Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1644 - Sturm auf Wanderer

Titel: 1644 - Sturm auf Wanderer
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
kaum noch auf den Beinen halten. Sie taumelten durch das Unterholz, gewannen freies Gelände und erreichten nach etwas mehr als einer Stunde die Bodenschleuse der EIDOLON. Vollkommen erschöpft ließen sie sich von einem Antigravfeld einfangen und an Bord ziehen.
    Wenige Meter hinter der Schleuse sanken sie auf den Boden. „Ich pfeife auf die Unsterblichkeit", sagte Cläre. „Ich will lieber die Jahre voll genießen, die ich vor mir habe, als noch einmal vom ewigen Leben träumen und dafür durch diese Hölle gehen."
    „Du sprichst mir aus der Seele", seufzte Alpar. „Ich habe die Nase voll. Ich werde Wanderer nie wieder betreten."
    Cläre lachte leise. „Du bist gut, Junge! Wir sind nach wie vor auf Wanderer! Frei atmen kann ich erst, wenn wir gestartet sind."
    Alpar schwieg lange, und in dieser Zeit hörte Cläre nur, wie er heftig atmete. Dann aber fragte der junge Mann: „Glaubst du wirklich, daß ES uns durch den Transmitter verschwinden oder mit der EIDOLON starten läßt?"
    Deutlich vernahmen die beiden ein unheimliches Lachen.
    Die Superintelligenz reagierte auf die Frage, doch was war ihre Antwort?
    Durch die offene Schleuse beobachteten sie eine Gruppe von vier Jägern der Unsterblichkeit, die vollkommen entkräftet zur EIDOLON zurückkehrten. Zwei von ihnen waren so schwach, daß sie nur noch kriechen konnten.
    Alnora Deponar und Henna Zarphis erging es nicht anders als den anderen Jägern der Unsterblichkeit. Auch sie hatten das Gefühl, daß sich die Zeit selbständig gemacht hatte. Nach einigen Tag-Nacht-Intervallen von unterschiedlicher Länge wußten sie nicht mehr, wie lange sie schon auf Wanderer weilten.
    Waren es Tage? Waren es Stunden? Oder gar Wochen?
    Sie irrten durch die Bergwelt des Kunstplaneten, ernährten sich von dem, was sie mit sich führten, und als ihre allzu knappen Vorräte aufgebraucht waren, verzehrten sie Beeren und birnenförmige Früchte, die sie von den Bäumen und Büschen pflückten. Immer wieder kam es zu Zwischenfällen, bei denen die Natur aus den Fugen zu geraten schien und sie in Gefahr gerieten, bis schließlich der Tag kam, an dem Henna Zarphis einfach stehen blieb und sich weigerte weiterzugehen. „Schluß und aus", sagte sie. „Ich kehre zur EIDOLON zurück."
    „Und wo ist die?" fragte Alnora. Ihre Augen leuchteten fanatisch. Trotz der Anstrengungen schien sie voller Energie zu sein. „Na also! Rede keinen Unsinn und komm mit!"
    „Ihr beide kommt mit mir", sagte jemand mit gebrochen klingender Stimme hinter ihnen.
    Als sich die beiden Schwestern umdrehten, sahen sie eine alte, gebeugte Frau. Sie war nur wenig mehr als anderthalb Meter groß, dürr und knochig. Das Gesicht schien aus einem antiken terranischen Märchenbuch entnommen zu sein, in denen Hexen dargestellt werden. Sie stützte sich auf einen langen, knorrigen Ast. „Tipa Riordan", sagte Henna Zarphis. „Ja, du mußt die Piratin sein, von denen in den Legenden die Rede ist."
    „Unsinn!" Alnora Deponar lachte wie von einer Titanenlast befreit. „Das ist Homunk, der Helfer und Beauftragte von ES in der Gestalt von Tipa Riordan."
    „Ich habe gehört, daß die Aufgabe von Homunk im Jahre 1171 beendet wurde", sagte ihre Schwester. „Also - wer bist du?"
    Die Frau, die wie die Piratin Tipa Riordan aussah, wandte sich um und ging davon, und als die Klonschwestern ihr folgten, verschwand die Felsenlandschaft, in der sie sich zuvor befunden hatten. Sie fanden sich mitten in der geheimnisvollen Maschinenstadt wieder, von der sie schon so viel gehört hatten.
    Sie betraten die Halle mit dem Physiotron, und die Blaue Schlange wähnte sich an ihrem Ziel.
    Sie boxte Henna triumphierend in die Seite. „Siehst du?" wisperte sie. „Ich hab's dir doch gesagt! Wir schaffen es! Soweit ist niemand sonst gekommen."
    Während Tipa Riordan sich in Nichts auflöste und verschwand, schien Alnora um Zentimeter gewachsen zu sei. Hoch aufgerichtet trat sie auf die schimmernde Energiespirale zu, die ES repräsentierte. „Wieso?" donnerte eine Stimme auf sie herab. Sie war so mächtig, daß sie die Halle bis in ihre Grundfesten zu erschüttern schien. „Wieso glaubt ihr, Spiegelgeborene zu sein?"
    „Wir haben ein Anrecht auf den Unsterblichkeits-Chip", antwortete Alnora, die ihre Stimme unwillkürlich erhob. „Wir sind Klonschwestern. Wir gehören ein und demselben Klonstamm an. Nur wir kommen als Spiegelgeborene in Frage!"
    Henna fröstelte plötzlich. Ihr war, als ob ein kalter Windhauch durch die Halle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher