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1600 - Willkommen im Hades

1600 - Willkommen im Hades

Titel: 1600 - Willkommen im Hades
Autoren: Jason Dark
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Eichler saugte ihre Atemluft durch die Nase ein. Durch ihren Kopf rasten plötzlich die Gedanken. Ja, ihr Vater hatte einen Blick für sie, obwohl sie nicht mehr im Haus lebte. Aber er kannte sie, und beide hatten sich immer gut verstanden.
    Jetzt überlegte Anna, ob sie ihrem Vater die Wahrheit sagen sollte oder nicht.
    »Was bedrückt dich, Kind?«
    »Alles.«
    Er blieb ruhig und nickte. »Das kann ich verstehen. Es war für uns alle nicht leicht. Aber ich habe den Eindruck, Anna, dass dich etwas ganz Besonderes bedrückt. Es lastet regelrecht auf dir. Oder irre ich mich da?«
    »Nein, Vater, du irrst dich nicht.«
    »Das dachte ich mir. Willst du es mir nicht erzählen? Es wäre vielleicht besser.«
    »Das weiß ich nicht.« Sie fuhr sich durch ihr Haar, und ihr Gesicht zeigte einen alles andere als fröhlichen Ausdruck.
    »Komm, Anna, gib dir einen Ruck. Das ist bestimmt besser für uns beide.«
    Anna seufzte. Sie wusste ja, dass ihr Vater recht hatte. Es war wichtig, wenn auch er Bescheid wusste, so konnten sich beide auf eine Gefahr einstellen.
    »Also gut«, sagte sie, »dann will ich dir sagen, was ich von meinem Zimmer aus gesehen habe…«
    ***
    Zuerst spürte ich die Kälte. Dann roch ich den Schnee, und als ich einen Schritt nach vorn ging, sackte ich bis über die Knöchel in der weißen Masse ein.
    »Wir sind da, John.«
    Ich konnte nur nicken. Zunächst mal musste ich die Reise verdauen. Es war ja nicht so, als wäre ich von einem Zimmer in das andere getreten.
    Ich befand mich weit weg von London in einer verschneiten Berglandschaft, in der die Sonne noch nicht aufgegangen war, sodass ich von den hohen Bergen nur dunkle Schattenumrisse sah, die einen leicht violetten Farbton angenommen hatten. Hinzu kam der frisch gefallene Schnee, der sich wie ein riesiges weißes Tuch auf die Landschaft und die Häuser des Dorfes in der Nähe gelegt hatte.
    Es war noch früh am Morgen. Im Dorf brannten nur wenige Lichter. Die erleuchteten Fenster wirkten in dieser Landschaft wie verzaubert. Der Turm einer Kirche stach ebenfalls in den dunklen Himmel hinein, angestrahlt von Scheinwerfern, die in mit Schnee bedeckten Bäumen befestigt waren, wobei die Lichter der Weihnachtsbäume besonders auffielen.
    Eine Straße war nicht zu sehen. Die dicken Schneemassen hatten alles unter sich begraben. Da würden es Autos schwer haben, sich an ihr Ziel zu kämpfen.
    Raniel bemerkte, dass ich zum Dorf hinschaute.
    »Wir sind dort angelangt, wo du hin musst. Am Ziel.«
    »Sehr gut.«
    »Aber du musst allein gehen.«
    Ich drehte mich zu ihm um. »Warum das denn?«
    Auf unseren Gesichtern lagen die Schatten.
    »Ich habe eine andere Aufgabe zu erledigen. Ich hätte mich schon bei meinem ersten Besuch umschauen sollen. Das war mir leider nicht möglich gewesen. Deshalb werde ich jetzt gehen.«
    Zu erklären brauchte er mir nichts. »Du willst in die Höhle?«
    »Ja. Wir sehen uns.« Nach dieser knappen Antwort drehte er sich um und ging.
    Ich schaute seiner hoch gewachsenen Gestalt noch eine Weile nach, bis sie verschwunden war. Es wirkte so, als wäre sie von der Dunkelheit aufgesaugt worden.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als mich zu Fuß auf den Weg ins nahe Dorf zu machen.
    Der Schnee wies an der Oberfläche eine leichte Frostschicht auf, sodass sie schimmerte, als wäre sie mit Diamanten bestreut.
    Es war früher Morgen. Im Vergleich zu London waren wir eine Stunde voraus, aber es war noch immer kein heller Streifen am östlichen Horizont zu sehen. Es konnte aber auch sein, dass die Berge mir die Sicht versperrten.
    Meine Füße schleuderten die pulvrige weiße Masse in die Höhe. Es war zum Glück windstill, aus dem Himmel über mir sank keine Flocke hernieder. Ich hatte das Gefühl, dass die Nacht vorbei war.
    Man sagt immer, dass die Menschen in den Dörfern früher aufstanden.
    Das war hier nicht der Fall. Man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass der Ort im tiefen Schlaf lag. Ich hörte keinen Laut, nicht eine Stimme wehte mir entgegen. Ich erlebte eine seltsame Stille, die sich über dem weißen Meer ausgebreitet hatte.
    Für mich war wichtig, dass ich die Familie Eichler fand. Durch sie war alles in Bewegung geraten, und ich war froh, dass mein Freund Bill Conolly mich angemeldet hatte.
    Die ersten Häuser tauchten auf. Sie waren tief verschneit. An manchen Stellen hatte der Wind die weiße Pracht gegen die Hauswände geweht und hatte auch Wege unter sich begraben.
    Einige Menschen waren schon auf den Beinen. Man
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