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1607 - Totenlied der Diva

1607 - Totenlied der Diva

Titel: 1607 - Totenlied der Diva
Autoren: Jason Dark
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Beherrschung nicht zu verlieren. Da saß ein Adeliger vor mir, der so pervers war, wie man es kaum fassen konnte. Man musste bei ihm schon von einem Massenmörder sprechen. Und am schlimmsten war, dass er die langen Jahre überlebt hatte, wobei er längst hätte tot sein müssen. Da er aber noch lebte, konnte er seiner Mordlust weiterhin freien Lauf lassen.
    Das war die eine Seite des Falles. Es gab noch eine zweite, die ebenfalls mehr als wichtig war. Von allein hatte er nicht so lange leben können, und ich musste wissen, was dahintersteckte.
    Ein Name wollte mir nicht aus dem Kopf, und deshalb stellte ich die Frage.
    »Wer ist Landru?« Lord Lipton schaute mich an, ohne dass er sich dabei bewegte.
    Mir gelang ein längerer Blick in seine Augen, und ich fragte mich, ob diese noch zu einem Menschen gehörten. Sie waren nicht ausdruckslos, doch was ich sah, ließ mich erschaudern. Es kam mir vor, als säße hier ein Mensch, der keine Gefühle kannte. Er hätte auch eine Maschine sein können, und als so etwas Ähnliches konnte man ihn auch bezeichnen.
    Ich wiederholte meine Frage.
    »Ja, ich habe es schon verstanden. Landru ist der Herr der Zeit. Es ist der Mentor. Er kennt die Wege, er hat die Türen geöffnet. Er ist ein wahrer Meister. Für ihn gibt es keine Zukunft und keine Vergangenheit. Bei ihm verschmilzt alles miteinander. Er ist da, und er ist nicht da. Er ist in seiner Welt und in der anderen.«
    »Und weiter?«
    »Was wollen Sie denn noch wissen?«
    »Er hat dafür gesorgt, dass wir beide uns begegnen. Oder sehe ich das falsch?«
    »Nein, das ist schon richtig.«
    »Gut. Und weiter?«
    »Auch er hat Feinde.«
    »Aha, da kommen wir der Sache schon näher. Er hat mich also als seinen Feind ausgesucht?«
    »Ich muss es bestätigen.«
    Natürlich war ich innerlich aufgeregt, doch ich zwang mich zur Ruhe und blieb am Ball.
    »Nicht nur ich bin dann sein Feind. Freunde von mir gehören ebenfalls dazu.«
    Lord Lipton schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht ganz. Was meinen Sie damit?«
    Ich gab ihm die Erklärung, und die beiden Namen zischte ich förmlich heraus, weil ich mich wie ein Kessel unter Dampf fühlte.
    »Godwin de Salier und Johnny Conolly.«
    »Ach«, sagte er nur..
    »So ist es.«
    Lord Lipton breitete die Arme aus. »Auch wenn es Sie enttäuscht, Gentlemen, aber diese beiden Namen sagen mir nichts. Es ist auch nicht verwunderlich, denn ich kenne Landrus sonstige Absichten nicht. Er geht verschiedene Wege und…«
    Ich unterbrach ihn. »Wer noch, Lord? Was wissen Sie über seine weiteren Aktivitäten?«
    »Nichts. Ich bin das eine, und er ist das andere. Ich habe meine Aufgabe erhalten.«
    »Aber wir leben noch«, sagte ich. »Ja, das sehe ich.«
    »Und Sie wollen es ändern?«
    »Es ist meine Aufgabe, Gentlemen. Jeder Mensch muss gehorchen, und auch ich gehöre dazu. Bisher habe ich nie versagt, und das soll auch so bleiben.«
    Suko übernahm die nächste Frage. »Und wann wollen Sie uns töten? Jetzt und hier?«
    »Hm.« Er wiegte den Kopf. »Das muss nicht sein. Ich kann Sie auch in Ihrer Zeit töten.«
    »Aber dahin müssten wir zurückreisen.«
    »Das sehe ich ein. Denken Sie an Landru. Er ist der Herr der Zeit. Er hat es geschafft, die Tür zu der anderen Welt zu öffnen, von der viele Menschen träumen und auch ahnen, dass es sie gibt. Aber ich weiß es sehr genau.« Er deutete auf uns. »Und Sie beide? Wissen Sie, in welch einer Welt Sie sich befinden?«
    »Das denken wir schon«, sagte ich. Es war wohl die falsche Antwort, denn er fing an zu lachen. Dabei legte er den Kopf zurück und schlug mit beiden Händen auf die Lehnen des Sessels.
    Mit dem Gelächter hatten wir nicht gerechnet. Und es verunsicherte mich, da war ich ehrlich.
    Aber es war auch so etwas wie ein Anfang, denn plötzlich passierte etwas, das zwar mir, aber nicht Suko bekannt Urplötzlich war dieser Lichtstreifen da. Er schien keinen Anfang zu haben, aber sehr wohl ein Ende, denn der vor uns sitzende Lord Lipton wurde voll von ihm getroffen - und löste sich vor unseren Augen auf, ohne dass wir etwas dagegen unternehmen konnten…
    ***
    Wir saßen in unseren Sesseln wie zwei Schuljungen, die auf die Strafpredigt des Lehrers warteten. Keiner redete.
    Wir mussten zunächst mit der Situation fertig werden. Das war gar nicht so einfach, obwohl wir in all den Jahren schon vieles erlebt hatten.
    »War’s das?«, fragte Suko.
    »Ich denke nicht.«
    »Gut. Und wie geht es weiter?«
    »Frag mich nicht so was Schweres. Ich weiß
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