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1557 - Die Bionten von Drumbar

Titel: 1557 - Die Bionten von Drumbar
Autoren: Unbekannt
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ihm.
    Faragit drehte sich beiläufig um; die Stimme gehörte einem unbekannten Bewohner der Siedlung, der sich der kleinen Gruppe hinzugestellt hatte. Außer ihm jedoch kamen nun auch andere Bionten zusammen. Ein Teil hatte sicherlich das Geräusch gehört und den Punkt am Himmel ausgemacht. Darüber hinaus verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer, und er nahm an, daß die Ertruser auf dem Weg hierher geplaudert hatten. „Wir bekommen Besuch", erklärte der Vorsteher laut. „Ich will keinen Ärger, verstanden? Mic! Du sagst es allen weiter!" .„Ja, Vorsteher."
    Der Blick des Fleischbergs ging neugierig nach oben, dann entfernte er sich beflissen.
    Faragit wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Schiff zu.
    Die TABATINGA war von seltsamer, nie zuvor gesehener Form.
    Es handelte sich um einen länglichen, sechskantigen Körper, an dessen Bug eine Verdickung, eine Art Kopf saß. Das Ende des Körpers bildeten drei langgestreckte Ausleger, und die daran befestigten Körper hielt Faragit für Gravojet-Triebwerke. Insgesamt handelte es sich um eine ausgesprochene fragil anmutende Konstruktion von nicht mehr als zweihundert Metern Länge. „Macht Platz!" schrie Faragit. „Los doch! Zurück bis an die Ortsgrenze!"
    Er hob die Arme und tat, als wolle er jeden einzelnen Bewohner persönlich nach hinten schieben. Wstavec half ihm dabei, die Bionten hatten viel Respekt vor der kleinen Gestalt. An die fünfhundert Personen wichen murrend zurück. Der weitaus größere Rest jedoch hatten sich ohnehin im Schutz der Hütten versammelt, wo sie Faragit auch lieber waren als in vorderster Linie.
    Das Schiff ging vorsichtig auf dem Marktplatz nieder. Keiner der Ausleger geriet in die Nähe der Hütten oder eines Bewohners, und von den flammenden Triebwerken, die der Vorsteher gefürchtet hatte, konnte keine Rede sein. Das Kopfende der TABATINGA ragte in den Himmel. Nur wenige Sekunden lang blieb alles still, dann öffnete sich eine Schleuse, und eine kleine Plattform schwebte herunter.
    Faragit trat gemeinsam mit dem Knochenzwerg vor.
    Mit beiden Händen beschirmte er seine Augen. Uliha stand hoch am Himmel, die Hülle des Schiffes überzog den Platz mit grellen Reflexen.
    Er winkte und rief: „Hierher!"
    Unverzüglich änderte die Plattform ihren Kurs. Jetzt erkannte er auf der einen Hälfte sechs Personen, mit wehenden Haaren und trotz der Wärme fester Kleidung. Die andere Hälfte nahmen Kisten voller Ausrüstung ein.
    Während die Plattform noch in der Luft war, kam erneut Bewegung in die TABATINGA. Das Schiff löste sich schwerelos wie eine Feder vom Untergrund. Als es hundert Meter Höhe erreicht hatte, zogen die Gravojets den Körper mit hoher Beschleunigung hinauf in den Himmel. Über den Bionten schlug mit heftigem Knall ein Strom von Luftturbulenzen zusammen.
    Und als das Schiff endlich verschwunden war, landete die Plattform.
    Aufgeregt trat Faragit ein paar Schritte vor. Ihm wurde bewußt, welch ein großer Augenblick dies für die Bionten von Drumbar werden konnte – und daß irgend etwas diese Personen hierher gelockt hatte. „Bist du Vorsteher Faragit?"
    Die rauhe Stimme gehörte einer Frau. Ruuba. Aber nein, hielt er sich vor Augen. Dies war nicht sie, die er verloren hatte. Ruuba kam nicht wieder. Tränen benetzten sein Gesicht, rannen über Hals und Wangenstrang auf die Schultern herab. Nie und nimmer war er dieser Situation gewachsen. Faragit wünschte sich, er hätte weglaufen und den ganzen Schlamassel Wstavec überlassen können. Doch als Vorsteher trug er Verantwortung. Er hätte es sich niemals verziehen, wäre er ausgerechnet in diesem Augenblick zusammengebrochen.
    Die Frau schaute fragend, fast schon ein wenig ungeduldig.
    Nochmals in akzentfreiem Interkosmo fragte sie: „Bist du Faragit?"
    „Ja", konnte er nur antworten. Nervöse Spannung schnürte ihm die Kehle zu. „Mein Name ist Nikki Frickel."
    Sie war die erste, die von der Plattform sprang. Ihr Körperbau war knochig, das Haar kurzgeschnitten, die Gesichtszüge wirkten kantig und herb. Man konnte sehen, daß Sanftmut nicht eben zu ihren Stärken zählte. Doch alles in allem war sie das perfekteste Wesen, das er je gesehen hatte. Keine Spur von den technischen Implantaten der Cantaro. Jedes Glied saß am vorgesehenen Platz. Die Augen blickten gerade, das Gesicht sah bis auf winzige Unebenheiten symmetrisch aus. Auf ihn wirkten selbst die Spuren des Alters so ästhetisch wie sonst nur ein blühender Wald oder die Wellen des Flusses.
    Und
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