Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1564 - Wenn die Toten sprechen

1564 - Wenn die Toten sprechen

Titel: 1564 - Wenn die Toten sprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
und…«
    »Und?«
    Maria überlegte kurz. »Ja, da waren Stimmen.« Sie lachte leise.
    »Stimmen um mich herum und Schatten. Sie haben sich wohl nicht getraut, mehr von sich zu zeigen, aber sie haben mir immer klargemacht, dass sie mich immer unter Kontrolle haben.«
    »Gut, dann müssen wir warten.« Maria hob nur die Schultern. Aber sie blieb nicht stumm und sagte leise: »Ich kann mir auch nicht vorstellen, wohin sie Silke Hartmann verschleppt haben.«
    »Eigentlich wollte sich die Polizei um sie kümmern und sie in einem anderen Hotel unterbringen«, murmelte ich.
    »Sollten wir nicht den Kollegen Taylor anrufen?«, fragte Suko.
    Da hatte ich Bedenken. »Das können wir später erledigen. Er würde uns nur aufhalten. Zeit zu haben kann für uns sehr wichtig werden.«
    »Wie du meinst.«
    Wir hörten Maria Conti stöhnen, und wir sahen auch, dass sie den Kopf schüttelte. Wir blickten sie besorgt an.
    Sie stand noch immer an der Wand und lehnte mit dem Rücken dagegen. Das änderte sich jetzt, denn sie rutschte langsam an ihr hinab, bis sie auf dem Boden hockte. Ihre Hände hielt sie gegen die Wangen gedrückt und presste ihr Gesicht leicht zusammen.
    Wir stellten ihr bewusst keine Frage, weil wir wussten, dass sie jetzt etwas erlebte, und wir davon ausgingen, dass sie uns darüber in Kenntnis setzen würde.
    Als sie in der Hocke saß, sanken ihre Hände nach unten. Danach holte sie quälend Luft und verdrehte ihre Augen, sodass sie uns anschauen konnte. Wir wussten, dass sie etwas sagen wollte, und wir hatten uns nicht getäuscht.
    »Ich kann die Toten hören«, flüsterte sie. Sie tippte mit einem Finger gegen ihren Kopf. »Hier, hier höre ich die Toten.«
    »Wie?«, fragte Suko leise.
    »Wenn ich über den Friedhof gehe, sind sie da. Dann bemerken sie mich, und dann nehmen sie Kontakt mit mir auf. Ich höre nie, was sie sagen, dazu sind ihre Stimmen zu undeutlich, aber sie sind vorhanden, und sie vereinigen sich zu einem Wispern und Zischeln. Mein Gehirn ist dann voll damit.« Sie hob die Schultern. »Ich weiß, dass es schrecklich ist, doch ich kann nichts dagegen tun, versteht ihr?«
    »Ja«, sagte ich. »Sprichst du von dem Friedhof, den du schon vorhin erwähnt hast? Der eigentlich kein Friedhof mehr ist, weil niemand dort mehr begraben wird, sondern eher ein Park?«
    Sie nickte. »Viele Gräber sind eingeebnet worden, aber die alten Steine gibt es noch. Sie stehen da wie Mahnmale, und die Stimmen der Toten kann ich einfach nicht überhören. Ich weiß, dass es schlimm ist, aber ich komme auch nicht dagegen an. Es ist mein Schicksal, und das kann oft grausam sein.«
    »Leiten sie dich?«, fragte ich.
    »Nein.«
    »Geben sie dir Ratschläge?«
    »Auch nicht. Ich kann nicht verstehen, was sie sagen. Sie sind nur als Geräuschkulisse in meinem Kopf.«
    »Und es sind wirklich die Stimmen der Toten?«, vergewisserte ich mich.
    »Ja, natürlich. Welche sollten es sonst ein?«
    »Nun ja, die Phantome aus der Hölle darfst du ebenfalls nicht vergessen.«
    »Aber das sind sie nicht gewesen. Ich schwöre es. Nur die Stimmen der Toten.«
    »Okay, du kennst den Friedhof. Hat er für dich etwas Besonderes? Gehst du gern hin?«
    Maria schloss für einen Moment die Augen. »Ja«, gab sie zu. »Ich gehe gern hin. Ich liebe die Stille dort, und nur dort habe ich das Gefühl, unter Gleichgesinnten zu sein. Sie tun mir ja nichts. Ich kann fast behaupten, dass sie so etwas wie Freunde sind.«
    »Und da bist du dir sicher?«
    »Ja, das bin ich. Wenn ich dort bin, habe ich Begleitung und bin trotzdem allein. Das ist wichtig für mich. Allein sein und keinen Menschen sehen, der mich stört.«
    »Es ist also deine Welt?«
    »Das kann man sagen.«
    »Und das wissen die anderen auch?«
    Ich war inzwischen ebenfalls in die Hocke gegangen und schaute Maria ins Gesicht.
    »Du - du - meinst meine Feinde?«
    »So ist es, Maria.«
    Sie musste schlucken. Dann räusperte sie sich mit geschlossenem Mund und nickte. »Sie wissen immer über mich Bescheid. Sie kennen meine Gewohnheiten gut.«
    »Dann wären wir schon einen Schritt weiter.«
    »Was meinst du damit, John?«
    »Nun ja. Es könnte doch sein, dass man dir nicht sagt, wo du Silke Hartmann finden kannst. Vielleicht denken sie, dass du es einfach weißt.«
    Marias Augen weiteten sich. Es war ihr deutlich anzusehen, wie die Gedanken hinter ihrer Stirn arbeiteten, und nach einer Weile nickte sie mir zu. »Ja, das kann sein.«
    »Und was folgern wir daraus?«, fragte ich wie ein Lehrer

Weitere Kostenlose Bücher