Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1568 - Schreckenskammer

1568 - Schreckenskammer

Titel: 1568 - Schreckenskammer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht gern im Haus sitze und die Daumen drehe.«
    »Und was ist mit den Bullen?«
    Bill winkte ab. »Die sollen sich selbst um ihren Fall kümmern. Ich gehöre nicht zu ihnen.«
    »Dann können wir auch mit meinem Wagen fahren?«
    »Sicher.«
    Otto Winkler schaute Bill an und schüttelte dabei den Kopf. So einem wie ihm war er noch nie begegnet, und der Reporter sah aus, als ob er es tatsächlich ernst meinte.
    Es war Bill nicht anzusehen, dass er Sheila gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte. Wenn er sie jedoch weckte und ihr erklärte, was er vorhatte, würde sie alle Hebel in Bewegung setzen, um ihn davon abzuhalten. Und genau das wollte er nicht.
    »Dann können wir gehen?«, flüsterte Winkler. In seiner Stimme lag ein Lauern.
    »Ich habe nichts dagegen.«
    »Gut.« Winkler rutschte von der Lehne, und in seinen Augen leuchtete Triumph.
    »Wohin müssen wir?«, fragte Bill.
    »Lass dich überraschen.«
    »Ah ja. Und wie lange werden wir unterwegs sein?«
    »Nicht sehr lange.«
    »Dann kannst du mir schon sagen, was mich erwartet?«
    »Die Schreckenskammer. Oder hast du das vergessen?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Dann freu dich drauf.«
    Der Killer freute sich jetzt schon. Das war zu hören, und das sah man ihm auch an. Bill suchte ihn mit Blicken ab, aber er konnte keine Waffe entdecken. Da beulte sich nichts unter der Jacke aus, und es steckte auch keine Pistole im Hosenbund.
    »Ich hole nur noch meine Jacke«, sagte der Reporter. Er hatte sie im Arbeitszimmer auf einen Stuhl gelegt.
    »Tu das.«
    Es dauerte nur Sekunden. Es hätte Bill nicht gewundert, hätte sein Besucher sich vor Vorfreude die Hände gerieben. Er beherrschte sich jedoch und musterte sein Gegenüber immer wieder vom Kopf bis zu den Füßen. Er schien nicht begreifen zu können, dass jemand so naiv war und freiwillig in die Höhle des Löwen ging.
    Sheila Conolly war tatsächlich nicht erwacht. Bill betrat auch nicht das gemeinsame Schlafzimmer, um sich zu verabschieden. Er folgte Otto Winkler aus dem Haus.
    Wenn er jedoch ehrlich gegen sich selbst war, dann musste er sich eingestehen, dass er ein schlechtes Gewissen hatte. Und eine Rückendeckung gab es für ihn auch nicht…
    Otto Winkler fuhr einen dunklen Nissan. Beim Einsteigen sah Bill die Tasche mit den Urnen auf dem Rücksitz liegen. Er sprach den anderen jedoch nicht darauf an und nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
    Bill unterdrückte seine unguten Gefühle. Neben ihm saß ein Mörder und lenkte den Wagen. Bill fragte sich, ob es richtig gewesen war, sich ihm anzuvertrauen, und für einen Moment kam ihm der Gedanke, zu hoch gepokert zu haben.
    Der Wagen ruckelte beim Anfahren leicht, dann hatte ihn Winkler im Griff.
    Bill achtete darauf, wohin die Fahrt ging. Jedenfalls nicht in die City. Sie fuhren aus der Stadt hinaus, nahem Kurs Südost, ohne jedoch auf die Autobahn zuzusteuern.
    »Bist du wirklich Deutscher?«
    Winkler nickte.
    »Was hat dich nach London getrieben?«
    »Ein Job. Ich habe hier gute Arbeit gefunden.«
    »Nicht schlecht. Und was hast du gemacht?«
    Otto Winkler grinste und schüttelte den Kopf. »Das habe ich vergessen, Conolly.«
    »Und für wen arbeitest du jetzt?«
    Winkler lachte mit offenem Mund. »Für mich arbeite ich. Nur für mich und für ihn.«
    »Ach je, der Dämon.«
    »Genau.«
    Bill schaute für die Dauer einiger Sekunden nach vorn. Er sah, dass Winkler die Richtung eingeschlagen hatte, die sie nach Wimbledon führen würde. Aber er glaubte nicht daran, dass sie zu den Tennisplätzen fuhren, die Schreckenskammer musste woanders liegen.
    Überhaupt - eine Schreckenkammer!
    Wieso? Warum? Was war das? Wollte Winkler ihn zu einer alten Ruine bringen, bei der noch Verliese vorhanden waren? Oder zu einer Burg, die noch stand, aber nicht mehr bewohnt war?
    Andere Alternativen fielen ihm nicht ein. Da seine Neugierde noch längst nicht gestillt war, schnitt er das Thema wieder an.
    »Wo befindet sich die Schreckenskammer denn?«
    Winkler leckte über seine Lippen und drückte aufs Tempo, wenn die Straße es zuließ. »Mach dir keine Gedanken. Wir müssen nicht mehr lange fahren, bald sind wir da.«
    »In der Kammer?«
    »Sicher.«
    »Da bin ich gespannt.«
    Winkler lachte. »Kannst du auch.«
    Es ärgerte Bill, dass er nichts aus ihm herausbekam, aber so war dieser Mensch. Verschlossen, nur auf sein Ziel orientiert, und genau das hatten sie wenig später erreicht, als sie kurz vor Wimbledon abbogen und an der westlichen Seite des Wimbledon Park
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher