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1663 - Insel der Schatten

Titel: 1663 - Insel der Schatten
Autoren: Unbekannt
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den Weg zurück nach Klymannoch oder Yllaess. Oder zu einem anderen Kontinent. Mein Weg ist hier zu Ende."
    Er schielte wieder einmal nach links, aber der Schatten schien ihn nur auszulachen. Er hing fester an ihm als eine Wasserklette. Und die ließ sich sogar mit Hammer und Meißel kaum von den Planken entfernen.
    Klundan überlegte sich, welche Worte er Norfertus zurufen sollte. Sein Blick wanderte dabei von dem Schatten an der linken Seite hinüber zur rechten Seite, wo unbegreiflich nahe zum Horizont die Sonne Culla stand. Der Seefahrer hatte den Eindruck, als ob Culla noch tiefer gesunken sei. Fast schien es ihm, als wolle sie ganz verschwinden. Es war ein entsetzlicher Anblick!
    Auch das machte ihm angst.
    Ein paar dunkle Einzelwolken in der Ferne zeugten noch von dem schweren Unwetter. Eine dieser Wolken schob sich vor Culla, ohne daß Klundan das bemerkte. Er registrierte zwar, daß es etwas dunkler und kühler wurde, aber es interessierte ihn kaum.
    Wie versteinert starrte er auf den Schatten, der immer blasser wurde und schließlich ganz im Boden versickerte.
    Das war seine Chance! Irgend etwas Unbegreifliches war geschehen. Was es genau war, spielte keine Rolle.
    Klundan rannte los. Er benutzte alle zweiundzwanzig Pseudopodien als Beine, um die größte Geschwindigkeit zu erreichen. Mochte Norfertus an Bord denken, was er wollte. Jetzt galt nur eins!
    Er mußte das Totenreich verlassen, bevor es sich die Seelen der Verstorbenen anders überlegten.
    Das Wasser kam schnell näher. Und der Schatten zuckte wieder auf, wenngleich nur ganz schwach. Etwas Mattes huschte neben Klundan dahin. Aber dieses mickrige Ding würde er im Wasser bestimmt ganz abschütteln können. Dort blieb der Schatten nach seinen Erfahrungen ja nicht stabil.
    Er landete mit einem gewaltigen Satz im Wasser. Seine Pseudopodien bildeten sich um und erzeugten sechs Arme, die wie gewaltige Ruderblätter durch das Naß peitschten.
    Sicherheitshalber schwamm Klundan dicht unter der Oberfläche. Das mußte dem Schatten den Rest geben.
    Als der Rumpf der ZYNC vor ihm auftauchte, glitt er in die Höhe. Norfertus stand an der Reling und ließ bereits eine Strickleiter hinunter. Aber die begeisterte den Kapitän weniger als die Tatsache, daß er Culla hell und klar genau senkrecht über sich erkannte.
    Die Welt war wieder in Ordnung!
    Er hatte die' „Insel der Schatten", das furchtbare Totenreich, noch einmal verlassen können.
    Und eins stand für ihn fest: Nie würde er Norfertus oder einem anderen Besatzungsmitglied gegenüber ein Wort über den Vorfall verlieren. „Du hattest es ja plötzlich sehr eilig, Kapitän", begrüßte ihn der Steuermann. „Du hast sicher gesehen, daß es uns gelungen ist, die ZYNC aus dem Sand zu pullen."
    „Eine ungastliche Insel", antwortete Klundan. „Kein Leben, keine Pflanzen. Hier kann man keine Geschäfte machen."
    Norfertus bewegte sein Multiorgan etwas ungewöhnlich. „Ist mit dir alles in Ordnung?" fragte er vorsichtig. „Du wirkst irgendwie ..."
    „Es ist alles in Ordnung", unterbrach ihn der Kapitän. „Hast du schon einen Kurs bestimmen können?"
    „Natürlich. Die Nadel arbeitet wieder einwandfrei. Die Männer bereiten alle Segel auf den beiden kleinen Masten vor. Die Reparatur des Hauptmasts ist leider nicht möglich. Und eine steife Brise kommt auch auf. Ich schätze, der Sturm hatte uns in Richtung Norden verschlagen. Wenn wir nach Yllaess wollen, müssen wir gen Süden."
    „Setzt die Segel", befahl Klundan. „Und dann nichts wie weg von hier. Ich bin in meiner Kabine."
    „Du hast dich noch gar nicht nach der Mannschaft und der Ladung erkundigt", warf der Steuermann seinem Kapitän vor.
    Er sprach aber so leise, daß ihn keiner der Geviertelten hören konnte. „Ich höre", meinte Klundan nur knapp. „Sieben von vierzig hat der Sturm im Meer begraben. Es ist vielleicht Zufall, daß alle vier Teile von Uksnan verschwunden sind. Und von Haudecc fehlen drei. Das eine Viertel irrt herum wie ein Häufchen Elend, aber es ist nicht in der Lage, sein Schicksal zu erkennen."
    „Wir heuern in Droovonton eine neue Mannschaft an", entschied der Kapitän. „Die Geviertelten schicken wir in ihre Geburtsorte, wo sie sich ja wieder zusammenfügen können."
    „Natürlich", antwortete der Steuermann. „Danach verlangen sie instinktiv, wie immer. Das Viertel Haudecc können wir ja behalten."
    „Von mir aus. Und was ist mit der Fracht?"
    „Beim Frühlingskohl ist knapp die Hälfte verloren. Die anderen
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