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1598 - Der Tag des Zorns

Titel: 1598 - Der Tag des Zorns
Autoren: Unbekannt
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vorgibt.
    In den Jahren des Aufbaus der Dritten Macht und des jetzigen Solaren Imperiums ist mir so mancher Schwindler und Hochstapler unter die Augen gekommen, aber ein Bursche, der in aller Bescheidenheit - in einer schier unglaublich aufreizenden Bescheidenheit - von sich behauptet, Atlantis sei nach ihm benannt ...
    Also wirklich!
    Er nennt sich schlichtweg und mit sturer Dreistigkeit Atlan. Ein paar Sportfischer haben ihn in ihrem Privattauchboot in der Nähe der Azoren aus dem Wasser gefischt. Daß er tatsächlich aus einem Tiefseegraben aufgestiegen war, klingt unglaublich, aber die Tiefe, aus der die U-Boot-Fischer ihn geborgen haben, spricht dagegen, daß er sich nur beim Schwimmen ein wenig verirrt hat - oder daß ihn jemand über Bord geworfen hat, weil er den anderen auf den Geist gegangen ist. Er könnte also tatsächlich ...
    In jedem Fall ist er Arkonide, soviel steht fest. Und unter seinesgleichen ist er eine Ausnahme, auch das leugne ich nicht. Er ist energisch, tatkräftig, sportlich und kein bißchen degeneriert - nur die Narben an seinem Körper, vor allem an seinem Bauch, sehen aus, als habe er der heiligen Inquisition eine ganze Weile als Demo-Objekt für den Folterunterricht herhalten müssen.
    Er hat auf mich einen sehr merkwürdigen Eindruck gemacht.
    Zum einen sah er sehr erfreut drein wie ein kleiner Junge, den man in den Bonbonladen führt. Er hat sehr schnelle Augen, rötlich, wie bei seinem Volk üblich, und die hat er dazu benutzt, Informationen förmlich in sich aufzusaugen. Ja, ich hatte fast den Eindruck, als wäre ihm so manches, was wir als technische Errungenschaft feiern, erstaunlich bekannt. Er grinste, als ich ihm das auf den Kopf zusagte. „Natürlich, verehrter Herr Minister", sagte er, und so, wie er das Wort Minister aussprach, klang es wie eine üble Beleidigung. „Diese Technik haben wir Arkoniden schon benutzt, als ihr noch auf Bäumen gehaust und euch mit den Affen gezankt habt."
    Ich ließ mich davon nicht beeindrucken.
    Ich habe die Mondexpedition mit der STARDUST mitgemacht, die unter Rhodans Kommando stand. Wir haben zusammen das Forschungsschiff der Arkoniden gefunden, Thora und Crest entdeckt und mit deren Hilfe die Dritte Macht gegründet. Wir haben das große, gewaltige und mächtige Arkon besucht und das Sklavenregime des Robotregenten kennengelernt. Und wir haben diesem Blechkerl ein nagelneues Riesenschiff gemaust - zu einem nicht geringen Teil „gemausbibert", um präzise zu sein -, ein prächtiger Spaß, über den ich heute noch gerne lache.
    Natürlich haben wir auf Arkon auch Arkoniden gefunden, aber darunter war kein einziger, der es mit diesem Atlan hätte aufnehmen können.
    Und gerade darum ist mir dieser Hochstapler suspekt.
    Ich werde ein Auge auf ihn haben.
    Mich kann er nicht täuschen. Er hat nur eines im Sinn: Er will so schnell wie möglich nach Arkon. Da er aber die genaue galaktische Position der Erde kennt, werden wir ihn aus Sicherheitsgründen nicht gehen lassen können.
    Es sieht so aus, als hätte Freund Atlan ziemlich viel Pech gehabt. Ob er will oder nicht, ob er uns mag oder nicht - er wird bei uns bleiben müssen
     
    8.
     
    Tagebuch eines Unsterblichen (Oktober 2042) Ein echter Katastrophentag.
    Perry ist gerade bei mir gewesen. Er sieht verheerend aus, wie durch den Wolf gedreht. Und ich kann das gut verstehen.
    Er kam herein, warf sich in den ersten Sessel und knirschte mit den Zähnen, so laut, daß ich Angst um seine Zähne hatte. „Was ist los?" fragte ich ihn. Meinem heiter unverbindlichen Naturell entsprechend, begleitete ich die Frage mit einem Grinsen. „Läuse auf der Leber?"
    Perry sah mich an. Die Narbe an seiner Nase - er hat mir nie erzählt, woher er die hat - war deutlich zu sehen.
    Immer ein sehr schlechtes Zeichen. „Er ist verschwunden", stieß er hervor. Ich sah ihn an, zuckte die Achseln. „Wer?"
    „Atlan", sagte Perry dumpf. Er stand auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. „Ich hätte es mir denken können. Wahrscheinlich hätte ich an seiner Stelle nicht anders gehandelt. Er wollte zurück nach Arkon - nun, jetzt ist er zurück nach Arkon. Mit einem der neuen Beiboote, einer Gazelle. Das Beste, was wir auf diesem Gebiet haben. Der Robotregent wird jubeln, wenn er die beiden bekommt." Ich schluckte.
    Eigentlich fiel diese Sache nicht in mein Ressort. Für die Sicherheit des Solaren Imperiums sind Reginald Bull und Allan D. Mercant zuständig. Mein Fachgebiet sind die Medien, Public Relations.
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