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161 - Vollmond über London

161 - Vollmond über London

Titel: 161 - Vollmond über London
Autoren: A.F.Morland
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schwieg sie dann nicht mehr. »Wenn ihr wüßtet, was ich gestern nacht erlebt habe«, sagte sie mit schwerer Zunge. »Ihr würdet es nicht glauben, wenn ich es euch erzählte.«
    »Versuch es«, verlangte Mike. »Gruselt ihr euch gern?«
    »Nicht unbedingt«, antwortete Rita. »Dann mußt du dir die Ohren zuhalten, denn was ich erzählen werde, ist nur für starke Nerven.«
    Rita biß sich auf die Lippen und musterte die Freundin gespannt.
    »Wer von euch zweifelt daran, daß es echte Ungeheuer gibt?« fragte Candice.
    »Was verstehst du unter einem echten Ungeheuer?« wollte Mike wissen.
    »Kannst du dir vorstellen, daß es Menschen gibt, die sich in Wölfe verwandeln?«
    Rita wurde bleich. »Sprichst du von Werwölfen?«
    Candice nickte. »Ich habe gestern nacht einen gesehen.«
    »Das ist unmöglich«, behauptete Mike Rogers.
    »Ich schwöre dir, ich sage die Wahrheit«, beteuerte Candice. »Ich war ihm so nahe wie dir. Er sprang mich an, als ich auf dem Motorroller saß, ich stürzte - und dann war er über mir…«
    Rita sprang auf. »Du mußt dich in der Aufregung geirrt haben.«
    »Ich bin nicht blind«, erwiderte Candice. »Es war ein Werwolf .«
    »Und davon hast du mir nichts erzählt?« fragte Rita.
    »Weil ich wußte, wie du reagieren würdest, wie jeder auf so eine Geschichte reagiert. Deshalb ging ich auch nicht zur Polizei.«
    Rita schien Mühe zu haben, sich zu beherrschen. Warum regt sie sich gar so sehr auf? fragte sich Candice. Weil ich ihr angeboten habe, sie nach Hause zu fahren? Denkt sie daran, was gestern nacht hätte passieren können, wenn sie mit auf dem Roller gesessen hätte?
    »Es war ein furchtbarer Schock für mich«, sagte Candice.
    »Das kann ich mir denken«, bemerkte Mike Rogers.
    »Mich wundert, daß du den Angriff des Werwolfs überlebt hast«, warf Bruce O’Hara ein. »Normalerweise haben Werwölfopfer kaum eine Chance.«
    »Du sprichst über diese Monster, als wäre dir auch schon eines begegnet«, sagte Mike Rogers verblüfft.
    Bruce sah in ihm und den Mädchen Freunde, dennoch verriet er ihnen sein Geheimnis nicht: Er wußte, wovon er sprach, denn auch er war ein Werwolf, doch das wollte er nicht an die große Glocke hängen, und er wollte vor allem Rita nicht mit dieser schockierenden Wahrheit verscheuchen. Das blonde Mädchen reagierte auf solche Dinge hypersensibel, wie man sah.
    Eine Verletzung durch einen Werwolf hatte Bruce O’Hara zum Lykanthropen gemacht, der Wolfskeim war in ihm aufgegangen, aber sein starker Glaube hatte verhindert, daß er auf die schwarze Seite gelangte. Er wurde zum weißen Werwolf, der seither auf der Seite des Guten kämpfte und sich einer Vereinigung angeschlossen hatte, die sich der »Weiße Kreis« nannte und ein Bollwerk gegen das Böse war.
    Er konnte das seinen neuen Freunden nicht erzählen, jedenfalls jetzt noch nicht. Vielleicht würde es später möglich sein, wenn sie sich noch besser kannten.
    »Ich glaube Candice ihre Geschichte«, sagte Bruce O’Hara nun, »und ich weiß, daß es Werwölfe gibt.«
    »Woher?« fragte Mike Rogers. »Aus Schauerromanen?«
    Bruce überging diese Frage.
    »Irgendwie muß ich darüber hinwegkommen«, bemerkte Candice Lee. »Deshalb habe ich mit euch darüber gesprochen. Es ständig zu verdrängen, scheint mir der falsche Weg zu sein. Am schnellsten läßt es sich wohl bewältigen, wenn ich mich stelle.«
    Rita verstand nicht, was Candice damit meinte. »Es ist besser, dieses Grauen zu verbergen«, sagte sie heiser.
    »Und ich denke, daß ich rascher damit fertigwerde, wenn ich mich ganz intensiv damit befasse«, erwiderte Candice.
    »Wie denn?« wollte Rita wissen.
    »Ich habe mich entschlossen, mein Problem zu zertanzen«, antwortete Candice. »Ich mache eine Shownummer daraus: ›Nightwolf‹ nenne ich sie. Eine Abwandlung von ›Die Schöne und die Bestie‹. Ich trete mit einem Partner auf, der als Werwolf verkleidet ist.«
    »Ich halte das für keine gute Idee«, sagte Rita schaudernd.
    »Ich schon. Ich werde Wallace Olson bitten, den Werwolf zu spielen. Er wird bestimmt nicht nein sagen. Mit seiner Hilfe werde ich das Wolfstrauma überwinden, und obendrein bekommen die Gäste eine tolle Show geboten.«
    Rita schüttelte nervös den Kopf. »Ich würde das an deiner Stelle bleiben lassen. Man macht aus so etwas keine Tanznummer, Candice.«
    »Das sehe ich anders«, antwortete das schwarzhaarige Mädchen, und dabei blieb es.
    ***
    Drei Tage rührte sich der Nebelklumpen nicht von der Stelle.
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