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1557 - Die Blutbraut aus Atlantis

1557 - Die Blutbraut aus Atlantis

Titel: 1557 - Die Blutbraut aus Atlantis
Autoren: Jason Dark
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nichts mehr von seiner Umgebung wahr. Er setzte Meißel und Hammer gezielt ein und versuchte dann, nachdem er den Spalt zwischen Deckel und Unterteil verbreitert hatte, die obere Hälfte zur Seite zu schieben.
    Es war eine wahnsinnige Anstrengung. Er kniete dabei auf dem harten Boden, ohne den Druck in den Knien zu spüren.
    Das Knirschen, das erklang, als sich der Deckel bewegte, war für ihn wie Musik.
    »Jaaaa!« Kosta musste sich durch den Schrei einfach Luft verschaffen. Er legte eine kurze Pause ein, erholte sich und fuhr mit seiner Arbeit fort.
    Da er den Anfang geschafft hatte, ging es jetzt leichter. Mit kleinen Stößen ruckte er der Deckel auf dem Unterteil weiter. Jetzt war ihm klar, dass er es schaffen würde.
    Immer weiter bewegte sich das Oberteil zur Seite. Kosta dachte an nichts mehr. Er machte einfach weiter. Dabei erreichte er einen Punkt, wo es kein Zurück mehr für ihn gab. Er hörte sich keuchen und stöhnen. Sein Gesicht glänzte von einem Schweißfilm, den die Anstrengung hinterlassen hatte.
    Auf einmal ging alles schnell. Der Deckel hatte die andere Seite erreicht, wo er das Übergewicht bekam und zu Boden fiel. Kosta hörte den Aufschlag und noch in derselben Sekunde das Brechen des Gesteins. Der Fall war wohl zu hoch gewesen.
    Er schaute nicht nach, in wie viele Stücke der Deckel zerbrochen war.
    Ihn interessierte nur der untere Teil.
    Er war nicht leer.
    Dort lag jemand.
    Dass er einen Schrei ausstieß, war ihm nicht bewusst. Die Überraschung hielt ihn voll und ganz im Griff.
    Vor ihm lag eine Frau!
    ***
    Kosta Gavos brauchte recht lange, um diese Tatsache zu begreifen.
    Es war eine Leiche, aber sie hatte ihr früheres Aussehen behalten. Der Körper zeigte keinerlei Spuren von Verwesung.
    Nicht einen Faden trug die Tote am Leib, die aussah, als wäre sie von einem Künstler erschaffen worden.
    Sie passte soeben in den Sarg hinein, denn jetzt war diese Kiste für Kosta nichts anderes als ein Sarg.
    Die Haut der Frau hatte eine ungewöhnliche Farbe, denn sie war von den Zehen bis zur Stirn grau.
    Kosta hatte schon oft nackte Frauen gesehen, doch der Anblick dieser Toten verschlug ihm die Sprache. Sie hatte eine tolle Figur. Ausladende Oberschenkel, Brüste, die trotz der Rückenlage prall und fest aussahen, ein ebenmäßiges Gesicht, bei dem die Lippen halb geöffnet waren und zwischen ihnen etwas hell schimmerte.
    Die Arme lagen dicht am Körper, der zudem bis über die beiden Brüste hinweg noch eine Besonderheit auswies. Er war tätowiert. Die Motive waren nicht genau zu deuten. Es konnte sich aber um Schlangen handeln, die ihre Körper ineinander verschlungen hatten.
    Kosta ließ seinen Blick langsam von oben nach unten gleiten. Oberhalb der Knie endeten die Tätowierungen, die sich in ihrer dunklen Farbe vom Grau des Körpers abhoben.
    Und doch gab es Farbe an dieser Gestalt. Das waren die Haare. Um den Kopf herum bildeten sie einen dunkelroten und kräftigen Wirrwarr. Sie setzten sich aus zahlreichen Strähnen zusammen, die fast wie Schlangenkörper aneinander klebten.
    Kosta Gavos hatte das Gefühl für die Zeit verloren. Wie ein einsamer Beter kniete er vor dem Sarg und konnte seinen Blick nicht von dem Gesicht wenden.
    Welch eine Gestalt! Welch eine Frau!
    Wer war sie? Und was war sie?
    War sie tot und so präpariert worden, damit sie nicht verweste und so der Nachwelt erhalten bleiben konnte?
    Er wusste die Antwort nicht. Sie würde wohl nur in der Vergangenheit zu finden sein.
    Dabei sprang ihn ein neuer Gedanke förmlich an.
    Konnte es sein, dass diese Person aus der tiefen Vergangenheit gar nicht tot war?
    Der Gedanke daran war schon abnorm, aber war er deshalb auch verkehrt?
    Ja, wenn man von der Realität ausging. Doch in diesem Fall gab es sie für Kosta nicht mehr.
    Er fühlte sich selbst zurück versetzt in die Tiefe der Vergangenheit seines Volkes.
    Er hatte hier jemanden entdeckt.
    Eine Frau, die nicht verwest war und…
    Schlagartig kehrte dieser Gedanke zurück. Er wollte ihn aus seinem Hirn verscheuchen, was ihm aber nicht gelang. Er setzte sich immer fester, und als er sich näher damit beschäftigte, fing er an zu zittern.
    Ja, was war, wenn diese Person überlebt hatte?
    Wäre er bei normalem Verstand gewesen, hätte er darüber gelacht. Das konnte er in diesem Fall nicht, denn es war plötzlich alles möglich. Sogar Menschen, die über Jahrtausende hinweg am Leben blieben.
    Eine lebende Tote.
    Oder eine tote Lebende!
    Kosta wusste nicht, was er denken
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