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1601 - 10. Januar 1200

Titel: 1601 - 10. Januar 1200
Autoren: Unbekannt
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Myles", sagte er.
    Myles Kantor fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Sein Blick wirkte traurig. Er hatte gehofft, das sah man ihm an, daß die Sonde es schaffen würde, in den Linearraum einzudringen. +00.01.02,33. Die Uhr sagte nein. Die Meßgeräte der Sonde übermittelten weiterhin Daten. Das wäre ihnen unmöglich gewesen, wenn die Sonde zum vorprogrammierten Zeitpunkt den Übertritt in den Linearraum vollzogen hätte. Das Experiment war gescheitert. „In Ordnung, Bix", sagte Myles. „Laß sie los!"
    Latimer trat an die Konsole. Ein kurzer Wortwechsel mit der blechernen Synthesizer-Stimme der Positronik entwickelte sich. Der Rechner wollte wissen, ob Bixby Latimer auch wirklich derjenige sei, der er zu sein vorgab, und ob er die Autorität besitze, über den Start der Sonde zu verfügen. Die Fragen des Computers wurden offenbar zur Zufriedenheit des synthetischen positronischen Bewußtseins beantwortet, denn nach Beendigung des Zwiegesprächs war zu hören: „Die Transitionssonde ist weisungsgemäß um dreiundzwanzig Uhr dreizehn Minuten null Sekunden Terrania-Zeit gestartet."
    Sie sahen die Daten der Meßgeräte über den Bildschirm rollen. Die Sonde beschleunigte auf dieselbe Weise wie ihre Vorgängerin. Auch sie würde sich um mehr als drei Lichtstunden von Titan entfernt haben, bevor der entscheidende Augenblick eintrat: der Augenblick, in dem die Sonde den Sprung in den Hyperraum antrat.
    Inzwischen hatte man Zeit, sich in Geduld zu üben. Myles Kantor warf Boris Siankow einen fragenden Blick zu. Boris schüttelte den Kopf. „Nein, auch diesmal nicht", beantwortete er mit halblauter Stimme die unausgesprochene Frage. „Irgendwo in unseren Überlegungen steckt ein Fehler. Wir müssen uns hinsetzen und nachrechnen, bevor wir den nächsten Versuch in Angriff nehmen."
    Er entfernte sich grußlos. Er wandte sich einfach ab und ging davon. Myles Kantor folgte ihm ein paar Minuten später. Er fand Boris Siankow in seiner Unterkunft über seine Berechnungen gebeugt.
    Der Bildschirm des Datenanschlusses, der ihn mit der zentralen Positronik des Forschungszentrums hätte verbinden können, war dunkel. „Der Rechner kann dir nicht helfen?" fragte Myles. „Nein. Der Fehler liegt im Konzept", antwortete Boris. „Mit gedanklichen Konzepten kann ein positronischer Computer nichts anfangen. Das muß ich mit mir selbst ausmachen."
    Myles Kantor zog einen dünnen Stapel Druckfolien aus der Tasche und schob sie quer über den Tisch in Boris Siankows Richtung. „Wir haben die achtzehn Springer-Schiffe ausgefragt", sagte er dazu. „Die Kommandanten waren ohne Ausnahme recht gesprächig. Sie freuten sich darüber, daß sie endlich mal jemanden hatten, mit dem sie sich über den zehnten Januar und die Hyperkatastrophe unterhalten konnten.
    Es sieht so aus, als wäre allen Fahrzeugen in etwa dasselbe widerfahren wie der GEDeins.
    Vielleicht kannst du mit diesen Daten etwas anfangen."
    „Danke", antwortete Boris Siankow geistesabwesend und legte die flache Hand auf den dünnen Folienstapel. Die Geste schien anzudeuten, daß er derart wichtige Informationen auf keinen Fall mehr aus den Augen lassen wollte. „Was ich brauche, ist ein bißchen Hilfe bei meiner Mathematik. Meinst du, du und Kallia, ihr könntet mir ein wenig zur Hand gehen? Es handelt sich, davon bin ich überzeugt, um einen ganz einfachen Formfehler. Ich habe die Formeln schon so oft durchgeschaut, daß ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehe. Wenn ihr mir da helfen könntet..."
    „Wir stehen dir gerne zur Verfügung", erklärte Myles Kantor. „Laß mich nur Kallia rasch Bescheid sagen."
    Er wollte zum Interkom-Anschluß gehen. Aber wiederum meldete sich die synthetische Stimme des positronischen Computers. „Fehlfunktion beim Transitionsexperiment", sagte sie. „Die Transitionssonde hat acht Minuten nach dem Start aufgehört, Daten zu übertragen. Das Experimentalfahrzeug ist auch mit Hilfe der elektromagnetischen Ortung nicht mehr nachzuweisen."
    Boris Siankow hatte aufgehorcht. „Heißt das, daß die Sonde verschwunden ist?" fragte er. „Hört sich so an", antwortete Myles Kantor.
    Boris war aufgesprungen. „Das könnte der Ansatz für die Lösung unseres Problems sein!" rief er voller Erregung. „Laß dir von der Positronik alle Daten ausgeben, die mit dem Flug der Transitionssonde zu tun haben."
    „Du meinst, da gäbe es einen Bezug zu den Ereignissen, über die die Springer uns berichtet haben?"
    Man wußte nicht, ob Boris Siankow
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