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161 - Fabrik der Zombies

161 - Fabrik der Zombies

Titel: 161 - Fabrik der Zombies
Autoren: Dämonenkiller
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weiße, faserige Fleisch - und genau das hatte er sich im Gedränge geben lassen. Einen Augenblick lang erwog er, sich eine andere Portion geben zu lassen, dann zuckte er schicksalsergeben die Schultern und begann zu essen.
    Im Hintergrund war ein älterer Mann zu sehen, der völlig gedankenverloren auf seinen Teller starrte. Die anderen am Tisch sahen ihn immer wieder auffordernd an und schüttelten leicht die Köpfe. „Traurig, nicht wahr?" plauderte die Rothaarige. Das Parfüm, das sie benutzte, hätte nach Graboscs Einschätzung waffenerwerbsscheinpflichtig gemacht werden sollen, ein atemberaubender Duft. Grabosc runzelte die Brauen.
    „Der alte Mann", murmelte die Rothaarige. „Er hat vor drei Tagen seine Frau hier verloren, Badeunfall, sehr tragisch."
    „Unfall?"
    Die Rothaarige beugte sich etwas vor, um die Stimme nicht heben zu müssen. Zugleich offerierte sie Grabosc einen Blick auf ihren bemerkenswert knappen Bikini.
    „Ein Hai", flüsterte sie. „Genau wie damals, mit meinem Mann."
    Sie setzte eine Leidensmiene auf, die Grabosc ihr keinen Augenblick lang abkaufte.
    „Ihr Mann?"
    Die Frau schneuzte sich lautstark. „Vor drei Jahren", sagte sie halblaut. „Genau vor meinen Augen. Es war grauenvoll."
    Das Essen wollte Grabosc nicht mehr recht schmecken.
    „Ich heiße übrigens Bibrich, Helga Bibrich. Und Sie?"
    Grabosc stellte sich ebenfalls vor. Aus leidvoller Erfahrung wußte er, daß Normalbürger, wenn sie privat mit einem Polizisten zu tun hatten, stets gleich reagierten - nach ein paar Sekunden oder auch mehr, die dem schlechten Gewissen galten, folgten die mehr oder minder versteckten Angriffe, mit denen selbstverständlich nur die sturen Kollegen gemeint waren.
    „Ich habe mit Sicherheitsaufgaben zu tun", behauptete Grabosc.
    „Sicherheit, das ist es", behauptete Helga Bibrich. Sie sah Grabosc von der Seite an. „In Ihrer Gegenwart kann man sich wirklich sicher fühlen. Aber am Strand - nach dem letzten Unfall haben zwei der Rettungsschwimmer gekündigt, soviel Angst hatten sie."
    „Hmmm", murmelte Grabosc. Er war ein guter Schwimmer, vielleicht ein wenig zu temperamentvoll. Ob sich da eine Chance bot, die Lage gleichsam beruflich auszukundschaften?
    „Ah, da kommt mein Freund. Günther, komm her, setz dich zu uns."
    Helga winkte einen Mann in den Dreißigern heran, schlank, mit leicht zerwuselt aussehenden Haaren und einer Brille. Der Mann kam näher, grüßte freundlich und setzte sich. Auf Grabosc machte er einen reichlich domestizierten Eindruck; wer in dieser Beziehung das Sagen hatte, war nicht zu übersehen. Vielleicht lag es am Geld - Helga trug am Handgelenk eine sündhaft teure Uhr, während die von Günther offenkundig aus dem Katalog eines Versandhauses stammte. Er wirkte auf Grabosc freundlich und auch recht gescheit, und Helga schien ihn als eine Art Eigentum zu behandeln.
    „Und Sie sind sicher, daß es sich tatsächlich um einen Hai gehandelt hat?"
    „Ich habe ihn doch gesehen", behauptete Helga Bibrich energisch. „Er war mir so nahe, wie Sie mir in diesem Augenblick. Einfach grauenvoll."
    „Ich stelle mir das schlimm vor", warf Günther ein. „Von so einer Bestie angefallen zu werden… Selbst als Zuschauer, all das viele Blut…"
    Grabosc sah Helga beiläufig an. Sie reagierte nicht. Die Erinnerung an den Vorfall, bei dem sie ihren Mann verloren hatte, schien sie nicht im geringsten zu beeindrucken.
    Grabosc hatte seine Mahlzeit beendet. Er war ein wenig müde, es war Zeit fürs Bett. Er wollte nur noch den Wein austrinken, den er sich zum Essen geholt hatte. Grabosc griff etwas zu hastig zu, das Glas geriet ins Schwanken. Als er zupacken wollte, um das halbvolle Glas vor dem Absturz zu retten, gingen ihm wieder einmal die Kräfte durch. Mit einem Knirschen barst das Glas auseinander. Rotwein spritzte auf, und an dem kurzen, scharfen Schmerz bemerkte Grabosc, daß er sich einen Splitter ins Fleisch gepreßt hatte. Ohne Zögern holte er mit der Linken den Splitter hervor. Die Wunde war nicht sonderlich groß und blutete nur wenig. Grabosc führte die Hand an den Mund, um die Wunde auszusaugen. Dabei fiel sein Blick wieder auf Helga Bibrich. Die war kreidebleich geworden im Gesicht, starrte auf Graboscs Hand, die von einer Mischung aus Rotwein und Blut besudelt war und hielt selbst beide Hände vor den Mund gepreßt.
    „Bring mich weg, Günther", stieß sie mit erstickter Stimme hervor. „Ich habe noch nie gut Blut sehen können. Entschuldigen sie, Herr Grabosc.
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