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1637 - Der Spuk, der Nebel und wir

1637 - Der Spuk, der Nebel und wir

Titel: 1637 - Der Spuk, der Nebel und wir
Autoren: Jason Dark
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heißer machen. Mir war klar, dass ich irgendwann in ihre Gewalt gelangen würde.
    Den Rest würde er dann erledigen, denn ich glaubte nicht, dass er sich mein Blut entgehen lassen würde. Ich musste nur entsprechend schwach sein, dann würde er über mich herfallen.
    Der Wind fuhr mir ins Gesicht. Meine Augen brannten, weil Staub hineingeraten war.
    Wie lange die Reise noch dauern würde, wusste ich nicht. Ich sah auch nicht mehr, wohin wir flogen, weil es besser war, wenn ich die Augen schloss.
    Plötzlich fiel ich!
    Sofort riss ich die Augen wieder auf. Rasend schnell näherte sich der graue Erdboden. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr von den Klauen festgehalten zu werden. Da irrte ich mich. Kurz bevor ich aufprallen konnte, wurde der Flug abgestoppt.
    Der Schrei, den ich hatte ausstoßen wollen, blieb mir in der Kehle stecken. Die Krallen ließen mich endgültig los, und ich landete sogar auf meinen Füßen. Leicht knickte ich noch in den Knien ein, aber ich fiel nicht nach vorn.
    Es war geschafft. Mallmann hatte mich losgelassen und mich an den Platz gebracht, der für ihn wichtig war.
    Ich hörte ihn über meinem Kopf. Durch das Rauschen der Schwingen hallte sein hartes Lachen, dann flog er weg und ließ mich allein…
    ***
    Ich hatte es mir im Laufe der Zeit beigebracht, immer positiv zu denken.
    Das tat ich auch in dieser Situation. Es war nichts verloren, ich lebte noch. Ich war nicht verletzt, und ich würde mich zudem wehren können, wenn es hart auf hart kam.
    Wie hart wurde es?
    Die Begrüßung durch den Herrscher war vorbei. Der Ouvertüre folgte in der Regel das gesamte Drama, und das würde sich mit jedem Akt steigern. Da machte ich mir nichts vor.
    Mallmann hatte mich bestimmt an einen Ort geschafft, an dem er sicher sein konnte, dass alles in seinem Sinne lief. Auch hier gab es so gut wie kein Licht. Die graue Dämmerung war allgegenwärtig. Aber sie war nicht so dicht, als dass ich nichts hätte sehen können. Ich war schon in der Lage, meine Umgebung zu erkennen, und was ich sah, ließ mich nicht gerade vor Freude springen.
    Es gab nur die Einsamkeit. Es war kein Laut zu hören. Aber ich sah Staub in der Luft, der sich nur langsam senkte. So dauerte es, bis mein Blick klarer wurde, und da sah ich, dass die Umgebung doch nicht so leer war.
    Mallmann hatte seine Welt nicht nur mit seinen Dienern gefüllt, er hatte ihr auch ein Gesicht gegeben. In diesem Fall bestand dies aus einem recht breiten Tal, das sich weiter vor mir verengte, denn zu beiden Seiten wuchsen Felswände in die Höhe, die sehr steil aussahen. In meiner Umgebung waren sie weiter entfernt.
    Ich holte meine kleine Lampe hervor, die immer in meiner Jackentasche steckte. Hier Licht zu haben war das, was ich am meisten wollte. Ich stellte den Strahl so ein, dass er fächerförmig nach vorn stach und direkt in das Grau hinein.
    Natürlich wirbelten zahlreiche Staubteilchen durch den Strahl, aber das Licht war stark genug, um mir ein Ende oder ein Ziel zu zeigen, und als ich es sah, weiteten sich meine Augen.
    Dort, wo sich die Felsen so verengten, dass sie beinahe zusammenwuchsen, ragten Steine aus dem Boden hervor. In dieser Welt sahen sie für mich künstlich aus, und als ich näher heranging, entdeckte ich, dass ich mich nicht geirrt hatte.
    Sie waren künstlich. Man hatte das Material bearbeitet und zu Grabsteinen gemacht. Vor mir lag ein Friedhof.
    Mir schoss durch den Kopf, dass dieses Gelände meine Letzte Ruhestätte werden konnte. Das Bild war nicht mal so neu für mich. In einer ähnlichen Umgebung hatte ich mich schon mal bewegt, aber daran wollte ich jetzt nicht denken.
    Meine Neugierde, den Friedhof zu untersuchen, war einfach zu groß. Es trieb mich förmlich hin. Allerdings vergaß ich dabei nicht, meine Umgebung im Auge zu behalten.
    Ich beobachtete die Wände an den beiden Seiten und stellte fest, dass sie nicht kompakt waren. In unregelmäßigen Abständen waren Öffnungen in sie hineingeschlagen worden, und das in einer Höhe, die so gering war, dass ein Mensch hineinkriechen konnte. Ideale Verstecke.
    Es war mir natürlich klar, dass meine Gegner in diesen Höhlen lauern konnten. Was hätte ich tun sollen? Zurückgehen? Hier war niemand, der mir zur Seite stand. Ich würde immer wieder auf Kreaturen treffen, die mein Blut wollten. Also setzte ich meinen Weg zu diesem seltsamen Friedhof hin fort.
    Ich vermied es dabei, in die Öffnungen in den Felswänden zu leuchten, denn ich wollte der Gefahr so lange wie möglich
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