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1644 - Sturm auf Wanderer

Titel: 1644 - Sturm auf Wanderer
Autoren: Unbekannt
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Lava verformte. Sie bildete einen riesigen Mund, und er war sicher, daß die Frage aus ihm kam. Er wußte aber auch, daß nicht er, sondern der Blue gemeint war, obwohl ihm das niemand gesagt hatte. „Ich wurde nach der neuen Spiegel-Methode geboren, die von dem Blue-Wissenschaftler Zyrciss entwickelt wurde", zirpte der Blue. „Ich habe eine gespaltene Persönlichkeit!" brüllte Hark, einer Panik nahe. „Die Ärzte haben es mir bescheinigt. Sie nennen es einen Spiegeleffekt, weil die eine Persönlichkeit jeweils widerspiegelt, was die andere während ihrer Dominanz an psychischen Konflikten entwickelt hat! Deshalb haben mich die Ärzte in einer veröffentlichten Abhandlung als Spiegelgeborenen bezeichnet!"
    Die glühende Lava verformte sich an einer Stelle weiter. Über dem Mund wuchs eine gekrümmte Nase, darüber bildeten sich zwei Augen. Das unheimliche Gebilde hielt sich aber nur für einige Minuten, dann brach es zusammen, und die Glut floß weiter auf die drei Jäger der Unsterblichkeit zu.
    Die Hitze wurde nahezu unerträglich. Verzweifelt sah Hark sich um. Er konnte nirgendwohin. Von allen Seiten näherten sich die Glutmassen. „ES", kreischte der Springer. „Das kannst du nicht tun! Das paßt nicht zu dir. Hör auf damit!"
    Die Lava floß plötzlich schneller auf sie zu. Wild und verzweifelt kämpfte der Springer um seine Freiheit, und plötzlich gelang es ihm, aus den Felsen freizukommen. Er sprang auf, drehte sich um und flüchtete in die Richtung, der er bisher den Rücken zugewandt hatte.
    Erst nach vier, fünf Schritten merkte er, daß sich ihm auch hier keinen Ausweg bot. Er fuhr herum, rannte in die andere Richtung und blieb dann stehen. „ES!" brüllte er. „Hilf uns! Du darfst uns nicht verbrennen !"
    Hark versuchte, etwas zu sagen, doch kein Laut kam über seine zuckenden Lippen. Er sank auf die Knie und schirmte sein Gesicht mit den Armen gegen die Hitze ab. Wiederum meinte er, ein aus Glut bestehendes Gesicht in der Lava zu sehen.
    Der Blue verlor die Nerven. Er stürmte plötzlich los. „Das ist alles nur ein Bluff!" schrie er. „Es ist keine Glut. Es ist nur eine Täuschung! ES liebt solche Scherze!"
    Er sprang auf die Lava und verbrannte.
    Zwei Minuten später gingen die Kleider des Springers in Flammen auf, und eine weitere Minute darauf starben er und Hark unter den Glutmassen, die unbeirrbar über sie hinwegflossen.
    Blitze zuckten um sie herum und schlugen krachend in die Felswand. Henna Zarphis beobachtete, wie Gestein aus der Wand herausgesprengt wurde.
    Zusammen mit Alnora stand sie auf einem schmalen Sims. Die Frauen konnten nicht erkennen, wohin sie sich wenden mußten, um sicheres Gelände zu erreichen. Der Nebel verhüllte, wo der Ausweg war. „Für eine Seite müssen wir uns entscheiden!" rief Alnora. „Wenn es falsch ist, kehren wir eben wieder um."
    Henna schob sich voran. Sie fühlte sich eigenartig sicher, als wüßte sie genau, daß ihr nichts geschehen konnte.
    Hin und wieder blickte sie in den Nebel hinaus, und dann meinte sie, Gesichter zu sehen. Sie redete sich ein, daß sie unter Sinnestäuschungen litt, und zwang sich, ihre Blicke nur noch auf den Sims zu richten.
    Blitze schlugen ein, und der nachfolgende Donner wurde immer lauter. Irgendwo im Hintergrund ertönte ein Geräusch wie von einer leerlaufenden Kreissäge, zunächst war es nur leise und fiel kaum auf, doch dann wurde es lauter. Es war schrill und unangenehm und tat in den Ohren weh.
    Der Sims verbreiterte sich, Henna ging schneller. „Nicht doch", rief Alnora. „Sei vorsichtig!"
    Henna beachtete die Warnung nicht - bis sie ihren Fuß auf eine Stelle setzte, an der sie festen Felsen sah, wo sich jedoch nichts befand. Sie trat ins Leere, verlor das Gleichgewicht, schlug verzweifelt mit den Armen um sich, stürzte - und konnte sich im letzten Moment am Sims halten.
    Für wenige Sekunden öffnete sich der Nebel. Henna erkannte, daß sie in schwindelnder Höhe an einer Steilwand hing, so hoch, daß sie nicht einmal abschätzen konnte, wie tief der Abgrund unter ihr war.
    Alnora lag kaum zwei Meter von ihr entfernt flach auf dem Bauch und kroch zu ihr hin. „Halt aus", rief sie. „Ich helfe dir."
    Ganz deutlich spürte Henna in diesem Moment, wie ihr jemand auf die Schulter klopfte. Sie war so erschrocken, daß sie beinahe ihren Halt aufgegeben hätte. „Wieso bildest du dir ein, daß du eine Spiegelgeborene sein könntest?" fragte eine Stimme, die aus dem sich wieder schließenden Nebel kam. Alnora
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