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1600 - Willkommen im Hades

1600 - Willkommen im Hades

Titel: 1600 - Willkommen im Hades
Autoren: Jason Dark
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zündete das Feuer in den Kaminen an. Über manchen Dächern schwebten die grauen Fahnen und mir stieg der typische Holz-und Rauchgeruch in die Nase, der auch zum Winter gehörte.
    Ein trockenes Husten sorgte für meine Aufmerksamkeit. Ich blieb stehen und schaute nach links. Von dort hatte mich das Geräusch erreicht.
    Es gab einen verschneiten Weg, der zwischen zwei Häusern entlang führte. Etwa in der Mitte fiel ein gelblicher Lichtschein auf den hellen Schnee und ließ ihn golden funkeln. Aber ich sah auch den Umriss eines Mannes, der sich durch den Lichtschein wagte. Wohin der Mann wollte, interessierte mich nicht. Wichtig war, dass ich jemanden gefunden hatte, den ich fragen konnte.
    »Hallo!«, rief ich.
    Der Mann drehte sich langsam um.
    Ich ging ihm entgegen. Das Licht reiehte aus, um zu erkennen, dass er schon älter war. Er trug einen dicken Mantel und eine Strickmütze auf dem Kopf.
    »Ja…?«
    Ich hielt an und lächelte. »Pardon, wenn ich Sie störe, aber ich hätte gern eine Auskunft.«
    »So…?«
    »Ja, ich suche die Familie Eichler.«
    Der Mann sagte erst einmal nichts. Er schaute mich von Kopf bis zu den Füßen an und sagte: »Sie sind fremd.«
    Seine Worte verstand ich. Er sprach deutsch und bemühte sich, seinen Dialekt nicht zu stark hervortreten zu lassen.
    »Ja, das bin ich.«
    »Wo kommen Sie her?«
    Auch dafür hatte ich mir bereits eine Ausrede einfallen lassen. »Man hat mich gebracht.«
    »Und Sie wollen zu den Eichlers?«
    »Genau.«
    Wieder wurde ich gemustert. »Kennen Sie die?«
    »Nur Anna.«
    Er fing an zu lachen. »Ja, das habe ich mir fast gedacht. Anna ist ja bekannt.«
    »Genau, sie fotografiert sehr gut.«
    Er nickte. »Ist noch früh, nicht?«
    »Ich weiß, aber Anna weiß schon Bescheid.«
    Anscheinend hatte ich sein Vertrauen gewonnen, denn ich bekam von ihm zu hören, wohin ich gehen musste. Dabei stellte ich fest, dass ich an der Kirche vorbei bis an das Ende der Ortschaft gehen musste. Das Haus lag auf der rechten Seite. Davor stand ein Weihnachtsbaum.
    »Danke sehr.«
    Der Mann nickte mir zu und drehte sich weg. Sein Ziel war ein Holzstapel, auf dem nur wenig Schnee lag, weil das Material durch ein Vordach geschützt war.
    Die Zeit war mittlerweile fortgeschritten. Zwar ging ich noch immer durch die Dunkelheit, aber in den Häusern war es inzwischen hell geworden, und so schimmerte die Schneefläche jetzt an mehreren Stellen wie golden angestrichen.
    Ich hatte mich an den hohen Schnee gewöhnt und ging jetzt schneller.
    Über mir nahm der Himmel eine hellere Farbe an. Ein fast voller Mond erblasste allmählich.
    Geschäfte hatten um diese Zeit nicht geöffnet.
    Der geschmückte Tannenbaum war ein guter Hinweis gewesen. Wenn ich nach vorn schaute, sah ich ihn auf der rechten Seite. Seine Lichter wirkten, wie kleine Sterne, und ich stellte zudem fest, dass er nicht weit von einer Hausmauer entfernt stand. Er war mit einer Schneelast bedeckt, doch an den warmen Kerzen war der Schnee geschmolzen, sodass die Lichter gut zu sehen waren.
    Bis auf den alten Mann hatte ich keinen Menschen im Freien gesehen.
    Plötzlich war jemand da. Ich sah eine Gestalt, die ein Stück vor mir durch den Schnee huschte. Und das nicht weit vom Haus der Eichlers entfernt.
    Wer diese Gestalt war, erkannte ich nicht. Jedenfalls hatte sie nicht sehr groß ausgesehen, und sie hatte sich recht schnell durch die weiße Masse bewegt.
    Meine Neugier war geweckt. Für mich wäre es normal gewesen, wenn sich der Unbekannte als Besucher der Eichlers herausgestellt hätte.
    Doch das war nicht der Fall. Es hatte nur so ausgesehen. Dann war sie hinter dem Haus verschwunden. Fast wie ein Dieb.
    Das Leben hatte mich gelehrt, misstrauisch zu sein, und dabei blieb es auch jetzt. Ich passierte den Tannenbaum und warf einen ersten Blick auf das Haus. Der Eingang war zu sehen. In der Nähe schimmerte das gelbe Licht einer Lampe, die eine Haube aus Schnee bekommen hatte.
    Die Eichlers lagen nicht mehr im Bett. Zumindest schimmerte hinter den Fenstern Licht. Ich sah es unten und auch in der ersten Etage, und ich hatte auch den Eindruck, dass sich hinter einem Fenster im Erdgeschoss jemand bewegte.
    Das sah ich als positiv an, unterdrückte meinen Impuls, das Haus zu betreten, und wollte erst mal an der Rückseite nachschauen. Dorthin war auch die Gestalt verschwunden.
    Bereits nach den ersten Schritten sah ich die Spuren im Schnee. Ich wäre kaum stehen geblieben, wenn es sich um normale Fußabdrücke gehandelt
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