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1661 - Der Torwächter

1661 - Der Torwächter

Titel: 1661 - Der Torwächter
Autoren: Jason Dark
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hatte versprochen, ihn anzurufen, wenn der Zeitpunkt da war. Das hatte Mike akzeptiert. Er hatte sich zwei Ortschaften weiter eingemietet, um so schnell wie möglich am Ziel zu sein, wenn es dann geschehen sollte. Dann hatte ihn Coras Anruf erreicht.
    »An diesem Abend ist es wieder so weit«, hatte sie ihm nur gesagt.
    »Soll ich im Wald warten?«
    »Ja. Aber gib auf dich acht.«
    »Mach ich.«
    »Ich bete für dich!«
    Rander verzog die Lippen. »Meinetwegen! Und warte nicht auf mich. Ich mache mich dann aus dem Staub und gebe dir später Bescheid.«
    »Ja.«
    Es war nur ein kurzes Gespräch gewesen. Mike hatte sich in seinen Toyota Land Cruiser gesetzt und war losgefahren. Allerdings nicht durch das Dorf, in dem Cora noch lebte. Das umfuhr er. Er wollte jedes Risiko ausschalten. Es war besser, wenn man ihn nicht sah.
    Da er sich inzwischen mit der Umgebung vertraut gemacht hatte, waren ihm auch Umwege bekannt. So stellte er seinen Wagen dort ab, wo er kaum entdeckt werden würde.
    Bis zum Wald war es nicht weit. Ein paar Schritte von einem schmalen Feldweg entfernt konnte er sich durch das Unterholz schlagen.
    Er hatte seine Kamera dabei. Mit ihr würde er die Beweise sammeln. Und er hoffte stark, dass sich seine Freundin nicht geirrt hatte.
    Es war nicht leicht, sich in diesem manchmal undurchdringlichen Gelände zurechtzufinden. Mike hatte eine Taschenlampe mitgenommen, brauchte sie aber noch nicht einzuschalten. Das Tageslicht reichte noch aus, alles gut erkennen zu können.
    Und er hatte einen guten Platz gefunden. Für sein Timing gratulierte er sich, denn lange musste er nicht warten.
    Sie waren zu zweit und zogen eine Karre hinter sich her. Auf ihr lag eine in Decken gehüllte leblose Gestalt.
    Dann geschah genau das, was Cora ihm gesagt hatte. Die Männer schaufelten ein Grab. Nicht unbedingt tief, aber es reichte aus, um eine Leiche aufzunehmen. Mike Rander spürte die Aufregung. Mühsam unterdrückte er ein Zittern. So etwas wie hier hatte er noch nie erlebt. Ein kalter Schauer nach dem anderen rann über seinen Rücken.
    Fast hätte er den endgültigen Beweis verpasst. Rander hatte einfach zu lange nur zugesehen. Jetzt lag nur noch das Gesicht des Toten frei. Dann schoss er die Aufnahmen.
    Vor ihm spalteten zwei Blitze die Dunkelheit. Er sah am Kopf der Leiche das erschreckte Gesicht des Totengräbers, der für einen Moment starr war, was leider nicht so blieb. Er zuckte zusammen, drehte den Kopf und rief: »Man hat uns fotografiert. Los, wir holen uns das Schwein!«
    Es war der Augenblick, in dem Mike Rander die Flucht antrat. Wenn sie ihn erwischten, würden sie kurzen Prozess mit ihm machen, und dann stand Cora allein auf der Welt. Das sollte auf keinen Fall eintreten…
    ***
    Es ging um sein Leben, und deshalb setzte Mike Rander alles ein, was er hatte. Er war kein Naturmensch und war erst recht in der Dunkelheit verloren, aber er hatte sich instinktiv die Richtung gemerkt, aus der er gekommen war. Genau dort lief er hin.
    Er war zwar erst knapp über dreißig, aber nicht unbedingt sportlich. Er trug eine kleine Wohlstandskugel vor sich her, und die langen Nächte in den Pubs oder Bars waren auch nicht eben gut gewesen für seine Kondition.
    Vor allen Dingen durfte er sich keine Pause gönnen, um sich zu orientieren. Er setzte voll und ganz darauf, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Und er ging davon aus, dass der Wald sein Feind war, was wohl mehr an ihm lag, weil er sich nicht auskannte.
    Es war schon ziemlich dunkel geworden, aber nicht völlig finster. Er lief geduckt und achtete darauf, die Füße immer möglichst hoch anzuheben, um nicht zu stolpern.
    Trotz der geduckten Haltung war es ihm nicht möglich, allen Hindernissen auszuweichen. Tief hängende Äste schlugen nach ihm. Ein paar Treffer erwischten sein Gesicht. Er dachte auch daran, dass es seinen Verfolgern nicht anders erging. Manchmal trat Mike Rander in kleine Mulden, dann wieder drückte er Schneehaufen zusammen oder stolperte über Buckel und wunderte sich, dass er noch immer auf den Beinen war.
    Manchmal nahm er die starken Äste zu Hilfe, um sich weiter zu schwingen. Das klappte erst ganz gut, dann weniger. Das Glück blieb ihm nicht hold, nach einem langen Schritt übersah er einen kleinen Hang. Es ging wirklich nur für eine kurze Strecke abwärts, aber sie war durch Schneematsch und feuchten Lehm glatt geworden.
    Er rutschte mit der Hacke weg. Sein rechtes Bein wurde lang, dann fiel er auf den Hintern und landete wenig
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