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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren
Autoren: Karl May
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welchem du es mitteiltest, hast du fast eine ganze Woche Zeit gegeben, sich die Sache zu überlegen. Das hat den Anschein, als ob du wünschest, daß die Diebe entkommen mögen.“
    „Effendi! Was denkst du vonmir?“
    „Meine Ansicht richtet sich ganz genau nach deinem Verhalten. Nichts lag näher, als daß du hier in Ostromdscha nach den Tätern suchen ließest.“
    „Sie sind ja nach Doiran geritten!“
    „Das zu glauben, muß man sehr befangen sein. Kein Dieb wird sagen, wohin er sich wenden will. Soviel mußt du als alter Jurist doch wissen. Wie nun, wenn ich entdecke, daß du ein Freund dieser Verbrecher bist?“
    Er begann fürchterlich mit dem Kopf zu wackeln, jedenfalls vor Bestürzung.
    „Herr, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll!“ rief er aus.
    „Sage lieber gar nichts, denn meine Meinung bleibt doch gänzlich unverändert. Wenn du dich der Sache in der Art angenommen hättest, wie es deine Pflicht war, so wären die Diebe längst entdeckt.“
    „Glaubst du, daß sie freiwillig kommen, um sich mir zu melden?“
    „Nein; aber ich glaube, daß sie sich hier in Ostromdscha befinden.“
    „Unmöglich! Es sind in keinem Konak drei Reiter abgestiegen.“
    „Das wird ihnen auch nicht einfallen. Sie werden sich nicht so nahe am Tatort öffentlich zeigen. Sie haben sich versteckt.“
    „Soll ich wissen, bei wem?“
    „Warum nicht? Ich bin ein Fremder und weiß es doch.“
    „Was! Du weißt es?“
    „Ja, ganz genau.“
    „So mußt du allwissend sein.“
    „Nein; ich habe aber gelernt, nachzudenken. Solche Halunken werden sich nur bei gleich schlechten Subjekten verstecken. Wer aber ist das schlechteste Subjekt in Ostromdscha?“
    „Meinst du den Mübarek?“
    „Du hast's erraten.“
    „Bei ihm sollen sie sein?“
    „Jedenfalls.“
    „Da irrst du dich.“
    „Ich irre mich so wenig, daß ich bereit bin, mit dir zu wetten. Wenn du die Diebe fangen willst, so mußt du hinauf zur Ruine gehen.“
    Er blickte zu dem Mübarek hinüber, und dieser erwiderte den Blick. Es war mir ganz so, als ob diese beiden doch in einem Einvernehmen ständen.
    „Der Weg würde vergeblich sein, Herr“, sagte er.
    „Ich bin vom Gegenteil überzeugt und sage dir, daß wir nicht nur die Diebe, sondern auch die gestohlenen Gegenstände finden würden. Darum fordere ich dich auf, mir mit deinen Kawassen zu folgen.“
    „Du scherzt doch?“
    „Nein, es ist mein Ernst.“
    „In dieser Dunkelheit?“
    „Fürchtest du dich?“
    „Nein; aber solche Menschen sind gefährlich. Sind sie wirklich oben, so werden sie sich verteidigen. Warte lieber, bis es morgen Tag geworden ist.“
    „Bis dahin könnten sie entkommen sein. Es hat übrigens den Anschein, daß es hier Leute gibt, welche die Diebe warnen würden.“
    „Das wird niemand tun. Ich selbst werde dafür sorgen, daß kein Mensch sich in dieser Nacht der Ruine nähern kann.“
    „Sorge lieber dafür, daß wir schnell aufbrechen können, und gib Befehl, daß Laternen mitgenommen werden.“
    „Herr, laß ab von diesem Beginnen!“
    „Nein! Wenn du deine Pflicht nicht tun willst, so bleibe daheim. Ich werde Leute finden, welche des Amtes eines Kodscha Bascha würdiger sind.“
    Das zog. Er wackelte zwar noch immer höchst bedenklich mit dem Kopf, sagte aber doch:
    „Du darfst mich nicht verkennen. Ich bin nur auf dein eigenes Wohl bedacht und wünsche nicht, daß du dich in Gefahr begibst.“
    „Kümmere dich nicht um mich! Mein Wohl wahre ich selbst.“
    „Nehmen wir den Mübarek mit?“
    „Ja. Er wird uns führen.“
    „So erlaube, daß ich für Beleuchtung und auch für Waffen sorge.“
    Er begab sich in das Haus.
    Viele der anwesenden Leute eilten fort; ich vermutete, um Laternen, oder etwas Ähnliches zu holen und uns zu begleiten. Ibarek hatte dieser Verhandlung still zugehört. Jetzt fragte er mich:
    „Effendi, glaubst du wirklich, daß wir die drei Spitzbuben fangen?“
    „Ganz gewiß.“
    „Und daß ich mein Eigentum zurückerhalte?“
    „Ich bin überzeugt davon.“
    „Herr, ich kann dich nicht begreifen! Es scheint, daß du alles weißt. Ich gehe natürlich mit Freuden hinauf zu der Ruine.“
    „Was sagst du nun zu dem Einsiedler? Du hast ihn gepriesen, obgleich du ihn fürchtetest. Und als du von ihm sprachst, ahnte ich bereits, daß er ein großer Halunke sei. Die Diebe deines Eigentums befinden sich bei ihm.“
    Der Bascha kehrte bald zurück. Er brachte einige alte Laternen, mehrere Fackeln und eine Anzahl von Kienspänen. Andere Leute
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