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1609 - Rettung für die Posbis

Titel: 1609 - Rettung für die Posbis
Autoren: Unbekannt
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Frischgemüse gehörte zu den Seltenheiten auf einem Himmelskörper wie dem Saturntrabanten. Es lag an der fehlenden Schwerkraft in den fliegenden Gewächshäusern, daß es so hervorragend wuchs und in die Höhe sproß, das Licht der Kunstlampen trank und es in Chlorophyll umwandelte.
    Ursprünglich hatten die Kuppeln der Aufzucht und Untersuchung von Gewächsen fremder Planeten gedient, waren aber unter dem Zwang der Realität kurzerhand umfunktioniert worden.
    Man hatte sie entseucht und eine Dringlichkeitslieferung von Humus beantragt. Inzwischen stand die erste Ernte bevor.
    Kallia Nedrun ging vorsichtig in die Hocke, fuhr mit den Fingerspitzen durch das nährstoffhaltige Erdreich und zerkrümelte es zwischen den Fingern. Der Humus war locker und haftete dennoch fest zusammen, eine wesentliche Voraussetzung unter den Bedingungen der fast vollständigen Schwerelosigkeit. Die Gravitation hier oben über dem Trabanten betrug höchstens 0,1 g. „Ich muß es Myles sagen, daß wir hier oben erhebliche Fortschritte erzielen", murmelte sie. „Und wenn es uns gelingt, eine der großen Lampen zu bekommen, wie sie in früheren Jahrhunderten zur Förderung des Pflanzenwachstums auf dem Mars Verwendet worden sind, dann brauchen wir uns endgültig keine Sorgen mehr zu machen. Vielleicht können wir dann sogar Gemüse zu den anderen Stationen und Forschungsanlagen im äußeren Bereich des Solsystems exportieren."
    Sie vernahm ein leises Geräusch und spürte einen Lufthauch hinter sich. Da es unter den Kuppeln hoch über Titan keine Fenster gab, konnte der Luftzug nur durch ein sich bewegendes Lebewesen entstanden sein. Sie unterdrückte den Impuls, auf- und herumzufahren. Statt dessen stützte sie sich mit den Händen am Boden ab und drehte sich langsam um die eigene Achse.
    Und sie sah die Gestalt, die keine zehn Meter von ihr entfernt mitten in einem Beet stand und die Pflanzen unter den Stiefeln zermalmte. Der Kerl sah aus wie ein Terraner, und er tat, als sei es das Selbstverständlichste der Welt, hier oben mitten in einem Beet zu stehen und Schaden anzurichten. In der Hand hielt er einen kleinen Aktenkoffer.
    Vorsichtig und stets darauf bedacht, nicht durch eine ungeschickte Bewegung den Boden unter den Füßen zu verlieren, richtete sie sich auf und starrte den Kerl an. Sie suchte nach der Spur der Zestörung, die er bei seiner Annäherung durch das zarte Gemüse gezogen hatte.
    Die Spur fehlte. Der Fremde war aus dem Nichts aufgetaucht. „Ich bin Paul", erklärte er. „Bitte verzeih mir mein Eindringen. Es war nicht meine Absicht, dich zu erschrecken."
    „Du kannst mich auf diese plumpe Weise nicht erschrecken." Kallia war die Erleichterung deutlich anzumerken. Sie hatte erkannt, mit wem sie es zu tun hatte. „Du bist einer von denen, die in Philips Schlepptau den Weg nach Titan gefunden haben."
    „Ich bin ein Ennox", bestätigte Paul. Kallia maß ihn von oben bis unten. Der Ennox wirkte ausgesprochen hager, ja mehr als das. Er war regelrecht dürr. Die über zwei Meter große Gestalt steckte in einem goldfarbenen Anzug mit Weste. Unter der Weste leuchtete ein dunkelrotes Hemd, aus dessen Kragen eine silbrig schimmernde Schleife ragte. Die Bügelfalten der Hose waren wie mit dem Messer gezogen. Über dieser Kleidung trug der Ennox einen schwarzen Talar. Auf dem Kopf mit den schneeweißen, schulterlangen und krausen Haaren saß ein plattgedrückter Zylinder, eine Art Chapeau claque, den man zu entfalten vergessen hatte. Dieser flache Deckel besaß dieselbe Farbe wie die Haare und rutschte aus unerfindlichen Gründen nicht vom Kopf herab.
    Auch jetzt nicht, als Paul sich leicht verbeugte. Irgendwie machte der Typ den Eindruck, als sei er Vertreter einer Spielzeugfirma. „Laß dich nicht stören", meinte der Ennox. „Diese Kuppeln hier oben erregten mein Interesse.
    Sie sehen gut aus, aber sie scheinen keinem sinnvollen Zweck zu dienen. Wolltest du gerade die Pflanzen düngen, oder warum hattest du dich derart an den Boden gekauert?"
    Kallia legte die Stirn in Falten und starrte den Fremden an. „Du bist wohl nicht ganz sauber!" rief sie. „Ich habe die Qualität des Bodens geprüft, da sie einen wesentlichen Anteil am Gedeihen der Pflanzen hat. Siehst du die dünnen Röhrchen, die zwischen den Pflanzen entlanglaufen? Aus ihnen wird mit Überdruck Wasser nach unten in den Humus gepreßt. Der Boden saugt es auf wie ein Schwamm und verhindert, daß es sich in Tröpfchen zerlegt und überall durch die Kuppel
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