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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren
Autoren: Karl May
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wehe! Die würde sich noch viel mehr fürchten. Nein, ich muß diesen fünf Reitern folgen, und wenn ich dabei mit allen Kohlenbrennern der Welt in Konflikt käme.“
    „So ist mir angst und bange um dich. Dieser Scharka ist ein wahrer Teufel. Seine Haut soll behaart sein wie diejenige eines Affen, und er soll das Gebiß eines Panthers haben.“
    „Das ist doch wohl übertrieben?“
    „Nein. Ich erfuhr es von Leuten, welche ihn gesehen haben. Du kannst es wirklich nicht mit ihm aufnehmen.“
    „List und Klugheit gehen über alle Körperkraft“, erwiderte ich. „Übrigens wenn es dich beruhigt, so will ich dich bitten, mir dies hier nachzumachen.“
    Es lag eine Eisenbahnschiene auf der Erde. Ich hob sie auf, nicht in der Mine, und hielt sie ihm mit ausgestreckten Armen entgegen. Er trat zurück und rief:
    „Effendi, bist du – bist du – alle Wetter, ja, wenn es so ist, so erdrückst du auch mit Leichtigkeit einen Wolf!“
    „Pah! Wer sich auf seine rohe Kraft verläßt, der pflegt verlassen zu sein. Ein wenig Nachdenken ist besser als die größte Körperstärke. Übrigens sind wir so gut bewaffnet, daß wir uns vor keinem zu fürchten brauchen.“
    „Und“ – fügte Halef in stolzem Ton hinzu, indem er auf sich selbst deutete – „mein Effendi ist nicht allein, sondern er hat mich, seinen bewährten Freund und Beschützer bei sich. Da sollen die Heerscharen der Feinde es nur wagen, an uns zu kommen! Wir werden sie aufzehren, wie das Schwein des Busches die Heuschrecken frißt.“
    Das klang gar zu possierlich. Seine Körperlänge paßte gar nicht zu dem hohen Selbstbewußtsein, mit welchem er diese Worte vorbrachte. Ich blieb ernst, weil ich den Kleinen kannte; der Aufseher aber konnte sich eines Lächelns nicht erwehren.
    „Lachst du etwa?“ fragte Halef. „Ich dulde keine Beleidigung! Selbst von dem nicht, dessen Schinken und Wurst ich gegessen habe. Wenn du mich näher kenntest, würdest du vor meinem Zorn zittern und vor meinem Grimm beben!“
    „Ich bebe beinahe“, meinte der Aufseher, indem er das ernsthafteste Gesicht zeigte.
    „O, das ist noch lange nichts! Du mußt beben, daß dir die Seele hörbar an die Wände deines Leibes klappert. Du weißt nicht, mit welchen Tieren und Menschen wir gekämpft haben. Wir haben den Löwen, den Herrn der Wüste, getötet und mit Feinden gekämpft, bei deren Anblick du dich da in den Kasten zu dem geräucherten Hinterteil des Schweines verkriechen würdest. Wir haben Taten verrichtet, die uns unsterblich machen. Von uns wird geschrieben stehen in den Büchern der Helden und in den Schriften der Unüberwindlichen. Wir lassen nicht über uns lachen, das merke dir! Kennst du etwa meinen Namen?“
    „Nein; aber ich habe vernommen, daß der Effendi dich Halef nennt.“
    „Halef!“ meinte der Kleine in verächtlichem Ton. „Was ist Halef? Gar nichts. Halef heißen viele Leute. Aber sind diese Leute Hadschis? Haben sie Väter und Vätersväter, Ahnen und Großahnen der Urväter, welche alle auch Hadschi gewesen sind? Ich sage dir, ich bin Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah. Meine Vorfahren gehörten zu den Helden, welche vor so langer Zeit lebten, daß kein Mensch mehr etwas von ihnen weiß; ich selbst auch nicht. Kannst du das vielleicht von deinen Ahnen sagen?“
    „Ja.“
    „Wie?“
    „Ich weiß auch nichts von ihnen.“
    Der Aufseher sagte das in ironischem Ernst. Halef blickte ihm schweigend und zornig ins Gesicht, machte dann eine sehr geringschätzige Handbewegung, drehte sich um und ging mit den Worten hinaus:
    „So schweige! Wer von seinen Ahnen nichts weiß, der darf sich mit mir gar nicht vergleichen!“
    „Aber“, rief der andere ihm lachend nach, „du hast ja eben jetzt gestanden, daß du selbst auch von den deinigen nichts weißt!“
    „Das sind die meinigen, aber nicht die deinigen. Von ihnen brauche ich nichts zu wissen, denn sie sind so berühmt, daß man gar nichts von ihnen zu wissen braucht!“ schrie der Hadschi in höchstem Zorn zurück.
    „Das ist ein sonderbares Kerlchen, dein Begleiter“, lachte der Aufseher.
    „Ein braver Mann, treu, gewandt und ohne Furcht“, antwortete ich. „Er fürchtet sich wirklich nicht vor dem Köhler. Das hat er dir sagen wollen, aber freilich in seiner Weise. Er ist eigentlich ein Bewohner der Wüste, und die Männer lieben es, sich in solcher Weise auszudrücken. Jetzt möchte ich einmal nach meinem Schneider sehen. Vielleicht ist derselbe nun mit
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