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1625 - Botschaft von ES

Titel: 1625 - Botschaft von ES
Autoren: Unbekannt
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eines fast 2900 Jahre langen Lebens gewachsen war, ließ sich dadurch nicht täuschen. Die hohe Stirn, der wache Blick verrieten die Intelligenz des Nachrichtenanalysators, und seine legere Art, sich zu geben, wies darauf hin, daß er es verstand, mit Menschen umzugehen und auszukommen. „Das ist der Vorteil, der sich manchmal aus der Begegnung mit einem Mann meines Fachs ergibt", sagte er. „Welchen Vorteil meinst du?" fragte Homer Adams verdutzt. „Daß man Neuigkeiten erfährt."
    „So. Zum Beispiel welche?"
    „Gucky ist nicht mehr auf Gäa. Wahrscheinlich überhaupt nicht mehr in der Provcon-Faust."
    „Woher willst du das wissen?"
    Homer G. Adams war nun wirklich perplex. Andererseits mußte er insgeheim eingestehen, daß er sich um den Mausbiber in den vergangenen Tagen nicht gekümmert hatte. Er hatte keine Gelegenheit dazu gehabt. Außerdem galt Gucky als einer von denen, die man getrost sich selbst überlassen konnte. „Ich habe mich per Hyperfunk-Relais auf Gäa und in der Umgebung umgehört", antwortete Reuben Shayn. „Der Ilt ist verschwunden. Ich dachte, du wüßtest etwas darüber."
    „Ich ...", begann der Chef der Kosmischen Hanse. „Dringende Meldung aus dem Provcon-Sektor", unterbrach ihn der Servo. „Ich blende auf."
    Die beiden Zahlen verschwanden aus dem Videofeld, das noch immer über Adams' Arbeitstisch schwebte. Die Bildfläche vergrößerte sich. Text erschien. Homer G. Adams las: Gucky und Alaska Saedelaere haben das Hanse-Schiff XENOLITH (Kommandant Heimo Gullik) requiriert und sind an Bord dieses Schiffes am 10. September 1200 mit unbekanntem Ziel zur Fernfahrt aufgebrochen. Weitere Informationen liegen derzeit nicht vor. Sie werden bei erster Gelegenheit nachgeliefert.
    Der Text erlosch. Die Bildfläche verschwand. Die Polarisation der beiden Fensterscheiben änderte sich so, daß es ein wenig heller wurde.
    Homer Adams sah den Nachrichtenanalysator an. „Was ist das?" fragte er. „Kannst du hellsehen?"
    Reuben Shayn schüttelte den Kopf, und der Ennox belehrte den Hansechef: „Hellsehen gibt es nicht. Es widerspricht den Gesetzen der Logik."
    „Du sprachst von Neuigkeiten, die man erfährt, wenn man sich mit Nachrichtenanalysatoren abgibt", sagte Adams. „War das die Neuigkeit?"
    Reuben Shayn wiegte bedächtig den Kopf. „Ich glaube nicht. Es müßte noch was Besseres kommen."
     
    *
     
    In den Tagen davor hatte sich folgendes abgespielt: Reuben Shayn war zum Chef zitiert worden. Den Chef bekam man außer auf der Bildfläche des einen oder anderen Kommunikationsgeräts selten zu sehen. Es mußte sich also um etwas Wichtiges handeln. Dementsprechend war die Eile, die Reuben Shayn an den Tag legte.
    Der Chef begann ohne Umschweife. „Reuben, wir stellen entweder binnen kürzester Frist etwas Sensationelles auf die Beine, oder UWI ist in spätestens zwei Monaten pleite."
    Henetar Godden war ein Mann, der Reuben Shayn Hochachtung abnötigte. Er hatte das Unternehmen Wesentliche Informationen vor knapp dreißig Jahren aus der Taufe gehoben, mit eigenen Mitteln aufgebaut und zu einer Nachrichtenagentur gemacht, die überall Respekt genoß.
    UWI war keiner der marktschreierischen Informationsdienste, die auf die Sensationslust ihrer Kunden spekulierten. Henetar Godden war es ernst gewesen, als er von wesentlichen Informationen sprach. Wer sich über die Dinge informieren wollte, die die Welt bewegten, war gut beraten, den UWI-Kanal einzuschalten.
    Dort, wo man das Geschäft der Nachrichtenvermittlung hauptsächlich von der kommerziellen Seite sah, wurde Godden als Exzentriker bezeichnet, manchmal sogar ein Narr genannt. UWI war eine kleine Agentur, die keinerlei Anstalten machte zu wachsen. Henetar Godden gönnte seinem Mitarbeiterstab Gehälter, die vielerorts in der Branche Neid auslösten. Er selbst dagegen gab sich mit einem Minimum an Gewinn zufrieden. Die Qualität der Information, die er lieferte, war ihm wichtiger als das Geld, das sich im Informationsgeschäft verdienen ließ.
    Er war ein Idealist, der es fertiggebracht hatte, in einer Welt des Materialismus zu überleben.
    Damit rang er Reuben Shayn Achtung ab, obwohl Reuben selbst von Idealen nicht viel hielt und eher zum Zynismus neigte. „Wie schlimm steht's?" wollte er wissen. „Intergalactic erneuert unseren Vertrag nicht, Cispluto hat Konkurs angemeldet", antwortete Godden. „Omnimar meint, wir könnten bleiben, wo der Pfeffer wächst; sie wären mit ActionNews besser ausgelastet."
    Reuben Shayn verzog das
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