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1563 - Blut-Geschwister

1563 - Blut-Geschwister

Titel: 1563 - Blut-Geschwister
Autoren: Jason Dark
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Seite war sie auch froh, nach Hause fahren zu können. Sie wohnte in einem kleinen Vorort von Kandern. Seit ihrer Scheidung hatte sie das Apartment gemietet, von dem aus sie einen herrlichen Blick auf die Berge hatte.
    Den alten Volvo hatte sie bei ihrer Scheidung behalten. Da der Wagen seine Pflicht noch tat, sah sie keinen Grund, sich einen neuen zu kaufen.
    Sie musste nicht sehr weit fahren. Aber es gab keine Autobahn oder eine andere Schnellstraße, und so zog sich die Fahrt schon hin.
    Jede Kurve kannte sie im Schlaf, und deshalb konnte sie auch ihren Gedanken folgen, die sich nur um ein Thema drehten.
    Es ging um das Verhalten ihres Chefs. Und das hatte mit dem zu tun, was im Haus passiert war und von dem sie nicht wusste, was es war. Es musste ein Vorgang gewesen sein, den man nicht so leicht abtun konnte. Dahinter steckte schon mehr, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was es war.
    Ihrer Meinung nach hatte es mit dem Besuch der beiden fremden Männer zu tun. Sie hatten für den Stimmungsumschwung in der Residenz gesorgt. Sie machte ihrem Chef Vorwürfe. Er hatte sie bisher immer in alles eingeweiht, aber jetzt hatte er ihr das Vertrauen entzogen, und das machte sie so wütend.
    Deshalb war sie auch so früh gefahren. Es kam auch mal vor, dass sie in der Residenz übernachtete.
    Es war zwar noch nicht finster, trotzdem hatte sie das Licht der Scheinwerfer eingeschaltet. Es leuchtete den grauen Belag der Straße aus, die sich durch das Tal zog.
    Helga Bauer war froh, dass sich der Winter endgültig verabschiedet hatte und nun der Frühling mit mächtigen Schritten nahte.
    Aber sie nahm sich vor, ihren Chef am nächsten Tag zu fragen. Er musste ihr einfach Antwort geben, sonst…
    Ein Schrei stieg aus ihrer Kehle!
    Ihr Adrenalinspiegel schnellte in die Höhe. Sie musste blitzschnell reagieren und trat auf das Bremspedal.
    Der Wagen war zwar alt, die Reifen aber nicht. Sie griffen, der Volvo wurde langsamer, jedoch nicht langsam genug. So rutschte er mit der Kühlerschnauze noch gegen die Frauengestalt, die auf einmal auf der Straße stand, als wäre sie vom Himmel gefallen.
    Helga Bauer saß hinter dem Lenkrad wie eine Puppe. Sie hatte den Motor abgewürgt. Jetzt hielt sie beide Hände gegen ihre Wangen gedrückt und wagte nicht, auch nur kräftig einzuatmen.
    Ein Unfall! Ich habe einen Unfall verursacht! Ich habe einen Menschen angefahren!
    Es waren immer die gleichen Gedanken, die ihr durch den Kopf schossen. Sie hatte den Eindruck, im Erdboden versinken zu müssen, und sie fragte sich, was sie tun sollte, wenn die Frau verletzt oder gar tot war.
    Das war sie nicht.
    Plötzlich kam sie wieder hoch. Langsam erschien sie vor der Kühlerhaube. Ihr Gesicht war von einer blonden, wilden Mähne umgeben. Eine Verletzung entdeckte Helga nicht in diesem Gesicht, und sie sah sogar das Lächeln auf den Lippen. Wieso lächelte sie? Eine Antwort gab die Angefahrene selbst.
    Denn beim Lächeln zog sie ihre Lippen zurück, und plötzlich waren die beiden Eckzähne zu sehen, die aus dem Oberkiefer wuchsen.
    In den folgenden Sekunden huschten zahlreiche Gedanken durch Helga Bauer Kopf.
    Sie konnte den Blick nicht von den beiden Zähnen wegdrehen. Die hatten etwas zu bedeuten, das war ihr klar, aber es dauerte eine Weile, bis ihr der richtige Ausdruck einfiel.
    Vampire!
    Der Gedanke tobte wie ein Schrei durch ihren Kopf.
    Vampire gab es nicht, konnte es nicht geben! Sie waren eine Erfindung, und doch stand jetzt eine Frau vor ihr, die zwei derartige Zähne besaß, und sie kamen Helga nicht künstlich vor.
    Plötzlich fing sie an zu zittern. Sie wusste auch nicht, wie lange sie in ihrem Fahrzeug gesessen und in dieses Gesicht gestarrt hatte. Sie schaute nur nach vorn und sah nicht, dass sich jemand von der Beifahrerseite her näherte.
    Leon ging geduckt, erreichte sein Ziel und riss mit einer heftigen Bewegung die Tür auf. Zugleich verschwand die Blonde, was Helga nicht bemerkte, denn sie sah nun ein anderes Gesicht, das sich in den Wagen schob und bei dem der Mund ebenfalls weit geöffnet war.
    Und sie sah erneut zwei Zähne, die wie leicht gekrümmte Dolche nach vorn standen.
    Tun konnte sie nichts. Sie war nicht mal in der Lage, sich zu bewegen. Wie angeklebt saß sie auf ihrem Platz, und der Wagen war plötzlich zu einem Gefängnis geworden.
    Das Blut war ihr in den Kopf gestiegen. Hinter der Stirn verspürte sie ein hartes Pochen. Sie konnte auch kein Wort sagen. Sie konnte nur in das Gesicht mit den
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