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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren
Autoren: Karl May
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kamen mit ähnlichen Beleuchtungsgegenständen herbei, und dann setzte sich der Zug in Bewegung.
    Ein nächtlicher Zug zu der Ruine hinauf, um Diebe einzufangen, das war noch niemals dagewesen; das war den Leuten eine Lust. Darum wanderte fast die ganze Bevölkerung des Ortes hinter uns her.
    Da ich weder dem Kodscha Bascha, noch seinen Kawassen recht traute, mußten Osco und Omar den Mübarek bewachen. Sie hatten ihn zwischen sich genommen.
    Voran schritten einige Kawassen. Dann kam der Bascha mit den Herren seines Gerichts, hinter diesen der Mübarek mit seinen beiden Wächtern, dann ich mit Halef und den beiden verschwägerten Wirten, und hinter uns drein tummelte sich das Alter und die Jugend von Ostromdscha.
    Es war lustig, zu hören, welche Meinungen geäußert wurden, auch über unsere Personen. Der eine meinte, ich sei ein großherrlicher Prinz, und der andere hielt mich für einen persischen Fürstensohn. Ein dritter schwor, ich sei ein indischer Zauberer, und ein vierter schrie überlaut, daß ich ein Kronprinz aus Moskau sei und gekommen wäre, um das Land für Rußland zu erobern.
    Je näher wir der Ruine kamen, desto stiller wurden die Leute. Sie sahen doch ein, daß man vorsichtig sein müsse, wenn man Spitzbuben fangen wolle.
    Da, wo der Wald begann, blieben viele zurück. Das waren die Furchtsamen. Sie versicherten aber doch hoch und teuer, daß sie sich nur darum hier postierten, damit die Diebe an dieser Stelle nicht durchkommen könnten, falls es ihnen gelingen sollte, oben zu entfliehen.
    Als wir dann die Lichtung erreichten, herrschte die Ruhe des Grabes auf derselben. Die Helden fühlten sich beklommen. Die Spitzbuben konnten ja jeden Augenblick erscheinen, konnten hinter jedem Baum stecken. Man trat so leise wie möglich auf, um sie ja nicht zu verscheuchen und – – – um ja nicht etwa derjenige oder diejenige zu sein, der oder die mit ihnen in Kampf kommen werde. Denn Frauen waren auch dabei.
    Diese gespannte Stille erlitt freilich einmal eine kurze Unterbrechung. Ein schriller Schrei erscholl aus einer weiblichen Kehle. Als ich an die Stelle kam, fand ich, daß Nohuda, die ‚Erbse‘, so unglücklich gewesen war, sich in die kalte Quelle zu betten, an welcher ich die Butterblume gefunden hatte. Sie saß im Wasser und hielt ihrem geliebten Gerichtsbeisitzer eine mehr als halblaute Rede, deren Inhalt dringend wünschen ließ, daß sie dieselbe in sehr leisem Ton gehalten hätte. Sie wollte sich nicht herausziehen lassen, denn sie werde sich erkälten, wenn sie durchnäßt in der kühlen Abendluft einhergehen müsse, und nur, als ich ihr erklärte, daß das Wasser noch kälter als die Luft sei, meinte sie:
    „Effendi, deinem Rat werde ich folgen. Du weißt das alles besser als andere Leute oder gar als mein Mann, der mich gradenwegs in dieses Loch hineingeführt hat.“
    Ich zog sie heraus. Glücklicherweise stand das Wasser kaum einen Fuß hoch. Ob es in der Folge ihrer durch Eisenocker verjüngten Schönheit schädlich geworden ist, weiß ich leider nicht.
    Der Mübarek stand mit Omar und Osco an der Tür seiner Hütte. Er verlangte, hineingelassen zu werden. Da er sich aber mit Chemie abgab und in allerlei vermeintlichen Zauberkünsten bewandert war, so traute ich ihm nicht. Er konnte ja irgendeine Vorrichtung angebracht haben, welche für den Fall einer plötzlichen Verhaftung berechnet war.
    „Was willst du drin tun?“ fragte ich.
    Er antwortete mir nicht. Der gute Mann schien gar nichts mehr von mir wissen zu wollen.
    „Wenn du nicht antwortest, so darfst du auch nicht erwarten, daß dein Wunsch erfüllt werde.“
    Jetzt antwortete er:
    „Ich habe Tiere drin, welche gefüttert werden müssen, wenn sie nicht verhungern sollen.“
    „Ich selbst werde sie morgen früh füttern. Deine Heimat ist von jetzt an das Gefängnis. Doch bin ich bereit, dir den Wunsch zu erfüllen, falls du mir einige Fragen der Wahrheit gemäß beantwortest.“
    „So frage!“
    „Hast du Besuch?“
    „Nein.“
    „Bewohnt außer dir jemand die Hütte oder die Ruine?“
    „Nein.“
    „Weißt du nicht, ob jemand in der Hütte anwesend ist?“
    „Es ist niemand da. Ich müßte es wissen.“
    „Kennst du einen Mann, welcher Manach el Barscha heißt?“
    „Nein.“
    „Oder einen anderen Namens Barud el Amasat?“
    „Auch nicht.“
    „Und doch sagen diese Leute, daß sie dich sehr gut kennen.“
    „Das ist nicht wahr.“
    „Daß du sie von meiner Ankunft benachrichtigt hast.“
    „Das ist eine
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