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1638 - Leichenspur des Künstlers

1638 - Leichenspur des Künstlers

Titel: 1638 - Leichenspur des Künstlers
Autoren: Jason Dark
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wäre.
    Die kühle Luft wehte gegen unsere Gesichter. Ich hatte das Gefühl, dass die Umgebung nach Wein schmeckte. Das Licht reichte uns aus, und plötzlich entdeckten wir am Ende des Weinkellers eine Tür, die zur Hälfte offen stand.
    Wie auf ein geheimes Kommando blieben wir stehen Harry runzelte die Stirn und flüsterte: »Ist das normal?«
    »Keine Ahnung. Ich habe mit Weinkellern keine Erfahrung.«
    Die offene Tür reizte uns natürlich. Was hinter ihr lag, erkannten wir nicht, aber das würden wir sehr gleich sehen. Zumindest wurden wir von keinem Menschen erwartet, denn niemand kam uns entgegen.
    Mit dem Fuß trat ich die Tür ganz auf, während mir Harry die nötige Rückendeckung gab.
    Der erste Blick brachte nichts. Das Licht im Keller reichte nicht aus, um den dunklen Raum zu erhellen. Wir wurden auch nicht angegriffen, und so schoben wir uns hinein. Ich holte meine Leuchte hervor und ließ den Lichtarm kreisen.
    Kerzen, von denen nicht eine brannte, die aber teilweise bis zur Hälfte geschmolzen waren, erschienen zuerst im Schein des Lichts. Wenig später leuchtete ich gegen die Wand und sah die zahlreichen Zeitungsausschnitte in Plastikhüllen.
    Mir war klar, dass wir Gilensas private Höhle entdeckt hatten. Er war ein Sammler gewesen, und beim Nähertreten stellte ich fest, dass diese Artikel nichts mit dem gemein hatten, den er über mich auf die Leiche gelegt hatte.
    In diesen Ausschnitten wurde über brutale Mörder berichtet, die auf grausame Weise Furore gemacht hatten. Es waren Täter, die in den verschiedensten Ländern ihre Spuren hinterlassen hatten. Das europäische Ausland war gut vertreten. Auch aus meiner Heimat waren Berichte zu sehen. Nicht aus der letzten Zeit, sondern aus einer schon recht weit zurückliegenden Vergangenheit.
    Harry war an mich herangetreten. Er sah die Artikel ebenso wie ich und nickte.
    »Hast du das erwartet, John?«
    »Nein. Auf keinen Fall.«
    »Ich gehe davon aus, dass sich dieser Frank Gilensa an diesen Unholden ein Bespiel genommen hat, John. Er wollte so werden wie sie.«
    »Genau.« Harry lachte leise. »Was muss in seinem Kopf nur vorgehen? Wie kommt jemand dazu, sich daran ein Beispiel zu nehmen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Und dann hat er dich auf seine Liste gesetzt.«
    »Wahrscheinlich fühlte er sich stark.«
    »Und wer hat ihn dazu gemacht? Ist er so geworden, weil er sich jeden Tag die Bilder angeschaut hat und die Berichte über die Taten gelesen hat?«
    »Das ist eine Möglichkeit. Ich weiß aus Erfahrung, dass es Menschen gibt, die immer wieder Kontakt zum Jenseits suchen. Zum Teufel, wie immer man ihn auch sehen mag. Oder zu anderen Dämonen und deren Geistern.«
    »Kann es auch der ganz normale Wahnsinn sein, dem dieser Mensch anheim gefallen ist?«
    »Auch, Harry. Da er sich jedoch um mich gekümmert hat, tendiere ich eher zu der Möglichkeit, dass er mit einer anderen Welt Kontakt aufgenommen hat.«
    »Gut«, murmelte Harry. »Lassen wir das mal so stehen. Aber wir müssen auch davon ausgehen, dass er das Weite gesucht hat. Er ist geflohen. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen. Obwohl das nicht zu ihm passt. Dazu ist sein Hass auf dich zu groß.«
    »Das stimmt schon«, sagte ich. »Wenn er geflohen ist, frage ich mich, wo er sich versteckt halten könnte.«
    »In seiner Wohnung?«
    »Unwahrscheinlich. Auf jeden Fall werden wir Herrn Finke fragen, wo er lebt.«
    »Okay.«
    Wir hatten genug gesehen. Ein weiterer Aufenthalt brachte uns nicht weiter. So sahen wir zu, dass wir so schnell wie möglich aus dem Keller herauskamen.
    Als wir den normalen Teil des Hotels betraten, da wehte uns ein Wirrwarr von Stimmen entgegen. Die Gäste hielten die Bistrotische besetzt. Alles lief seinen Gang, als wäre nichts geschehen. Die Mitarbeiter waren wirklich top.
    Auch den Chef sahen wir. Er stand an einer Ecke der Rezeption und drehte uns den Rücken zu. Den Kopf hielt er leicht gesenkt. Gegen sein linkes Ohr hatte er ein Handy gepresst.
    Wir wollten ihn erst das Telefonat beenden lassen, um ihn dann zu befragen. Er redete nicht laut, aber wir sahen, dass er zitterte, obwohl er uns den Rücken zudrehte.
    Sekunden später war das Gespräch beendet. Der Hotelchef drehte sich um - und hätte beinahe geschrien, als er uns sah. Im letzten Moment riss er sich zusammen.
    »Da sind Sie ja!«
    »Klar«, sagte Harry. »Was ist denn los?«
    Herr Finke verdrehte die Augen. Auf seinem Gesicht gab es keine Stelle, die nicht von Schweiß bedeckt war. In seinen Augen
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