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1607 - Totenlied der Diva

1607 - Totenlied der Diva

Titel: 1607 - Totenlied der Diva
Autoren: Jason Dark
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geben. Und wir wollten ihm auf die Spur kommen, auch wenn man uns in die Vergangenheit geschleppt hatte. Damit hatten wir uns abgefunden, denn in diesem Fall hatte es ein Durcheinander der Zeiten gegeben.
    Und jetzt waren wir auf dem Weg zu den Conollys durch diesen Strahl eingeholt worden. Ein Lichtstreifen, der auch Lord Arthur Lipton bei seiner ersten Begegnung mit mir begleitet hatte.
    Wir waren davon mitten in London erwischt und in die Vergangenheit katapultiert worden, wo wir den Mann suchten, der das alles ausgelöst hatte. Einen Lebenden und zugleich Toten, so widersinnig sich das auch anhörte.
    Wir waren trotzdem davon überzeugt, dass es eine Erklärung geben musste, und die wollten wir bei Lord Arthur Lipton finden.
    Wir befanden uns noch immer im Stadtteil Kensington, aber in dem London, wie es vor mehr als hundert Jahren ausgesehen hatte. Die genaue Jahreszahl war uns unbekannt.
    Wer war dieser Lord Lipton?
    Ein Killer. Er wurde der GentlemanKiller genannt. Das bezog sich auf sein Äußeres, denn wer ihm gegenüberstand und ihn nicht kannte, musste ihn für einen ehrenwerten Menschen halten. Was sich später dann als tödlicher Irrtum herausstellte.
    Angeblich mordete er für gewisse Regierungskreise. Ob das nun genau zutraf, das war uns egal. Uns ging es einzig und allein um die Person und darum, wie es möglich war, dass sie noch existierte.
    Wir gingen auf das Licht zu, das aus dem Haus fiel. Ob es sich dabei um ein elektrisches Licht handelte, war nicht zu erkennen. Nur die wenigsten Häuser waren um diese Zeit damit ausgestattet, aber bei einem Lord konnte das zutreffen.
    Wir hielten nach den Hunden Ausschau. Die hatten sich zurückgezogen und waren nicht mehr in unserer Nähe. Ob sie sich im Haus befanden oder noch draußen herumliefen, hatten wir nicht feststellen können.
    Lord Lipton stand in der offenen Tür und spielte den Gastgeber, der seine Gäste erwartete. Seinen Bowler trug er nicht auf dem Kopf. Jetzt zeigte er seine dünnen Haare, die dennoch einen exakt gezogenen Scheitel aufwiesen.
    Als wir nahe genug heran waren, deutete er so etwas wie eine Verbeugung an.
    »Willkommen in meinem bescheidenen Heim, Gentlemen. Darf ich bitten, einzutreten?«
    Wir erlebten einen höflichen Mörder. Das fand man auch selten, aber es lag wohl an seinem Stand.
    Ich hatte ihn mit meinen Blicken schnell abgetastet und dabei festgestellt, dass er sichtbar keine Waffe trug, was mich ein wenig beruhigte.
    Auch wir ließen unsere Pistolen verschwinden, um danach seiner Einladung zu folgen und das Haus zu betreten.
    Es gab hier kein elektrisches Licht. Petroleumlampen und auch Kerzen spendeten die nötige Helligkeit in einem recht geräumigen Entree, von dem eine Treppe nach oben führte und auch drei Türen abzweigten.
    Er sah unser Zögern und lachte.
    »Keine Sorge, Sie müssen keine Angst vor den Hunden haben.«
    »Wo sind sie denn?«, fragte Suko.
    »Sie ruhen sich aus.«
    »Wie nett.«
    »Auch meine Tiere brauchen ihren Schlaf. Das können Sie bestimmt verstehen.«
    Wir erwiderten nichts darauf und folgten der Handbewegung des Killers.
    Er wies auf eine Sitzgruppe kleinerer Sessel, die einen runden Tisch umstanden.
    »Machen wir es uns bequem.« Wir nickten und folgten seinem Wunsch.
    Auch wenn alles so normal aussah, hielt ich es für eine groteske Situation, denn die Vorstellung, dass ich diesen Menschen schon in meiner Zeit und mit dem gleichen Aussehen erlebt hatte, das war schon ein Problem für mich. Eine logische Erklärung fand ich nicht. Aber was war bei meinem Beruf schon logisch? So gut wie nichts. Magie und Logik passten meistens nicht zusammen, und damit musste ich mich abfinden.
    Wir ließen uns in den Sesseln nieder, und der Lord bot uns einen Whisky an.
    Wir lehnten ab, und ich konnte mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass wir im Dienst waren.
    Unser Gastgeber nahm es hin, ohne auch nur die Lippen zu verziehen.
    Auch Lipton nahm Platz. Er legte seine Handflächen gegeneinander und nickte uns zu. Völlig normal sprach er uns an.
    »Ich freue mich, Sie in meinem Haus begrüßen zu dürfen. Ich bekomme selten solch interessanten Besuch.«
    »Ach ja?«, fragte ich.
    »Glauben Sie es mir, Gentlemen.«
    Ich beugte mich ihm entgegen. »Wir sind aber nicht hier erschienen, um mit Ihnen eine Teestunde abzuhalten, Lord Lipton. Wir sind der Meinung, einen Mörder besucht zu haben.«
    »Interessant.«
    »Sind Sie ein Mörder?«, hakte Suko nach.
    Lipton lächelte. »Das ist durchaus möglich. Ich
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