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1557 - Die Bionten von Drumbar

Titel: 1557 - Die Bionten von Drumbar
Autoren: Unbekannt
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verschmutzt wie er.
    Als sich Faragit aufrichtete, erkannte er auf der Plattform neben ihnen Wstavec und Nikki Frickel. Der Knochenzwerg war unversehrt, und die Kommandantin wurde von drei bewaffneten Monkin aus ihrem SERUN gezwungen. Tiefe Befriedigung erfüllte ihn mit einemmal: weil nämlich Nuurim den Häschern entkommen war.
    Drei Stunden später wurden sie zur Siedlung geflogen. Die ganze Zeit hatten sie liegend verbracht, vermutlich auf einem Aufklärungsflug. Fesselfelder hatten sie ruhiggestellt. Faragit blutete aus vielen kleinen Wunden, doch keine davon war groß genug, daß er um sein Leben hätte furchten müssen. Nein – in dieser Beziehung hatte er Glück gehabt. Sogar der Wangenstrang war noch einigermaßen heil.
    Ein paar andere auf dieser Plattform waren schlechter dran. Sie hatten Knochenbrüche, vielleicht innere Verletzungen. Zum Glück wurde es gerade Tag, so daß sie einen Teil davon bald versorgen konnten.
    Jemand begann zu stöhnen. Der qualvolle Laut ging dem Vorsteher durch Mark und Bern. „He da! Gebt Ruhe!"
    Die Wächter hatten drohend ihre Waffen gehoben. Sie waren gerade zwei gegen ungefähr dreißig. Nur was machte das Verhältnis, wenn auf der einen Seite nur Erschöpfung, auf der anderen dagegen bewaffnete Gewalt stand?
    Die Monkin hatten einen Energiezaun errichtet, der den gesamten Marktplatz umspannte. Als leuchtende, vier Meter hohe Barriere umschloß er ein Areal, das den gesamten Bewohnern der Siedlung genügend Platz geboten hätte. Und die Hälfte, so schätzte Faragit, war auch bereits hier gelandet. Sechstausend Bionten. Über den Köpfen der Gefangenen kam die Plattform zum Stillstand. Plötzlich hielten sich die Wächter fest; und die Plattform kippte, bis sie senkrecht zum Boden stand. Faragit und die anderen rutschten hinunter, egal ob verletzt oder in gutem Zustand. „Verdammt!"
    Er prallte mit dem Steißbein zuerst auf den Pflasterboden. Ein paar Arme hatten sich bemüht, den Sturz zu bremsen, doch gegen hundertachtzig Kilo kamen höchstens die Ertruser an. „Bist du verletzt, Vorsteher?"
    Die Gesichter, die sich über ihn beugten, gehörten ihm unbekannten Bionten. Dem Genmaterial nach waren es Mitglieder der Zimmerleute, ihre vielen Gliedmaßen bewegten sich hektisch über seine Arme und Beine und tasteten ab, ob etwas gebrochen war. „Ich bin in Ordnung", murmelte er unwirsch.
    Stöhnend kam er auf die Beine. Alle Blicke ringsum galten ihm – was kein Wunder war, denn schließlich hatten sich alle auf ihn verlassen. Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte, ob es überhaupt etwas zu sagen gab.
    Statt dessen wandte er sich an den Bionten, der ihm am nächsten stand. „Sind die Friedensstifter und Leute von der TABATINGA im Lager?"
    „Ja", lautete die Antwort. „Ganz am Rand, am Zaun nahe bei den Hütten. Da sind sie."
    „Führst du mich hin?"
    „Gern, Vorsteher!"
    Der Zimmermann öffnete ihm auf einem halben Dutzend biegsamer Beine eine Gasse durch die Menge. Faragit bekam nicht einen einzigen bösen Blick zu sehen. Manche hatten nicht einmal begriffen, worum es ging, weil sie zu dumm waren. Andere dagegen äußerten ihr Bedauern. Sie alle aber waren überzeugt, daß er schon eine Lösung finden würde.
    Am liebsten hätte er sich hingestellt und ihnen die Wahrheit gesagt: Daß er nämlich heillos überfordert war. Daß er nicht die geringste Ahnung hatte, wie all dies hatte geschehen können. Er taugte vielleicht für die Koordination des täglichen Siedlungslebens, gewiß, jedoch nicht für etwas anderes.
    Doch die Hoffnung in den vielen Gesichtern ließ ihn den Mund halten. Wenn er ihnen den Mut nahm, hatten sie gar nichts mehr. „Dort, Vorsteher!" meinte der Zimmermann respektvoll.
    Er bahnte sich den Rest seines Weges allein, bis an den Rand der energetischen Begrenzung. Die dröhnenden Begrüßungsrufe kamen von einer kleinen Kolonie der Ertruser. Die Riesen hatten sie bestimmt als erste gefangen, weil sie ihre Nahrung aus Ybor hatten besorgen müssen.
    Daneben erhob sich gerade Wstavec, der Knochenzwerg, und ein paar Meter weiter schaute ihm mit schiefem Grinsen Nikki Frickel entgegen. Außer Nuurim dak Alban waren sämtliche Mitglieder des Landekommandos der TABATINGA bei ihr, auch Merlin Pitts und die weißhaarige Arkonidin Leedar Navi. Ihnen war nichts geschehen.
    Nur die SERUNS hatte man ihnen abgenommen. „Hallo, Vorsteher! Du bist der letzte."
    Die leise, feste Stimme kannte er; neben ihm tauchten aus der Menge die beiden Linguiden auf.
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