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1553 - Stalkers Trick

Titel: 1553 - Stalkers Trick
Autoren: Unbekannt
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sondern liefen fortan rationell.
    Als sie die Ölquellen erreicht hatten, liefen sie einmal um sie herum, damit die truillauischen Beobachter annahmen, sie wollten an dieser Stelle der Insel die Nacht verbringen. Dafür sprachen auch die trockenen Sträucher, die sie noch am Nachmittag zu einem beachtlichen Haufen mitten zwischen den schwarzen Tümpeln zusammengetragen hatten.
    Nach einiger Zeit hockten sie sich hinter dem Reisighaufen auf den Boden, dann zündete der Terraner das Holz mit seinem Feuerzeug an. Knisternd kletterten die Flammen am trockenen Gestrüpp empor, vereinigten sich züngelnd und bildeten dann eine einzige große Flamme, die allerdings vom scharfen Nordwind in die Horizontale getrieben wurde.
    Dort, wo die Hitze das zähflüssige, an der trockenen Luft des Tages teilweise verkrustete Petroleum traf, wurde es dünnflüssig, begann zu brodeln und auseinanderzulaufen.
    Dann schlug eine gelbgrüne Stichflamme zehn Meter hoch empor.
    Die von ihr verdrängte und erhitzte Luft traf Tek und Dao beinahe wie ein körperlicher Schlag. Unwillkürlich wichen sie zurück.
    Doch das eingedickte Petroleum explodierte nicht. Vielmehr breiteten sich von der kleinen Quelle, über der die Stichflamme brausend emporstieg, zahllose kleine Flammen aus, die über die schwarzen Tümpel tanzten und sich erst ganz allmählich zu einer Feuersbrunst steigerten, die auf einer Fläche von zirka 20000 Quadratmetern tobte. „Das genügt", stellte Ronald Tekener fest. „Wenn wir den größten Teil der Strecke geduckt laufen und die letzten fünfhundert Meter robben, sollten wir nicht entdeckt werden. Die Hitze des Feuers überdeckt die Wärmestrahlung unserer Körper."
    „Und bis wir das Muschelschiff erreicht haben, sind wir so ausgekühlt, daß nichts mehr überdeckt werden muß", spottete die Kartanin.
    Die beiden liefen im Norden um das Feuer herum, dann rannten sie geduckt in östliche Richtung.
     
    *
     
    Ronald Tekener und Dao-Lin-H'ay waren noch zirka sechshundert Meter von der SHRUN-D-ORG entfernt, als der Wind drehte.
    Zuerst empfanden sie es als Erleichterung, daß der Wind sie nicht mehr seitlich traf, sondern im Rücken und dadurch von hinten schob.
    Doch nicht lange. Als sie von dichten dunklen Rauchschwaden eingehüllt wurden, wurde ihnen klar, daß sie in Lebensgefahr schwebten.
    Denn zusammen mit dem Rauch atmeten sie nicht nur Rußteilchen ein, sondern auch Kohlenmonoxid, das sich in den Lungen mit den roten Blutkörperchen verband und sie daran hinderte, den lebensnotwendigen Sauerstoff aufzunehmen.
    Tek und Dao handelten sofort. Sie mußten sich dazu nicht erst verständigen, denn es gab zur einzigen Möglichkeit keine Alternative.
    Mit der Kraft der Verzweiflung steigerten sie ihre Laufgeschwindigkeit bis zum Maximum. Sie hielten auch nicht inne, als die Entfernung von 500 Metern unterschritten war. Jetzt robben zu wollen hätte den sicheren Tod bedeutet.
    Doch auch so sah es nicht aus, als könnten sie das Muschelschiff erreichen. Sie konnten schließlich bei ihrem Spurt die Luft nicht anhalten, sondern mußten im Gegenteil tiefer als zuvor durchatmen.
    Schon nach kurzer Zeit spürte Tekener Schmerzen in Stirn und Schläfen, die rasch zunahmen. Etwas später klopfte ihm das Herz bis zum Hals, und er konnte nur noch in kurzen schnellen Stößen atmen.
    Als es ihm vor den Augen flimmerte, wußte er, daß das Ende kurz bevorstand. Sein Lauftempo hatte rapide nachgelassen. Er taumelte nur noch vorwärts. Aus den Augenwinkeln sah er die Kartanin neben sich dahinwanken.
    Tapferes Mädchen! dachte er.
    Als er einen dumpfen Knall hörte und kurz darauf eine Erschütterungswelle durch den Boden lief, hielt er das für Halluzinationen und Störungen des Gleichgewichtssinns. Er fühlte sich plötzlich leichter und leichter werden und versuchte zu singen, Folgen des Rauschzustandes, der von der zunehmenden Vergiftung des Zentralnervensystems verursacht wurde.
    Er erinnerte sich abrupt wieder an Dao-Lin-H'ay und streckte die Hand aus, um sie zu berühren. Gleichzeitig wandte er den Kopf und sah die Kartanin, durch keine Rauchschwaden mehr verdeckt, mit federleicht aussehenden Sprüngen über den kargen Savannenboden gleiten. Auch sie wandte den Kopf, dann geriet ihr nächster Sprung zu einem drehenden Fall.
    Dieser Anblick vertrieb die Nebel noch einmal aus Tekeners Hirn.
    Er wurde sich der Gefahr bewußt. Allerdings war er unfähig, sich vor ihr zu fürchten. Alles, was er denken konnte, war, wie er Dao zu helfen
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