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1658 - Lyndaras Kämpfer

Titel: 1658 - Lyndaras Kämpfer
Autoren: Unbekannt
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Person hat in diesem Büro unter ständiger Beobachtung gestanden."
    „Trug sie Waffen?"
    „Nein. Außer, es hätte sich um komplexe chemische Waffen gehandelt."
    „Was ist mit den Stiefeln?"
    „Normales Schuhwerk."
    „Und die Sohle?"
    „Die Orter haben nichts Außergewöhnliches registriert."
    „Es hat sich nicht um metallische Sohlen gehandelt?"
    „Definitiv nein."
    „Es ist gut."
    Mit einem anerkennenden Lächeln lehnte sich Adams in seinen Sessel zurück. Von hier aus schweifte sein Blick durch das Fenster; er schaute viele Kilometer weit über die Skyline von Terrania, auf den wimmelnden Gleiterverkehr, pulsierend um diese Mittagszeit, und auf die Reflexionen der 20 000 Wohntürme, die man aus großer Höhe sehen konnte. Eine Metropole dieser Art war in der bewohnten Milchstraße einmalig. Vor seinem inneren Ohr ließ er noch einmal Pia Starrows Worte ablaufen, ihr schnell gesprochenes Interkosmo, die scharfe Betonung. Den speziellen Dialekt der Hauptstadt fand man nur hier, in Terrania. Wer hier aufwuchs, verlor ihn nie. So brachte die Stadt immer neue Wunder hervor. Denn wer es schaffte, die Syntroniken des HQ Hanse hereinzulegen, gehörte eindeutig in diese Kategorie.
    Homer G. Adams verspürte unbezähmbare Neugierde, wenn er an ihre Stiefel dachte. Und dafür, überlegte der kleine Mann, mußte er Tek vielleicht sogar dankbar sein.
     
    *
     
    Am nächsten Morgen erwartete Pia Starrow ihn vor dem HQ Hanse. Sie stand mitten im Besucherstrom. Viele Männer, die vorbeigingen, verdrehten nach ihr die Augen, und von den Frauen traf sie mancher böse Blick. Adams schüttelte ungläubig den Kopf. Daß er ebenfalls diesen Weg nahm, war zwar an jedem Dienstag der Fall, weil er an Montagen sein Stadtapartment benutzte, aber woher wußte Pia das? „Dein Sekretär hat mich informiert", erklärte sie statt einer Begrüßung. „Du hast in einer halben Stunde einen Termin, Homer. Am westlichen Stadtrand. Eine Mikro-Tech-Fabrik. Sie eröffnen heute die Produktion."
    „Ich erinnere mich", sagte er. „Ohne meine persönliche Empfehlung wäre der Kredit nie zustande gekommen." Ungeduldig wedelte er mit der Hand. „Wir sehen uns heute abend, Pia."
    Doch als er zur Seite schaute, war sie neben ihm. Heute klapperten die Stiefel nicht mehr, oder er hatte es nur gestern auf dem Bodenbelag seines Büros deutlich wahrgenommen. Sie hielt Schritt, ohne auch nur im mindesten aus der Puste zu kommen - selbst auf der Treppe, die er anstelle des Antigravschachts benutzte. „Was noch?"
    „Ich bin deine Pilotin."
    „Mein Gleiter hat Autopilot."
    „Autopiloten taugen nichts." Seufzend ergab sich Adams in sein Schicksal. Er sah ein, daß er sie so nicht abschütteln konnte, verließ die Treppe und ließ sich mit der Frau an seiner Seite aufs Dach des HQ Hanse tragen. Sein Gleiter, eine hochleistungsfähige Punta-9-Spezialkonstruktion, stand längst bereit. Er selbst setzte sich auf den rechten Sitz, Pia Starrow nahm im Sessel des Piloten Platz. „Du hast die Koordinaten?"
    „Ich pflege mich immer gründlich vorzubereiten, Homer."
    „Dann kann's losgehen." Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte sich der kleine Mann wie von einer Riesenfaust in den Sitz gepreßt. Der Gleiter hob mit ungeheurer Beschleunigung ab.
    Er, der das bequeme Leben in Terrania schon seit langer Zeit zu schätzen wußte, der selten einmal seine zivilisierte Umgebung verließ, saß plötzlich neben einer Verrückten. Pia Starrow legte den Punta-9 auf die Seite und steuerte halsbrecherisch enge Kurven, eine nach der anderen. Die verspiegelten Fenster eines Wohnturms schossen in weniger als zehn Metern Abstand vorbei. Zum Boden betrug der Abstand 300 Meter; und hätte er nicht gewußt, wieviel diese Gleiter zu leisten vermochten, er hätte sich ernstlich Gedanken gemacht. So aber sagte Homer G. Adams nicht ein einziges Wort. Im Höllentempo ging es durch den dichtesten Verkehr des Morgens, und wenn es etwas gab, was Unfälle verhinderte, so war es nicht Pia Starrow, sondern die Tatsache, daß fast alle anderen Gleiter vom Verkehrsverbund der Stadt gelenkt wurden. „Anfrage von Terrania-Verkehrs-Service", schnurrte der Bordsyntron. „Bitte Steuerung an Autopiloten übertragen."
    „Abgelehnt", versetzte Pia Starrow kalt. „Dieses Fahrzeug genießt Vorrang aufgrund einer wichtigen Mission."
    Adams schüttelte den Kopf, sagte aber noch immer nichts. Er hatte nicht die Absicht, sich als ängstlichen Zwerg zu erweisen. Statt dessen kramte er den
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