoch.
    Cäsar Totannus atmete auf. Der Ertruser schien zur Vernunft zu kommen. „Zeitvergleich", sagte der Arzt. Der Syntron lieferte ihn. Diesmal dauerte der Anfall Krellins auch nicht länger als sonst. Nur die Art und Weise, wie er sich offenbar für etwas bestrafte, wofür er nichts konnte, hatte an Eindringlichkeit und Härte zugenommen.
    Der Arzt zuckte zusammen. Er entdeckte plötzlich den diffusen roten Fleck, der sich auf der Wand bildete und nicht mehr wegging. Krellin schlug jetzt mit dem Gesicht zu.
    Es bedurfte keiner Anweisung an den Syntron. Die Überwachungsanlage reagierte selbständig und projizierte ein Prallfeld, gegen das sich der Ertruser mit erhöhter Wucht warf. Er erreichte nichts. Das Feld sorgte dafür, daß er sich kein gebrochenes Nasenbein oder andere Verletzungen zuzog.
    Dennoch spritzte Blut. Totannus sah die heraushängende Zunge, auf die sich Krellin gebissen hatte. Im nächsten Augenblick brach der Ertruser zusammen. Er schlug am Boden auf und blieb reglos liegen. „Einen Medo, sofort!" bellte Totannus. Dann korrigierte er sich: „Nein, ich mache das selbst."
    Er verließ den Beobachtungsraum und wechselte in die Etage, in der sich Krellins Appartement befand. Vor ihm bildeten sich deutlich markierte Lücken im Schirmsystem. Automatisch glitt die Tür auf. Er eilte in den Wohnraum hinein und sah Beine und Hintern des Ertrusers. Krellin hatte inzwischen versucht, sich in das Badezimmer zu schleppen, und lag jetzt unter dem Durchgang. „Vorsicht", warnte der Syntron. „Geh nicht zu nahe heran. Beachte das Schutzfeld, das ich/zwischen dich und den Ertruser projiziere."
    „Ja, schon gut. Ich sehe da kein echtes Problem. Ich passe auf."
    Ein waagrechter Lichtstreifen von dunkelgrüner Farbe markierte den Bereich, in dem sich das Schirmfeld vor ihm her bewegte. Langsam näherte er sich der Gestalt am Boden. Eine Spur aus rasch eintrocknendem Blut führte quer durch den Wohnraum zu ihr hin.
    Vorsichtig beugte sich der Arzt über den Liegenden. Das Schirmfeld paßte sich der Bewegung an, so daß für Cäsar Totannus keine Gefahr eines Angriffs bestand. „Erschrick nicht. Hinter dir nähert sich ein Einsatzroboter. Er bringt dir einen Paralysator."
    „Danke", murmelte er, ohne recht hinzuhören.
    Der Ertruser rührte sich nicht. Aus seinem Mund lief noch immer Blut. Wenn er Pech hatte, hatte er sich die Zunge abgebissen, oder sie hing nur an einer dünnen Haut und mußte mikrochirurgisch angeschweißt werden. „Ein Tastfeld zur Prüfung!" verlangte Totannus. Der Syntron folgte der Anweisung und lieferte dem Arzt die Werte. Krellins Atem ging schwach und unregelmäßig. Sein Herzschlag war um vierzig Prozent herabgesetzt. Es gab keinen Zweifel: Der Ertruser hatte das Bewußtsein verloren.
    Cäsar Totannus wandte sich um und nahm dem Roboter die Waffe ab. „Schirmfeld aus", sagte er und justierte den Paralysator.
    Der grüne Streifen verschwand, und der Arzt löste die Waffe aus. Er bestrich den Ertruser mit dem Strahl und gab dem Roboter die Anweisung, den Patienten in ein Energiefeld zu legen und dieses in Tischhöhe zu plazieren, so daß er ihn genauer untersuchen konnte.
    Unsichtbare Kräfte hoben Krellin empor und bugsierten ihn in die Mitte des Wohnraumes, wo der reglose Körper zur Ruhe kam. Totannus umrundete das Feld
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