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1663 - Insel der Schatten

Titel: 1663 - Insel der Schatten
Autoren: Unbekannt
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blickte über die Brüstung und staunte.
    Dieses Land war ihm unbekannt. Es wirkte fremd und künstlich. Und sehr seltsam.
    Das Ufer war nah und sicher problemlos zu erreichen. Erstaunlich war zunächst, daß die Grenze zwischen Wasser und Land völlig gerade verlief, so weit er blicken konnte.
    Eine absolut blanke, glatte und graue Masse wölbte sich aus dem Wasser in Richtung des fernen Vulkankegels. Der Boden war ganz einheitlich, wohin er auch sah. Er stieg in Richtung des Berges sanft an. Klundan entdeckte keine Pflanze, keine Unebenheit, kein Tier, kein Gebäude.
    So etwas hatte er noch nie gesehen. Ein Gefühl der Unsicherheit beschlich ihn. Hatte er nicht in irgendeiner Legende von diesem Land gehört?
    Er achtete kaum auf das Gebrüll des Steuermanns, der die Mannschaft entdeckt hatte und sie aufscheuchte. Dieses glatte Land zog ihn wie magisch an.
    Er schwang sich über die Reling und ließ sich in die Tiefe fallen. Das Wasser war sehr warm, was eigentlich nur bedeuten konnte, daß er in der Nähe des Äquators gestrandet war. Er mußte durch den Wirbelsturm aber auch stark vom Kurs abgekommen sein, denn die Route von Klymannoch nach Yllaess hatte er schon sehr häufig zurückgelegt. Aber ein so merkwürdiges Land oder den kaum weniger merkwürdigen Vulkankegel hatte er dabei nie bemerkt.
    Zunächst tauchte er in die Tiefe. Die ZYNC war auf ein Viertel ihrer Länge in feinen Sand gestoßen. Sie saß fest, aber mit vereinten Kräften würden sie das Schiff wieder flottbekommen.
    Klundan tauchte auf. Er orientierte sich und schwamm dann mit seinen sechs Armen, die er wie Ruder einsetzte, in Richtung der Küste. Die Beine zog er dabei ganz ein.
    Auf halber Strecke tauchte er erneut. Das Wasser war keine Körperlänge tief. Und hier gab es keinen Sand mehr. Der Boden war glatt und fest. Offensichtlich handelte es sich um das gleiche Material, das auch das ganze Land überzog.
    Nach einem weiteren Viertel der Strecke zwischen der Küste und der ZYNC spürte der Seefahrer den Grund. Er bildete die Stummelbeine aus und legte die restliche Strecke zu Fuß zurück.
    Dann betrat er das Land. Es war warm und hart - und so eben und glatt, wie es schon aus der Ferne gewirkt hatte. Von Vulkanismus verstand Klundan nicht viel, aber er bildete sich ein, daß der glatte Untergrund früher einmal flüssig gewesen war und aus dem Vulkan stammte.
    Sein Blick ging hinaus aufs Meer. Da lag seine gute alte ZYNC. Vom Hauptmast war nur noch ein Stummel zu sehen. Die Wellen wurden bereits ruhiger. An einigen Stellen riß die Wolkendecke schon auf.
    Dann schaute Klundan zum Vulkankegel, der steil in die Höhe ragte. Er bezweifelte, daß er in der Lage sein würde, diese Steilwände zu erklimmen, auch wenn sie von hier unregelmäßig und zerfurcht aussahen. Den unteren Rand konnte er jedoch bequem und in angemessener Zeit erreichen.
    Er entschloß sich aber, zunächst ein Stück an der absolut geraden Küste zurückzulegen. Sie mußte ja irgendwo ein Ende haben oder abknicken. Da der Boden wunderbar eben war, kam er schnell voran.
    Als er sich schon aus der Rufweite der ZYNC entfernt hatte, riß die Wolkendecke endgültig auf. Warme Sonnenstrahlen trafen seinen feuchten Körper. Sie taten ihm gut und richteten sein angegriffenes Nervensystem wieder völlig auf. Er neigte sich nach hinten, um mit dem Multiorgan in die Höhe zum Zenit blicken zu können.
    Dort sah er den blauen Himmel und die Reste der Sturmwolken.
    Im gleichen Moment merkte er, daß etwas nicht stimmte. Culla, die Sonne, fehlte. Aber ihre Strahlen trafen ihn doch!
    Klundan wagte es kaum, an sich hinab auf den Boden zu schauen, denn dort schien noch etwas nicht zu stimmen. Aber schließlich riskierte er doch den Blick.
    Was er sah, ließ ihn erstarren. Sein Verstand streikte für einen langen Moment. Danach produzierte er eine Reihe von verrückten und widersprüchlichen Gedanken.
    Du bist tot!
    Du hast das Reich der Toten betreten!
    Nein, du denkst, also lebst du!
    Deine Sinne spielen dir einen Streich, denn so etwas kann nicht existieren!
    Er riß sich zusammen und sammelte nüchtern die Fakten, die er zu erkennen glaubte.
    Es war unheimlich, aber er besaß einen langen Schatten. Er war mindestens viermal so lang wie er groß war!
    Und viel schlimmer: Die Sonne Culla stand nicht wie gewohnt senkrecht über ihm. Sondern fernab ein geringes Stück über dem Horizont!
    Klundan drohte wahnsinnig zu werden. Das einzig Positive an der unmöglichen Situation war, daß er
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