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1658 - Lyndaras Kämpfer

Titel: 1658 - Lyndaras Kämpfer
Autoren: Unbekannt
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Lippen.
    Aber in diesem Moment stockte Seffer. „He! Erzähl weiter, Kleiner! Was hat er dann mit der Dicken gemacht?"
    „Ja!" riefen die anderen. „Also, er hatte sie ausgezogen, ihr diesen roten Fummel geschenkt, und dann?"
    „Stimmt! Was haben sie mit dem terranischen Honig angestellt?"
    „Und was mit den Eiswürfeln? Die schmelzen doch wie Butter!"
    „Still."
    Die anderen spürten wohl, daß es Seffer ernst war. Keiner sprach ein einziges Wort. Der Lärm jedoch, der an den Nebentischen weiter lauthals produziert wurde, übertönte jedes andere Geräusch. Seffer schaute nur aufmerksam; er wußte nicht, was er suchte, aber er wußte, daß etwas nicht in Ordnung war. Etwas, das sich nicht bewegen durfte, hatte sich bewegt. Und dann sah er es. Seffer bekam riesengroße Augen. Für ihn sah es aus, als rückten die Raumteiler um die Messe unmerklich immer weiter zusammen. Als er die Kanten zwischen Decke und Wänden fixierte, wurde es noch deutlicher.
    Der Sohn des Patriarchen sprang wie von der Tarantel gestochen auf. „Leute!" schrie er. „Die Wände! Seht euch die Wände an!"
    Eine Zehntelsekunde war Stille.
    Dann aber schien der Raum förmlich zu explodieren.
    Plötzlich kippten sämtliche vier Wände der Messe nach vorn, legten dabei die nächststehenden, nicht besetzten Tische in Trümmer und schepperten mit ungeheurem Lärm über den Boden. Dahinter brach eine wilde Horde von Ertrusern hervor. Eigentlich waren es nur vier, hinter jeder dünnen Wand nur einer. Diese vier jedoch entwickelten eine derartige Durchschlagskraft, daß sie im Verlauf einer Sekunde die Hälfte der Springer von den Beinen rissen und die andere Hälfte zu Salzsäulen erstarren ließen. Lediglich Seffer und ein paar andere setzten sich zur Wehr. Das heißt - keiner kam weiter, als abwehrend die Hände zu heben oder eines des tanzenden Ungetüme scharf ins Auge zu fassen. In diesem Augenblick wurde Seffer von einer Dampfwalze überrollt. Er fand sich wimmernd am Boden wieder. Sie alle wurden rüde hochgehoben, in eine Ecke geschleudert und dort liegengelassen.
    Der Ertruser, der mit geballten Fäusten vor sie hintrat, trug den Namen Poulkar. Er war zweieinhalb Meter groß, wie die drei anderen, und der Anblick seines zernarbten, verzerrten Gesichtes ließ Seffer und die anderen vor Schrecken zittern.
    Daß es so sein würde, hatte keiner geahnt. Sicher, sie hatten schon mit den Ertrusern zu tun gehabt. Aber eine echte Vorstellung, wie es war, von einem Wirbelsturm zerlegt zu werden, bekamen sie jetzt erst. „So, ihr Memmen!" dröhnte Poulkar. „Ich erkläre euch alle für verhaftet. Ihr steht unter Arrest. Rührt euch nicht, bevor es euch erlaubt wird! Ist das klar?"
    Niemand antwortete. Die Springer starrten ungläubig zu Poulkar hoch. Manche schüttelten die Köpfe, andere ließen vor Verblüffung die Münder offenstehen.
    Jähzornig ballte Poulkar die Faust. „Wird's bald? Verdiene ich keine Antwort?"
    „Ja. - Wir haben verstanden. - Alles klar." .Keiner, der nicht an das Todesopfer dachte, das Lyndaras Verwirrung zu Beginn der Reise gefordert hatte.
    Die Worte der Springer waren teils gemurmelt, teils unter Jammern hervorgepreßt. Wie hatte das passieren können? Die Messe sah aus wie ein Trümmerhaufen. Die Leute jedoch waren unverletzt; höchstens ein paar Abschürfungen hier und dort, aber keine Knochenbrüche, keine inneren Blutungen. Und das, so fand Seffer, war immerhin Glück im Unglück.
    Das Ärgste war ihnen erspart geblieben. Keiner mußte zu Doc Mizzuk in Behandlung, es würde also keine Todesopfer geben.
     
    *
     
    Mordrer jr. war der Zweitälteste Sohn von Mordrer Keyn Haitabu. Von der Bauernschläue und Händlermentalität seines Vaters jedoch hatte er nichts geerbt. Ebenso wie seine sämtlichen Brüder war er ein Mann der Tat, mit reichlich technischem Verständnis ausgestattet, nicht aber mit den Eigenschaften, die einen Springer erst erfolgreich machten.
    Sobald es darum ging, Geschäfte abzuschließen, Eingeborene übers Ohr zu hauen oder mit Leuten wie Homer G. Adams zu verhandeln, war Mordrer jr. der erste, der den Mund hielt.
    Daß er deshalb nutzlos gewesen wäre, konnte man allerdings auch nicht behaupten. Denn die Springer waren nicht allein ein Volk der Händler, sondern Raumfahrer seit mehr als zehntausend Jahren. Techniker standen vielleicht in geringerem Ansehen als Händler - gefragt jedoch waren sie im selben Maß.
    An diesem Tag führte Mordrer jr. das Kommando über eine der beiden
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