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1606 - Die Zeit-Bande

1606 - Die Zeit-Bande

Titel: 1606 - Die Zeit-Bande
Autoren: Jason Dark
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dort erwartet.«
    »Bestimmt kein Fest.«
    »Das glaube ich auch. Ob Fremde nett aufgenommen werden, ist wirklich fraglich.«
    »Was willst du eigentlich dort?«
    »Lipton, nichts anderes.« Ich nickte der Tür entgegen. »Ich bin gespannt, ob wir dort mehr über ihn erfahren können.«
    »Er liegt dir im Magen, nicht?«
    »Und wie. Ich will wissen, wieso er in der Lage ist, als Toter auf diese Weise zu erscheinen. Das geht nicht mit rechten Dingen zu. Glaube mir.«
    »Daran hast du zu knacken, wie?«
    »Das gebe ich zu. Mir ist so etwas noch nicht vorgekommen. Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie so etwas möglich sein kann. Und dabei habe ich trotzdem den Eindruck, dass wir etwas Ähnliches schon mal erlebt haben. Aber es liegt länger zurück.«
    »Du darfst auch nicht die Conollys und Godwin de Salier vergessen.«
    Ich blieb stehen und hörte den Schlafenden schnarchen.
    »Besonders die Conollys werden sich wundern«, murmelte ich. »Wir hätten längst bei ihnen sein müssen. Niemand wird ihnen sagen können, wo wir stecken. Hier funktioniert kein Handy.«
    »Dann hat man beim Yard ebenfalls Probleme, John. Ich denke, dass die Conollys dort angerufen haben.«
    »Das sowieso.«
    Wir durchsuchten noch mit einem letzten Blick die Umgebung, um nach irgendwelchen Feinden zu sehen, was nicht der Fall war.
    Die Tür zum Pub war zwar geschlossen, aber sie zitterte trotzdem leicht in den Angeln. Ich rechnete damit, dass sie jeden Augenblick aufgestoßen wurde, um irgendeinen Zecher zu entlassen. Sie blieb aber geschlossen, wir hörten nur die Stimmen.
    »Dann los«, sagte Suko und ließ mich vorgehen.
    Genau drei Schritte brauchte ich, um die Tür zu erreichen. Ich drückte sie nach innen.
    In unserer Zeit war das Rauchen in den Pubs verboten. Das galt hier nicht und so schlug uns eine Qualmwolke entgegen, die wir nicht mehr gewohnt waren.
    Hinzu kam der Wirrwarr aus Stimmen, die uns entgegenschlugen. Sie dröhnten in unseren Ohren, und es war niemand da, der sie abstellte.
    Suko und ich blieben an der Tür stehen, um uns zunächst einen Überblick zu verschaffen.
    Menschen, die anders gekleidet waren als wir, bevölkerten den recht großen Raum, der bis auf den letzten Platz gefüllt war. Auch an der Theke drängten sich die Gäste, die dort in ein paar Reihen standen.
    Auf uns war noch niemand aufmerksam geworden. Wir standen mit dem Rücken zur Wand, ließen nach wie vor die Blicke kreisen und sahen einen Wirt, der mich an einen Catcher oder Rausschmeißer erinnerte. Er war eine kompakte Masse Fleisch, doch der Kopf stand im krassen Gegensatz dazu. Er sah aus wie ein großer Apfel, auf dem sich wenige Haare verteilten.
    Der Mann besaß trotz der vielen Gäste einen guten Überblick, und er hatte uns gesehen. Für einen Moment unterbrach er seine Bewegung und blieb starr stehen.
    Unsere Blicke kreuzten sich. Seine Augen kamen mir nicht besonders groß vor. Jetzt verengte er sie noch mehr, und ich wusste nicht, ob ich das als gutes Zeichen ansehen sollte.
    »Er hat uns entdeckt«, murmelte Suko.
    »Genau.«
    »Dann wollen wir uns mal zu ihm begeben.«
    Wir steuerten die Theke an. Es war so etwas wie ein Spießrutenlaufen, obwohl uns niemand etwas tat. Die Gäste starrten uns nur an, und in ihren Blicken lag eine Mischung aus Erstaunen und Überraschung, denn hier waren wir wirklich zwei Fremdkörper.
    Der Geruch der Straße war hier nicht mehr vorhanden. In dieser Umgebung stank es nach Bier, nach Rauch und nach dem Schweiß der Gäste, für die eine Dusche noch ein Fremdwort war.
    Wir sahen uns beim Gehen um und stellten fest, dass sich nur Männer im Pub aufhielten. Es war keine Frau zu sehen. Es gab auch keine Bedienung. Die Gäste gingen zur Theke und holten ihr Bier, das aus einem großen Fass schäumte. Es hatte seinen Platz auf einem schrägen Holzbrett gefunden. Wenn die Krüge gefüllt waren, nahmen die Gäste sie mit zu den Tischen.
    Noch immer wurden wir angestarrt. Menschen in einer derartigen Kleidung hatte noch niemand zu Gesicht bekommen, das mussten die Leute hier erst mal optisch verkraften.
    Wir erreichten die Theke. Sie war zwar voll, aber man schuf uns eine Lücke, und wir konnten uns fühlen wie zwei Aussätzige, die aus einer geschlossenen Anstalt geflohen waren.
    Licht gab es auch. Unter der Decke hingen Petroleumleuchten. Sie waren als Schalen geformt und hatten an den Seiten dunkle Einschlüsse, sodass das Licht nicht so hell wirkte.
    Der dicke Wirt, der bestimmt nicht auf den Mund gefallen
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