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1658 - Lyndaras Kämpfer

Titel: 1658 - Lyndaras Kämpfer
Autoren: Unbekannt
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oder in den Beibooten - aber niemals als Kaufleute. Ihr größter Vorteil, so dachte der Patriarch wehmütig, lag in ihrem Respekt dem Vater gegenüber.
    Hätten sie ihm doch ein bißchen der wirklichen, der geistigen Arbeit abgenommen ... Aber das waren fromme Wünsche. Egal! Was derzeit zu verrichten war, in erster Linie Aufgaben in den Bereichen Navigation oder Triebwerkstechnik, überließ er getrost den Spezialisten. Und so kam es, daß sein Augenblick der Ruhe schon seit 40 Tagen andauerte. Er liebte intergalaktische Reisen. Kopf und Körper erholten sich optimal - solange sie optimale Behandlung erfuhren.
    Mordrer Keyn Haitabu war ein schmächtiger Mann. Das rote Haar wuchs nur noch schütter, obwohl er erst 73 Jahre alt war. Besonders der klägliche, schwache Bartwuchs fiel ins Auge.
    Trotzdem gelang es ihm mit traumwandlerischer Sicherheit, sich in der eigenen Sippe durchzusetzen. Er war an Bord der unumschränkte Herrscher. Das einzige, was ihm derzeit überhaupt nicht in den Kram paßte, war die Anwesenheit dieser Ertruser. Fünfzehn geistig total verdrehte, unberechenbare Typen ... Lyndara, die Anführerin, erschien ihm regelrecht unheimlich. Er war sicher, daß sie irgend etwas verbarg. Etwas von großer Wichtigkeit - was ihm sicher ein zweites Raumschiffais Gewinn gebracht hätte, hätte er es nur herausgefunden. Aber er wollte zufrieden sein, dachte Mordrer träge. Auch so verdiente er Unsummen mit dem Transport.
    Zu Beginn der Reise hatte Lyndara einen Mann seiner Besatzung umgebracht. Offenbar im Zustand der Verwirrung; jedenfalls, ohne daß sie sich hinterher hatte erinnern können. Für dieses Opfer gedachte er eine weitere, ebenfalls stattliche Summe einzustreichen. Die Hinterbliebenen wollten versorgt sein. Und da Springer nun einmal als Sippe zusammenlebten, war das in dem Fall er, Mordrer Keyn Haitabu. „Olina!"
    Das mausgraue, unscheinbare Geschöpf, das gehorsam den Kopf wandte und ihn ansah, war seine Frau. Sie war es, die ihm sieben Söhne geschenkt hatte. Darüber hinaus jedoch fand der Patriarch wenig Verwendung für sie. „Ja, Mordrer?"
    „Geh, Olina. Mach dich irgendwo nützlich. So zwei oder drei Stunden lang."
    „Ja, Mordrer."
    Er wartete zumindest ab, bis sie verschwunden war, und nahm dann erst über Interkom mit Strania und Jurige Kontakt auf. „In zehn Minuten in meiner Kabine, ihr Hübschen!" Er lachte lauthals. „Euer Patriarch braucht nach einem schweren Tag Zerstreuung."
    „Wir freuen uns schon, Mordrer. Wir werden uns Mühe geben ..."
    Die beiden pausbäckigen, rosigen Gesichter gehörten zu denen, die er nicht ständig sehen mochte; an Strania und Jurige wandte er sich nur dann, wenn er in dieser speziellen Stimmung war, wenn seine geschundenen Glieder nach Massage gierten.
    Behaglich streckte er sich auf seiner Liege aus. Mordrer Keyn Haitabu drehte die Temperatur höher, so daß er nicht frieren mußte, schob sich aus einem Kasten kleine, salzige Pralinen in den Mund und schloß die Augen. Er spürte das Pulsieren in seinen Adern, und einen träumerischen, glücklichen Augenblick lang war er überzeugt, daß dieser Puls der Herzschlag des Universums sei. Doch in den Puls mischte sich ein Stampfen. Es waren Schrittgeräusche.
    Er hörte, wie die Tür beiseite fuhr, wie sich die Stampflaute bis auf wenige Zentimeter Entfernung näherten. Vier Saurierfüße, dazu kurze, bedächtige Bewegungen. Als er die Augen öffnete, standen da Strania und Jurige. „Unser kleiner Sonnenschein!" Milde lächelte der Patriarch. Er genoß es, sich wie ein verwöhntes Balg einfach auszustrecken und ihre Hände zu spüren. Strania sah noch fetter und massiger als Jurige aus, wenn das überhaupt möglich war. Ihre fleischigen Hände griffen nach seinem Nacken, während Jurige wohlriechendes Öl über seinen ganzen Körper verteilte. Und damit war wirklich der ganze Körper gemeint. Ihre doppelten und dreifachen Kinnfalten verzogen sich mit den feisten Gesichtern, wenn sie ihre Scherze trieben. Mordrer lag völlig still. Er ließ die Behandlung auf sich wirken. Es sich gutgehen zu lassen, war keine leichte Sache, sondern hohe Kunst. Dazu brauchte es Sinn und Verstand. Und das war auch der Grund, weshalb eine solche Behandlung dem Rest seiner Besatzung versagt blieb, weshalb sie sich mit kleineren Vergnügen wie Raufen oder Glücksspiel zufriedengeben mußte.
    Mordrer verfolgte jede Bewegung mit geschlossenen Augen.
    Er spürte die riesenhaften Brüste, wie sie bei der Arbeit erbebten; die
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