Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1601 - 10. Januar 1200

Titel: 1601 - 10. Januar 1200
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
unterbrochen. Das positronische Rechnersystem, das im Lauf der vergangenen Tage eingerichtet worden war, mochte altmodisch und mit völlig überalteten Synthesizern ausgestattet sein. Aber es war wie sein modernes, syntronisches Gegenstück allgegenwärtig. Vor allen Dingen legte Myles Kantor Wert darauf, daß er zu jeder Zeit an jedem Ort von Nachrichten erreicht werden konnte, die die Positronik zu verbreiten hatte. „Meldung von der elektromagnetischen Ortung", sagte die metallene Stimme. „In einer Entfernung von vier Lichtminuten wird ein fremdes Objekt, wahrscheinlich ein Raumfahrzeug, erfaßt, das sich mit fünfzig Prozent Lichtgeschwindigkeit auf das Saturn-System zubewegt."
    Myles Kantor stand auf. „Ansprechen!" ordnete er an. „Das Fahrzeug soll abbremsen. Wir schicken ein Begrüßungskomitee an Bord."
     
    *
     
    Das Schiff war von bedeutender Größe. Es hatte die Form einer Walze von zwei Kilometern Länge und dreihundert Metern Rumpfdurchmesser und verheimlichte auch ansonsten nicht, daß es auf einer springerschen Werft angefertigt worden war. Kapitän, Kommandant und Eigentümer des riesigen Raumschiffs war ein gewisser Abnar bel Geddas, der von sich behauptete, das Oberhaupt der berühmten Sippe der Gedda zu sein, und im übrigen wie ein typischer Springer aussah: rothaarig, mit langem Bart, der zu Zöpfen geflochten und verziert war, breitschultrig und ein wenig übergewichtig. Wenn Abnar bel Geddas sprach, hatte man das Gefühl, einen Haluter vor sich zu haben.
    Im Augenblick allerdings wirkte er recht kleinlaut. Es hatten sich Dinge zugetragen, die nicht in sein Weltbild paßten und ihn daher von Grund auf verwirrten. „Die GEDeins war friedlich unterwegs mit Kurs Terra", erklärte er im Beisein einiger seiner Offiziere, die gleichzeitig seine Verwandten waren. Er hatte Myles Kantor und seine Begleiter, zu denen auch Boris Siankow zählte, freundlich empfangen und ihnen einen kleinen Imbiß sowie Getränke vorgesetzt, wie es springersche Art war. „Plötzlich gab es einen Knall, und wir landeten im 4-D-Raum. Das war etliche Lichttage vor den Grenzen des Solsystems. Ich frage mich, was aus uns hätte werden sollen, wenn das Unglück sich in vier oder fünf Lichtjahren Entfernung ereignet hätte!"
    Myles Kantor erklärte dem Springer behutsam, daß es im Umkreis von Sol wahrscheinlich Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Raumschiffen gebe, denen ebendieses Schicksal widerfahren sei: gestrandet im Einstein-Raum, Lichtjahre von der nächsten zivilisierten Welt entfernt. Er gab sich Mühe, Abnar bel Geddas klarzumachen, was in der Zwischenzeit geschehen war. Boris Siankow unterstützte ihn dabei. Aber Abnar war Händler. Von der Wissenschaft hatte er wenig Ahnung. Er nahm zur Kenntnis, daß der Hyperraum plötzlich träge geworden sei, gleichzeitig aber verfluchte er alle Götter des Springer-Himmels, daß sie das Unerklärliche ausgerechnet in dem Augenblick hatten geschehen lassen, als die GED-I auf ihrer wichtigsten Reise unterwegs war. „Warum ist ausgerechnet diese Reise so wichtig?" erkundigte sich Myles Kantor, nachdem die Flut der springerschen Flüche endlich verebbt war. „Weil ich die teuerste, auserlesenste Ware an Bord habe, die man zu kaufen bekommen kann", antwortete Abnar bel Geddas. „Ich und die achtzehn Frachter der Gedda-Sippe, die hinter mir kommen."
    „Wie weit hinter dir sind sie?" wollte Myles Kantor wissen. „Und was habt ihr Kostbares geladen?"
    „Wir sind alle annähernd zur gleichen Zeit aufgebrochen", antwortete Abnar bel Geddas. „Wenn du sagst, daß es sich bei dem Geschick, das die GEDeins getroffen hat, um etwas handelt, dem sich niemand entziehen kann, dann ist es den achtzehn Raumschiffen wahrscheinlich ebenso ergangen wie uns. Vermutlich werden sie im Lauf der nächsten Stunde hier erscheinen.
    Was wir geladen haben, willst du wissen?" Ein verklärter Ausdruck erschien auf dem Gesicht des Springer-Patriarchen. Mit Daumen und Zeigefinger, die er an die Lippen führte, machte er die unter allen humanoiden Feinschmeckern des Universums bekannte Geste. „Tiefseeaustern von Kallimanta, Zangenkrebse aus den Bergseen von Cebru, feingeräucherten Dodar-Schinken von Malagau, Edelhirse aus den tropischen Anbaugebieten von Nanao. Ich sage dir, erlesenere Kostbarkeiten haben die terranischen Märkte niemals in ihrer Geschichte zu sehen bekommen!"
    „Hmm", machte Myles Kantor, „es mag sein, daß du recht hast. Ich bin auch sicher, daß du annähernd den Preis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher