Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1671 - Fluchtpunkt Mars

Titel: 1671 - Fluchtpunkt Mars
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
„Ich wollte dich nicht kränken, glaube mir."
    „Was genau will Lyndara diesmal?"
    Elvira Donja tat, als habe sie seine Beteuerung nicht gehört. „Diesmal sind es historische Abhandlungen über Terranisches Recht aus der Zeit des Solaren Imperiums und dem Beginn der Kolonisation fremder Planeten. Du kennst das ja. Damals sind Menschen der Erde überallhin ausgewandert. Die fremde Umwelt hat sie teilweise mutieren lassen, und so entstanden aus ganz gewöhnlichen Menschensiedlern im Lauf weniger Generationen Siganesen, Ertruser und andere."
    Elvira nickte nachdenklich. Was die Ertruser anging, so kannte sie die Geschichte inzwischen bis ins letzte Detail. Unter dem Hypnoschuler hatte sie sich mit Informationen vollstopfen lassen.
    Und das alles für -einen Job, nach dem sie sich nicht gedrängt hatte! „Sie fragt auch nach Dokumentationen über ihr eigenes Volk", fuhr Poll fort. „Und nach den Protokollen, die damals bei den Verhandlungen des Galaktischen Gerichtshofes in Sachen Linguiden angefertigt wurden. Es ist doch klar, was die Frau beabsichtigt. Sie sucht nach Präzedenzfällen und nach Fehlern der terranischen Vertreter im Galaktikum, damit sie mit den Fingern auf uns Menschen deuten kann. Wenn du mich fragst, dann geht es ihr einzig und allein darum, uns Terraner bloßzustellen und in der galaktischen Öffentlichkeit als Gesetzesbrecher dastehen zu lassen. Was diese Horden von Anwälten aufziehen, die sie für sich und ihre Krieger angeheuert hat, ist lächerlich. Richtiggehend lächerlich, aber dennoch gefährlich. Wenn unsere Politiker nicht aufpassen, stehen sie bald nach der Prozeßeröffnung ziemlich dumm da. Und weißt du das Neueste? Wohl nicht, denn du kommst gerade aus dem freien Wochenende. Sie klagen die LFT an und die Kosmische Hanse, die für ihre Internierung verantwortlich sind. Das mußt du dir mal vorstellen."
    Elvira Donja konnte ein Grinsen nicht verbeißen. „Siehst du, Ilmas. Das ist wieder ein Zeichen, daß sie nicht alle Tassen im Schrank haben."
    „Das denken du und ein paar andere, die ebenso blind sind. Reine Taktik, sage ich dir.
    Die Anwälte schieben das vor. Nein, nein, gib dich keinen Illusionen hin. Das ist alles abgekartet. Die Legionen der Rechtsverdreher ziehen alle Register. Wir unterhalten uns später weiter, Elvira. Ich bin müde. Es wird Zeit, daß ich in die Federn komme."
    Er wandte sich ab und wollte zum Ausgang gehen. Elvira hielt ihn am Arm zurück. Die Blicke ihrer dunkelgrünen Augen mit der hellvioletten Iris schienen ihn zu durchdringen. „Wann stehen Lyndara die gewünschten Unterlagen zur Verfügung?"
    Der über hundert Jahre alte Mann zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid. Weißt du eigentlich, wie die Stimmung im Solsystem gegenüber den Ertrusern ist? Verdammt schlecht. Aber das kannst du als Exonatin vermutlich nur ungenau beurteilen."
    „Das hättest du jetzt nicht sagen dürfen, Ilmas. Ich kenne mich mit den Menschen auf der Erde, auf dem Mars und überall im Sonnensystem gut genug aus. Du hast meine Frage nicht beantwortet."
    „In dieser Richtung habe ich nichts unternommen. Das überlasse ich wie immer dir und deinem Einfühlungsvermögen."
    Er streifte ihren Arm ab, nickte ihr ernst zu und eilte davon.
    Stumm und ein wenig ratlos blickte sie ihm nach, bis er verschwunden war.
    Aus Ilmas Poll wurde sie nie richtig schlau. Auf der einen Seite hängte er den Hardliner heraus, auf der anderen überließ er alle wichtigen Entscheidungen im Zusammenhang mit den Patienten ihr. Davon, daß er als Chef und Koordinator für die Sicherheit der Westflanke verantwortlich zeichnete, in der die zwölf Ertruser untergebracht waren, spürte sie meist nur wenig.
    Vermutlich saß er zwischen allen Stühlen. Denn da gab es etwas, das sie erst seit zwei Wochen wußte, seit sie das Gespräch mit Adams geführt hatte, das erste in ihrem Leben.
    Der Terraner Ilmas Poll hatte den Posten erhalten, weil er Hanse-Spezialist war.
    Hanse-Spezialist bedeutete angeblich, ein Wesen zu sein, das selbst noch im Schlaf richtig entschied.
    Kein Übermensch, aber einer mit einem ausgefeilten Training. In dieser Beziehung unterschieden sich Hanse-Spezialisten nicht so sehr von den ertrusischen Kämpfern, die unter Arlo Rutans Kommando damals in die BASIS und zum Flug an die Große Leere gerufen worden waren. Und Hanse-Spezialisten unterstanden nicht der terranischen Regierung, sondern schuldeten allein der Hanse und den Hanse-Sprechern Rechenschaft.
    Polls Verhalten erschien
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher