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1665 - In der Totenstadt

1665 - In der Totenstadt

Titel: 1665 - In der Totenstadt
Autoren: Jason Dark
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denen sich die Augen verbargen. Wahrscheinlich kalte runde Glotzer, die zu keinem Menschen passten. Sie hätte schreien können, sogar müssen, aber sie schaffte es nicht. Stattdessen wurde sie weiter nach hinten gezogen und dabei legte sich eine stinkende Klaue auf ihren Mund. Sie war so weich wie ein Lappen, und der eklige Gestank breitete sich wie eine Wolke um ihren Kopf herum aus.
    Zuletzt sah sie noch, dass eine zweite Gestalt erschien und die Autotür wieder zudrückte. Da sie sich in ihrer Blickrichtung befand, sah Jenny sie besser. Der Vergleich mit einem Kanalarbeiter oder sogar einem Taucher fiel ihr ein, als sie das maskenhafte Ding sah, das den Kopf bedeckte und vorn zwei große gläserne, runde Scheiben als Glotzaugen hatte.
    Mehr bekam sie nicht mit. Der Gestank war zu schlimm. Sie glaubte daran ersticken zu müssen. Als ihre Beine nachgaben, da wusste sie, dass auch ihre letzte Chance dahin war…
    ***
    Wir hatten versagt!
    Ja, so deutlich mussten wir es sehen. Da gab es nichts zu beschönigen. Der Opel hätte nicht mehr hier stehen dürfen. Aber er war nicht verschwunden. Dafür jedoch seine Fahrerin, und das ließ auf nichts Gutes schließen. Betreten schauten wir uns an, und es gab noch etwas, was wir gemeinsam taten. Wir schnüffelten, mussten dies nicht lange tun, denn es war deutlich zu spüren. Leichengeruch!
    Der eklige Gestank nach Verwesung, der einem Menschen auf den Magen schlagen konnte. Er war einfach nur widerlich, aber wir nahmen ihn bewusst wahr, um danach einen Kommentar abzugeben, was ich übernahm.
    »Man hat Jenny entführt.«
    »Und es waren die Ghouls«, fügte Suko hinzu.
    Harold Fuller stemmte sich mit beiden Händen gegen das Autodach. Er schüttelte den Kopf, und wir hörten, wie er sich Vorwürfe machte.
    »Das hätten wir uns denken können. Wir hätten sie nicht allein gehen lassen dürfen und…«
    »Das konnte niemand von uns ahnen«, sagte ich.
    »Sie geben nicht auf. Ich zumindest hätte mit Jenny gehen sollen.« Fuller schaute Suko und mich an. »Sie sind die Fachleute«, sagte er, »dann bitte möchte ich hören, was diese stinkenden Schweine mit Jenny vorhaben.«
    »Es sind Ghouls«, sagte ich.
    »Ja, und ich habe nicht vergessen, was Sie über sie gesagt haben, Mr Sinclair. Ghouls ernähren sich von Toten. Aber Jenny Mason ist nicht tot. Muss sie erst sterben, um eine Beute für diese Gestalten zu werden? Ist es das?«
    »Sie liegen leider nicht falsch, Mr Fuller.«
    »Dann ist sie also verloren.«
    »Noch nicht«, mischte Suko sich ein.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Es ist durchaus möglich, dass Jenny erst mal am Leben gelassen wird. Man kann sie als Proviant bezeichnen, auch wenn es sich pervers anhört. Diese Ghouls legen so etwas wie ein Lager an. Ich denke, dass wir davon ausgehen sollten.«
    Fuller, der harte Agent, zitterte plötzlich. »Aber das ist ja grauenhaft. Das kann man nicht fassen.«
    »Stimmt. Nur gibt es uns auch Zeit. Wir können davon ausgehen, dass man Jenny in die Totenstadt geschafft hat. Man wird sie dort verstecken und gefangen halten. Erst wenn es den Ghouls gefällt, kommt es zum Letzten.«
    Fuller gab keine Antwort. Er bewegte nur seinen Mund und schien an dem Gesagten herumzukauen. Seine Hände bildeten Fäuste. Es war ihm anzusehen, dass er sich verantwortlich fühlte. Das lag auf der Hand, letztendlich hatte ihm Jenny das Leben gerettet.
    Nach einigen Sekunden öffnete er den Mund und nickte. »Gut, dann wissen wir, was wir zu tun haben. Wir werden in dieser widerwärtigen Totenstadt aufräumen. Ich will sie zerstören. Wir jagen diese Gestalten und schicken sie zur Hölle. In spätestens einer Stunde kann ein Einsatzkommando hier sein und dann…«
    »Nein!«, sagte ich so laut, dass Fuller seinen Redeschwall sofort unterbrach.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte er und kam auf mich zu.
    »So wie ich es sagte. Es wird kein Einsatzkommando geben. Es sei denn, sie bezeichnen uns als ein solches.«
    »Ach? Sie wollen nur zu dritt…«
    »Genau das, Mr Fuller.«
    »Aber da haben wir keine Chance!«
    In einem leicht spöttischen Tonfall fragte ich: »Geben Sie immer so schnell auf?«
    »Nein, aber ich weiß, was mich da erwartet. Ich kann gegen Menschen kämpfen, nicht aber gegen diese Geschöpfe, die keine richtigen Menschen sind und sich von Toten ernähren. Das ist ja grauenhaft und einfach nicht zu fassen.«
    »Wir werden Mittel und Wege finden, Mr Fuller«, sagte Suko mit ruhiger Stimme.
    »Wir können davon ausgehen, dass Jenny
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