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166 - Sohn dreier Welten

166 - Sohn dreier Welten

Titel: 166 - Sohn dreier Welten
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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Hydritenkommando in einer Grotte, die sich auch vom Land aus betreten ließ, eine mit Medikamenten und anderen Hilfsmitteln beladene Transportqualle. Weitere Lieferungen waren unterwegs. Kam nichts dazwischen, trafen sie im Laufe der Nacht hier ein.
    Bei der vorhergegangenen Hilfsexpedition nach Bombay hatte Quart'ol vom dortigen Heiler erfahren, dass es hier in Karachi jemanden geben sollte, der sich »mit wundersamen Maschinen auskenne, die ohne jedes Zutun arbeiteten«. Das war der erste klare Hinweis auf einen Techno gewesen, den Quart'ol während der letzten Monate erhalten hatte, und natürlich war Karachi sofort von ihm als nächstes Ziel auserkoren worden.
    Der hiesige Heiler, ein gewisser Qasim, stammte, wie sein Kollege in Bombay berichtet hatte, ursprünglich von der Insel Britana. Ihn zu finden – und über ihn den Techno – war jetzt Quart'ols Bestreben. Der HydRat, der von seiner Motivation natürlich nichts wusste, hatte die Hilfsexpedition zwar genehmigt, doch man hatte Quart'ol nicht die Leitung übertragen. Die Leitung hatte Buki'pa.
    Ist auch nicht schlimm. Quart'ol musterte seinen Begleiter, der unbehaglich von einem Flossenfuß auf den anderen trat. Sie sahen sich in den dunkelblauen Kutten mit den spitzen Kapuzen und den falschen Bärten ziemlich ähnlich.
    Die Tarnung war nötig: In diese Region der Welt hatte die Aufklärung noch keinen Einzug gehalten. Wer hier lebte, betete voreiszeitliche Gottheiten an, über die der Rest der Welt – hydritische Historiker ausgenommen – nur rudimentäre Kenntnisse hatte. Wenigstens in dieser Hinsicht hatte Buki'pa Recht: Das ständige Ringen um die Macht, das auf dem sturen Beharren beruhte, nur man selbst sei im Besitz des rechten Glaubens, war wirklich kein Zeichen für Reife.
    Seit dem Ende der Eiszeit vor etwa sechzig Rotationen existierten an der Oberwelt viele Reiche, in denen man nur leben konnte, wenn man den Glauben des jeweiligen Fürsten teilte. Manche Herrscher glaubten nur an das Schwert. Andere huldigten obskuren Gottheiten oder ließen sich von ihren Untertanen gleich selbst anbeten.
    An Land war den Hydriten jede Religion Recht, die ihnen nützte: Wo niemand beim Anblick Vermummter Misstrauen empfand, nutzte man diese Gegebenheit aus. In einer Welt voller Mutationen, in der Seefahrer unglaubliche Geschichten über die Bewohner anderer Länder erzählten, fand es niemand wirklich verwunderlich, dass es bärtige Menschen gab, die nicht größer waren als zehnjährige Kinder: Die Narod'kratow zum Beispiel, ein zwergenhaftes Volk aus der Kratersee-Region, das sich dem Bergbau verschrieben hatte.
    »Ich weiß nicht, ob wir es jetzt noch riskieren sollten, in die Stadt zu gehen, nur um diesem Qasim zu sagen, wo er unsere Hilfslieferung finden kann«, murmelte Buki'pa. Er richtete seinen Schockstab auf den steilen Hang. »Womöglich macht man uns gleich nieder, sobald…«
    Quart'ol hätte gern Papperlapapp gesagt, weil er manche Sprüche der Menschen ulkig fand. Stattdessen sagte er
    »Deckung!«, streckte eine Flossenhand aus und drückte seinen Gefährten zu Boden.
    Oben auf dem Deich tauchten zwei Gestalten auf, die mit Schwertern aufeinander eindrangen. Funken sprühten, heisere Flüche drangen an Quart'ols Gehör. Der eine Krieger verwünschte die Mutter des anderen, weil sie sich angeblich mit einem Dooga gepaart habe, während der andere irgendeinen Bärtigen Propheten verfluchte.
    Zum Glück verstand Buki'pa die Menschensprache nicht, denn wie die meisten Hydriten schreckte er davor zurück, sie zu erlernen: Sie beinhaltete viele Dialekte und war schwierig zu artikulieren. Dass Quart'ol sowohl das Idiom der Wandernden Völker, als auch Englisch, Deutsch und etwas Französisch sprach, verdankte er der Geistverschmelzung mit Matt Drax; so wie der Commander jetzt perfekt Hydritisch beherrschte.
    Es war auch gut, dass der Bürokrat nichts verstand; Die rüden Töne, die die Krieger dort oben anschlugen, hätten Buki'pa nur in seiner Ansicht bestärkt, dass es unverantwortlich war, dem Barbarenvolk beizustehen.
    Als sie auf dem Bauch lagen, drang der Geruch von Gras in Quart'ols Nüstern. Nun spürte er, dass es falsch gewesen war, an Bord der Transportqualle der letzten Mahlzeit zu entsagen.
    Doch er hatte wegen der Gerätschaft, die er unter der Kutte verbarg, innerlich so sehr gezittert, dass es ihm auf den Magen geschlagen war: Die Frage, ob es ihm gelingen würde, den für Matthew Drax bestimmten bionetischen Rechner an Land zu
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