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1665 - Boccus Traum

Titel: 1665 - Boccus Traum
Autoren: Unbekannt
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Befruchtungen der Popaluu hatte alles durchstehen müssen, daran wollte er lieber überhaupt nie mehr denken.
    Er hatte sich total verausgabt, und als er das letzte Paarungsritual durchstehen mußte, da wünschte sich der junge Nasran, nie seinen Talkessel verlassen zu haben.
    Aber dann wurden ihm die Popaluu doch noch sympathisch.
    Er hatte seine Aufgabe verrichtet, offenbar zu ihrer großen Zufriedenheit. Dafür verwöhnten und verhätschelten sie ihn jetzt nach allen Regeln der Kunst. Was er in seinem eigenen Stamm nie erfahren hatte, hier bekam er es: Respekt und Bestätigung.
    Hier war er der einzige Dritte, hier liebten sie ihn, und nach einigen Wochen beschloß er, vorläufig bei ihnen zu bleiben.
    Sie gaben ihm nicht das Gefühl, daß er ihr Gefangener sei. Sie betrachteten ihn als das, was er ihnen von sich erzählte: daß er der war, für den es keine Grenzen gebe. Sie begriffen das nicht, aber sie sahen, daß er bei ihnen war. Und da sie ihn als Dritten brauchten, stellten sie auch keine dummen Fragen.
    Und da sie, obwohl er von außerhalb zu ihnen gekommen war, sich nicht vorstellen konnten, daß er ihr Land auf die gleiche Weise auch wieder verließ, hinderten sie ihn nicht daran, weite Ausflüge zu machen.
    Und dann saß er oft einen halben Tag lang im Gras oder auf einem Stein und dachte darüber nach, was er auf seiner Wanderung bisher alles erlebt hatte und was ihn noch erwarten mochte.
    Würde er eines Tages eine Antwort auf all seine Fragen bekommen?
    Zum Beispiel auf die, die sich ihm erst seit seinem Leben mit den Popaluu zwangsläufig stellte. Er war äußerlich doch ganz anders als sie. Er war rund und schön, sie waren spindeldürr und lang, fast doppelt so hoch wie er. Und trotzdem hatte er als Dritter beim Zeugen dabeisein können, und es hatte funktioniert - als seien es Nasran gewesen. „Attan?" fragte er leise, als er sich unbeobachtet fühlte, fast an der Grenze des Popaluu-Landes.
    Der Geistvogel antwortete nicht. Natürlich. Boccu mußte erst die magischen Utensilien finden und präparieren, um ihn zu rufen. Sonst kam Attan ja nur dann, wenn er sich in einer völlig ausweglosen Lage befand.
    Neben dem Nasran stand ein Pilz und schien ihn geradezu anzublicken, ohne Augen, nur mit seinem Hut. Boccu hatte ihn vorhin nicht gesehen. Konnte er so schnell gewachsen sein?
    Oder hatten ihn ihm die Götter geschickt? Nach allem, was ihm auf seiner Reise zugestoßen war, glaubte Boccu fast an derlei Zeichen.
    Er pflückte den Pilz vom Boden und aß ihn. Dann spürte er, wie er müde wurde, und lehnte sich zurück ins Gras. „Heda, Dicker!" rief das kleine Wesen mit schriller Stimme. Ein Zwerg, ein winziger Nasran, der auf Boccus Bauch hüpfte und ihm eine lange Zunge herausstreckte. „Dicker, kannst du mich hören?"
    „Wer ... wer bist du?" stammelte Boccu. „Oh, das tut nichts zur Sache, mein Freund. Frag dich lieber, wer du bist."
    „Ich bin Boccu, ein Nasran, ein Dritter."
    „Quatsch!" krakeelte der Zwerg. „Wer du wirklich bist. Ich gebe dir einen Tip. Die Sprache."
    „Die ... Sprache?" wunderte sich Boccu, immer noch schläfrig. Das war ein Traum. Das konnte nur ein Traum sein, wieder so ein typischer Pilztraum. Die Welt und der Zwerg leuchteten von innen heraus in allen nur denkbaren Farben, als beständen sie nur noch aus reinem Licht. In allem schwangen niemals gehörte Töne. Es war ein Traum, ganz sicher. Gleich würde er aufwachen, und dann ... „Was glaubst du, warum die Wilden geflohen sind, Dicker?" fragte der Zwerg, legte sich auf Boccus Bauch auf die Seite, stützte den Kopf in eine Hand und rauchte aus einer Pfeife. Die Rauchwolken wurden zu Ringen und zu Spiralen, die sich rasend schnell drehten. Der Zwerg lachte meckernd und verwandelte sich in einen Träe, ein weißfelliges Nagetier mit roten Augen, langen Ohren und einem Stummelschwanz. Er blies Boccu den süßen Rauch direkt ins Gesicht. „Ich sage es dir. Weil dein Geistvogel, übrigens mein siebter Bruder, dich in höchster Not Worte in ihrer Sprache hinausbrüllen ließ. Sie enthielten auch den Befehl an Kruff, dir zu dienen. Die Sprache ist's, armer Boccu. Die Sprache ist der Zauberschlüssel. Verstehst du das?"
    Und damit löste er sich in die letzte Rauchwolke auf, die er selbst ausgestoßen hatte.
    Der seltsame Zwerg blieb verschwunden, und Boccu sank in einen tiefen, unruhigen Schlaf.
    Er erwachte erst, als ihn jemand berührte.
    Es war kein Popaluu, sondern ein Wesen, wie er es noch nie zuvor von Attan
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