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1553 - Der Feind aus dem Dunkeln

1553 - Der Feind aus dem Dunkeln

Titel: 1553 - Der Feind aus dem Dunkeln
Autoren: Jason Dark
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gefressen zu haben. Er war nicht mehr zu sehen. Er hatte sich aufgelöst, und Godwin sog die Luft ein, um nach dem stechenden Geruch zu schnuppern, der El Shadds Nähe anzeigte.
    Aber auch der war nicht mehr vorhanden.
    De Salier drehte sich im Kreis. In seinem Kopf rauschte es. Kälte rann wie Eiswasser über seinen Rücken. Er blickte in die Runde, starrte auch zur Kapelle hin, aber deren Tür blieb geschlossen.
    Was war geschehen? Er wusste es nicht. Seine Nerven lagen blank. Jeden Augenblick konnte dieser mörderische Dämon aus dem Orient wieder erscheinen. Denn er war ein Feind aus dem Dunkeln.
    Godwin dachte an das Kreuz in seiner Tasche und fühlte sich auf eine schlimme Weise an der Nase herumgeführt.
    El Shadd war einem Kampf ausgewichen, das stand für ihn fest. Aber warum hatte er das getan? Um seine Niederlage einzugestehen?
    Daran glaubte der Templer nicht. Er dachte mehr an einen Trick, und plötzlich war ihm gar nicht mehr wohl zumute…
    ***
    Wir standen beide am Fenster, das Sophie geöffnet hatte.
    Sophie Blanc hatte die Hände wie zum Gebet gefaltet. Sie schaute ebenso wie ich nach draußen, und beide sahen wir die einsame Gestalt des Templerführers, die den Klostergarten betreten hatte und nun auf den recht breiten Mittelweg zuging.
    Sophie schüttelte den Kopf. »Ich habe kein gutes Gefühl«, flüsterte sie. »Ich glaube nicht, dass er den Kampf gewinnen kann. Nein, das ist…«
    »Er hat das Kreuz.« Ich wollte sie beruhigen, aber das gelang mir nicht.
    »Mein Gefühl, John, sagt mir etwas anderes.«
    »Und was?«
    »Ich weiß es nicht genau. Aber ich denke, dass man es uns nicht leicht machen wird.«
    Das konnte sein. Ein Dämon wie dieser El Shadd war mit allen Wassern der Hölle gewaschen, falls es dort überhaupt Wasser gab. Er kannte sich aus, würde auch…
    Meine Gedanken brachen ab, denn Godwin war stehen geblieben. Er ging auch in den folgenden Sekunden nicht weiter, und wir sahen den Grund dafür nicht.
    Der Mond schien. Es gab Lichtinseln im Klostergarten, die für ein gewisses Flair sorgten. Man konnte fast von einer romantischen Stimmung sprechen, aber die war urplötzlich vorbei.
    Sophie sah mich an, und ich wusste, dass sie ebenso wie ich diesen stechenden, bitteren Geruch wahrgenommen hatte.
    »Da ist er!«, flüsterte sie.
    Dann sah auch ich, dass sich dort unten im Garten etwas tat.
    El Shadd!
    Er stand vor dem Templerführer, und selbst aus unserer Perspektive war zu erkennen, dass er Godwin weit überragte. Trotz des Schwertes würde der Templer Probleme bekommen, diesen Gegner zu besiegen, der offen keine Waffe trug.
    Sophie biss sich auf die Lippe. Sie wollte etwas sagen, aber das Klopfen an der Tür ließ sie nicht dazu kommen.
    »Ich öffne«, sagte sie und war mit ein paar Schritten an der Tür.
    Wenig später stand ein Templerbruder auf der Schwelle, den ich ebenfalls sah, weil ich mich umgedreht hatte. Der Mann machte einen irritierten Eindruck. Er hatte die Schultern angehoben und sprach schnell und flüsternd auf Sophie ein.
    Ich hörte nicht, was er sagte. Nur die Antwort der Frau war lauter gesprochen.
    »Ja, wir wissen, dass im Garten etwas geschieht, und ich möchte dich bitten, dass ihr euch da raushaltet. Es ist eine Sache zwischen uns und einer alten Abrechnung.«
    »Gut, dann…«
    »Wir geben euch später Bescheid, wenn wir alles hinter uns haben«, sagte sie.
    Sophie schloss die Tür und kam mit schnellen Schritten zu mir zurück.
    »Es ist bereits aufgefallen«, sagte sie. »Klar, der Garten wird überwacht und sie werden auch den Geruch…«
    »Was hast du?«
    Sophie schüttelte den Kopf. Sie hatte in den letzten Sekunden durch das Fenster in den Garten geschaut, und jetzt bekam sie große Augen.
    »Sieh dir das an, John!«
    »Was?«
    »Der Dämon ist nicht mehr da!«
    Ich dachte erst an einen Irrtum, aber Sophie hatte recht.
    El Shadd war nicht mehr zu sehen, und ich verspürte einen leichten Druck in meinem Magen, der so etwas wie Unwohlsein signalisierte.
    Trotzdem war der Garten nicht leer, denn Godwin befand sich nach wie vor dort unten. Er stand noch immer an der gleichen Stelle. Nur machte er auf uns keinen kampfbereiten Eindruck mehr und auch keinen entspannten, sondern eher einen etwas fassungslosen oder überraschten, was wir verstehen konnten.
    Er drehte sich im Kreis. Das tat nur jemand, der etwas suchte. »Begreifst du das, John?«
    »Nein.«
    »Ist er etwa geflohen?«, fragte Sophie, und ihre Stimme hatte sich angehört, als würde sie
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