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1628 - Die Tür zum Jenseits

1628 - Die Tür zum Jenseits

Titel: 1628 - Die Tür zum Jenseits
Autoren: Jason Dark
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stellen konnte. »Und das alles ist auf deinem Mist gewachsen?«
    »Man hat mich auf diesen Weg gebracht.«
    »Aha. Und wer?«
    »Ein Besucher. Ich habe ihn mehrmals getroffen und lange mit ihm gesprochen. Er hat meiner Existenz wieder Spannung gegeben. Ich konnte erfahren, dass es Tote und andere Tote gibt, die eigentlich noch leben. Da ist das Unglaubliche zu einer Wahrheit geworden, und der Engel auf dem Friedhof wurde zur Tür zum Jenseits.«
    Franz Decker wusste jetzt Bescheid. Er musste erst damit fertig werden und horchte in sich hinein. Dabei gab er zu, dass diese Person ihn hörig gemacht hatte. Ja, er war ihr verfallen. Sie hatte ihn an der Leine geführt.
    Ihm mal Zuckerbrot gegeben, dann wieder die Peitsche. In dieser Nacht hatte er das Zuckerbrot bekommen.
    Er hatte sogar Mitleid mit ihr gehabt, als die Tochter starb. Jetzt aber hatte sie ihm die ganze Wahrheit eröffnet, und das war ihm zu viel.
    Es war schwer für ihn, ein Wort hervorzubringen, doch schließlich fragte er gepresst: »Bist du eine Verbrecherin? Eine Mörderin?«
    Doris grinste, dabei erschienen zahlreiche Falten auf ihrem feuchten Gesicht.
    »Was meinst du denn?«
    »Das will ich von dir wissen.«
    »Gut, ich gebe dir die Antwort. Ich bin jemand, der weiterkommen will. Verstehst du? Ich will nicht hier hängen bleiben. Ich will, dass mir die Augen geöffnet werden, und ich andere Dinge zu sehen bekomme, die es noch gibt.«
    »Ja«, flüsterte Decker, »ja.« Seine Nackenhaare stellten sich auf. »Und mir hast du auch die Augen geöffnet, Doris.«
    »Wie meinst du das?«
    Franz Decker überlegte sich die Antwort genau. Er hatte den lauernden Unterton in ihrer Stimme sehr wohl gehört.
    In den letzten Minuten hatte er für sich innerlich einen Schlussstrich gezogen, das wollte er Doris sagen. Er konnte nicht mehr länger mit ihr zusammen sein. Von dieser Person ging eine Kälte aus, die ihn störte.
    Wenn sie zusammen waren, dann war es nie um Gefühle gegangen, immer nur um Sex. Gut, das hatte auch er genossen, aber es gab auch einen Punkt, da musste mal Schluss sein.
    Doris hatte den Mann nicht aus dem Blick gelassen. Franz Decker war kein Schauspieler. Er konnte nicht das verbergen, was ihm durch den Kopf ging, und so war es klar, dass bei Doris Dooley das Misstrauen hochgestiegen war.
    »Was ist los mit dir?«
    »Ich denke nach.«
    Sie grinste wieder. »Ach«, sagte sie dann. »Worüber denn?«
    »Über uns.«
    »Wie schön. Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?«
    Jetzt musste er etwas sagen. Ab jetzt war die Theorie vorbei. Er konnte sich nicht mehr drücken. Diese Person vor ihm hätte eine Lüge genau durchschaut.
    Er nickte. »Gut, ich verlasse dich.« Es folgte ein scharfer Atemzug, und Franz war auf die Reaktion gespannt.
    Zunächst geschah nichts. Nur die Lippen der Frau zuckten ein wenig.
    Dann drehte sie sich etwas zur Seite und hielt eine Hand hinter ihr rechtes Ohr.
    »Was hast du gesagt?«
    »Das hast du genau gehört.«
    Jetzt bewegte sie sich. Das Wasser geriet wieder in Wallung und schwappte über. Sie rückte auch ein Stück nach vorn und spürte die Berührung der anderen Füße an ihren Waden.
    »Ja, das habe ich gehört, Franz. Und ich frage dich, ob du es dir auch genau überlegt hast.«
    »Das habe ich.«
    »Und weshalb dieser plötzliche Wandel?«
    »Es ist diese Nacht, Doris. Ich kann da nicht länger mitmachen. Tut mir leid, ich bin nicht der Typ dafür. Das musst du verstehen. Ist das okay?«
    »Ja.«
    »Dann bin ich froh.«
    »Moment. Für dich ist das okay, nicht für mich. Ich denke anders darüber.«
    Habe ich mir gedacht!, dachte er. Sie will mich nicht gehen lassen. Aber ich kann nicht bleiben, und so blieb Franz Decker hart, als er sagte: »Du musst das akzeptieren.«
    Doris Dooley schwieg. Unter der Wasserfläche bewegte sie ihre Hände.
    Sie starrte die Wellen an, die sich an der Oberfläche bewegten. Sie sah aus, als würde sie überlegen, und sogar der harte Ausdruck aus ihrem Gesicht verschwand, was dem Mann so etwas wie Hoffnung gab. Er drückte seine Arme aus dem allmählich kälter gewordenen Wasser, winkelte sie an und stemmte sie gegen die beiden Ränder der Wanne.
    Doris stellte ihm eine Frage, die ihn schon überraschte. »Du weißt recht viel über mich - oder?«
    »Es geht.«
    »Das ist schlecht.«
    »Wieso?«
    »Weil ich es nicht leiden kann, wenn man über mich redet und bestimmte Dinge erzählt. Ich befinde mich in einem Findungsprozess. Ich bewege mich auf dünnem Eis. Ich bin
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