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1658 - Lyndaras Kämpfer

Titel: 1658 - Lyndaras Kämpfer
Autoren: Unbekannt
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Überschweren hervorgegangen. Die Art und Weise jedoch, wie der Ertruser sie durcheinanderwirbelte, konnte man nur noch als spielerisch bezeichnen. Coltan und die anderen gingen wie in einer Flutwelle unter. Irgendwie brachte es Mordrer jr. dennoch fertig, durchzukommen. Mit einemmal lag das Getümmel hinter ihm. Kriechend entfernte er sich, sprang dann auf, rannte in Todesangst ans Ende des Korridors. Um die Ecke, dann die nächste Tür ... „Mordrer!"
    Von hinten erscholl ein markerschütternder Schrei. Ein scheinbar tonnenschwerer Körper prallte hinter ihm gegen die Wand; der Koloß war nicht rechtzeitig abgebogen, nutzte aber seinen Schwung, um direkt die Verfolgung aufzunehmen. Vier Meter. Es mußte möglich sein, die vier Meter zu überstehen.
    Der Sohn des Patriarchen hämmerte auf den Öffnungskontakt. Daß sämtliche Schotten an Bord Hochgeschwindigkeitsschotten waren, wußte er. Normalerweise dachte man über solche Dinge keine Sekunde nach – in diesem Fall jedoch starrte er hilflos auf die beiden Hälften, die im Schneckentempo auseinanderkrochen.
    Da waren 16 Zentner schwere Schritte, in seinem Rücken. Ein Schrei, den er nicht verstehen konnte.
    Die Tür stand offen.
    Mordrer jr. hechtete hindurch, bevor die Schaufelhände ihn ergriffen. Auf der anderen Seite erwischte er gedankenschnell den Verschlußkontakt. Das Schott fuhr zu, und diesmal war es so schnell, daß er kaum zu folgen vermochte. Die Spannung fiel ab von ihm. Für den Bruchteil einer Sekunde: Dann aber sah er, daß sich das Schott nicht vollständig geschlossen hatte, daß ein Schlitz von sechs Zentimetern Breite in der Mitte offen stand. Und nun sah er auch den Grund. Vier riesenhafte Finger, so dick wie Eisenrohre, stellten eine unüberwindliche Barriere dar.
    Brüllendes Gelächter von draußen raubte ihm fast das Hörvermögen. In seinem Körper breitete sich lähmendes Entsetzen aus. Da waren die Finger einer zweiten Hand, das Schott summte heftig im vergeblichen Versuch, die Lücke zu schließen.
    Mordrer sprang zur Regalwand, riß einen aufgeladenen Paralysator heraus und drehte sich um. Im selben Moment reagierte das Schott. Da sich die Blockade nicht beseitigen ließ, fuhr es beiseite. Im Türrahmen stand hoch aufgerichtet der Ertruser mit dem roten Sichelkamm.
    Sein Grinsen zog sich von einer Seite des Gesichtes zur anderen, und der Schlund, der bei seinem tobenden Gelächter zum Vorschein kam, war so groß, daß ein Springer bequem seinen Kopf darin hätte unterbringen können. Aber er, so dachte Mordrer jr., war kein Dompteur, und der Ertruser war kein Raubtier.
    Dieser Kerl war schlimmer. Er konnte eine reißende Bestie sein, eine lebendige Kampfmaschine.
    Bevor der andere seinen Mund geschlossen hatte, reagierte der Springer. Er hob den Paralysator, zielte auf die Brust des Giganten und schoß.
    Einen Augenblick lang herrschte Stille.
    Der Ertruser zuckte mit den Armen, bekam große Augen, und steckte einen zweiten Schuß ein, ohne umzukippen. Mordrer jr. schoß ein drittes, ein viertes Mal.
    Bis es dem Ertruser zu bunt wurde: Ansatzlos schnellten seine Arme vor. Die Waffe wurde aus Mordrer jrs. Händen gerissen. Er selbst erhielt einen heftigen Schlag vor die Stirn - der aber nicht tödlich war, denn er verlor nicht einmal das Bewußtsein.
    Bewegungsunfähig sackte er zu Boden.
    Der Ertruser beugte sich über ihn, sein grobes Mondgesicht lächelte voller Anerkennung. „Nicht schlecht, mein Kleiner. Beinahe wärest du ein Gegner geworden."
    Die Hand des Riesen sank auf ihn herab, als wolle sie ihn streicheln. Mordrer jr. spürte einen furchtbaren Druck auf seinen Schläfen. Es wurde dunkel.
     
    *
     
    Mordrer Keyn Haitabu war der Patriarch der Springerwalze, gütiger Herrscher über Tod und Leben, kluger Verwalter einer Mannschaft, und dazu ein Mann, der etwas Bequemlichkeit auf Reisen wohl zu schätzen wußte. Kein Wunder, da doch an Bord die geistige Arbeit an ihm hängenblieb. Seine Söhne waren keine rechte Hilfe, obwohl er im Lauf der Jahre deren sieben gezeugt hatte. Oja, sie alle entsprachen dem Idealbild eines Springers: Keiner, der nicht bullig, robust und rothaarig gewesen wäre. Aber nicht ein einziger hatte des Vaters Schläue geerbt. Man konnte sie wie Ramsar als Techniker verwenden, wie Udrill als Lademeister; oder ihnen Funk und Ortung der HAITABU anvertrauen, was an Bord dieses Schiffes sein Ältester Keyn übernahm. Sogar als Küchenhilfe oder Laufbursche fanden sie Verwendung, in der Feuerleitzentrale
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