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1598 - Der Tag des Zorns

Titel: 1598 - Der Tag des Zorns
Autoren: Unbekannt
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Gewohnheit erwuchs. „Ich möchte Einzelheiten hören", sagte Rhodan plötzlich. Seine Stimme klang energisch. „Ist dir etwas aufgefallen?" fragte Reginald Bull hoffnungsvoll. „Vielleicht, alter Freund", antwortete Rhodan. „Wünschst du Einzelheiten zu einzelnen Fällen?" erkundigte sich der Syntron. „Oder eine detailliertere Beschreibung des Syndroms an sich?"
    „Eine präzisere Beschreibung der einzelnen Symptome", forderte Rhodan. „So, wie sich das ES-Syndrom zum gegenwärtigen Zeitpunkt darstellt."
    „Da wäre zunächst zu erwähnen, daß die Menschen in eine gewisse Stagnation verfallen. Sie bewegen sich weniger, ihre Wahrnehmung verringert sich, sie vermeiden es, irgendwelche neuen Erfahrungen zu machen, weil sie mit anderen Dingen beschäftigt sind."
    „Sagt dir das etwas?" wollte Ronald Tekener wissen. „Noch nicht", antwortete Rhodan. „Ein weiteres Phänomen ist die gehemmte oder fehlgeleitete Aggression der Menschen", berichtete der Syntron. „Die Kranken setzen sich nicht mehr zur Wehr, sie haben kein Durchsetzungsvermögen mehr. Statt dessen häufen sich Akte offener oder versteckter Aggressionen gegen sich selbst - der Konsum legaler und illegaler Drogen, den man zum Bereich selbstzerstörerischer Verhaltensweisen rechnen muß, hat in der letzten Zeit stark zugenommen."
    „Das paßt ins Bild", sagte Rhodan leise. „Fahre fort!"
    „Zu nennen ist auch noch eine sehr starke Flucht in die Irrealität. Die Menschen haben schreckliche Alpträume, in denen sie einem unwiderstehlichen Sog ausgesetzt sind, von einem Ungeheuer verschlungen werden. Es wird berichtet, daß viele Patienten sich in ihrer Angst vor diesen Alpträumen in Tagträume flüchten, in denen sie sich größer und stärker und überaus mächtig erleben. Bei den meisten Opfern ist es aber dann nach kurzer Zeit so, daß sie nicht mehr aktiv Größenphantasien heraufbeschwören, sondern daß sie zu Opfern solcher Phantasien und Tagträume werden, die sie nicht mehr kontrollieren und abstellen können. Bei vielen ist außerdem ein Verlust des Zeitgefühls auffällig."
    „Insgesamt ist bei all diesen Menschen mehr oder weniger eine gewisse Passivität festzustellen - sie werden vom Leben mehr herumgestoßen, als daß sie es aktiv gestaltend in die Hand nehmen. Ist das richtig?"
    „Es deckt sich mit den Beobachtungen", stimmte der Syntron zu. „Du verfolgst eine ganz bestimmte Fährte, nicht wahr, Perry?" erkundigte sich Reginald Bull. „Was ist es?"
    Rhodan hob abwehrend eine Hand. „Ich bin noch nicht fertig. Weiter, Syntron!"
    „Zu erwähnen ist noch, daß viele Menschen über Schwermut klagen. Sie haben Probleme mit den Werten des Lebens."
    „Wie äußert sich das?"
    „Viele können die Werte des Lebens gar nicht mehr richtig wahrnehmen. Sie erfreuen sich nicht mehr am Sonnenschein, sie nehmen Vogelgesang oder Kinderlachen einfach nicht mehr als etwas Angenehmes, Wertvolles wahr. Weitaus eher passiert es, daß die Menschen statt des Lachens nur Lärm hören, sich belästigt fühlen und sich darüber erregen."
    „Und wenn das passiert", setzte Rhodan den Gedanken fort, „dann sind diese Menschen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt in der Lage, diese negativen Werte zu objektivieren. Sie regen sich über Kinderlärm subjektiv auf, können sich aber nicht mehr vergegenwärtigen, daß Kinder diese lautstarken Spiele zu ihrer Entwicklung dringend brauchen."
    „So ist es", stimmte der Syntron zu. „Dies alles sind wichtige Teilaspekte dessen, was wir ES-Syndrom nennen."
    Atlan sah seinen alten Freund scharf an. „Hast du einen anderen, besseren Namen dafür?"
    Rhodan senkte für einen Augenblick den Kopf. „Ja", antwortete er dann. „Es gibt eine andere Bezeichnung dafür. Und sie macht uns bewußt, in welcher Gefahr wir schweben."
    Atlan stieß ein grimmiges Lachen aus. „An Bewußtsein für diese ganze besondere Gefahr hat es uns nie gefehlt", sagte er mit bitterem Spott. „Wir leben tagtäglich damit."
    „Ich meine nicht diese Gefahr", sagte Perry Rhodan leise. „Ist euch nicht aufgefallen, daß diese Symptome eine ziemlich deutliche Ähnlichkeit haben mit den Verhaltensweisen unseres alten Freundes ES? Der Verlust des Zeitgefühls, die wirre Phantasie, daß wir Zellaktivatorträger ..."
    „... ehemalige Zellaktivatorträger", warf Reginald Bull trocken ein. „... daß wir versagt und unsere Aufgabe verpfuscht hätten. Die seltsame Passivität von ES, was die großen Probleme der Galaktiker
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