Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

Titel: 155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth
Autoren: Ruth Langan
Vom Netzwerk:
eindrang, spürte Briana zunächst gar nichts. Die Beine versagten ihren Dienst, und sie stürzte zu Boden. Und dann setzte grauenvoller Schmerz ein. Heiß glühend durchströmte er ihren Körper, schien ihre Knochen zum Schmelzen zu bringen. Und er hörte nicht auf.
    Wie aus weiter Ferne vernahm sie brüllendes Gelächter, das von Halseys sich überschlagender Stimme übertönt wurde. „Kommt, Leute. Wir wollen eine Schenke suchen, wo wir den Geschmack dieser ekligen Iren loswerden können.“
    Und endlich fiel Briana in gnädige Bewusstlosigkeit. Sie spürte noch, wie sie in einen rasend schnell rotierenden, tiefschwarzen Strudel gezogen wurde. Und dann war da gar nichts mehr.
 

  2. KAPITEL
     
    „Diese verdammten Barbaren“! Der alte Bauer aus dem nahe gelegenen Dorf kniete neben dem leblosen Körper seines Bruders. Dabei hatte er den Kopf des Toten in seinen Schoß gebettet.
    Sein Sohn deutete mit einer Kopfbewegung auf den Gutsherrn, der einen ganzen Wagen voller Knechte und Bediensteter an den Ort des Gemetzels geschickt hatte und schweigend die Verwüstung betrachtete. „Und da ist noch einer von ihnen“, stieß er verächtlich hervor.
    „Ja, verfluchte Engländer! Es ist eine Schande, was aus ihm geworden ist. Ich kannte seinen Großvater. Das war noch ein wahrer und aufrechter Sohn Irlands!“
    „Was man von dem Vater wahrlich nicht behaupten kann. Er war ein Taugenichts.“
    „Richtig. Und nun ist sein Sohn als adeliger Gentleman zurückgekehrt. Er will nur sein Erbe antreten. Nach dem Tod seines Vaters wird er die Früchte unserer Arbeit ernten und sich damit in England ein feines Leben machen. Gerade so wie sein Vater vor ihm.“
    „Es wird nicht mehr lange dauern, bevor die verdammten Engländer ganz Irland einkassiert haben. Dann gehört ihnen unser schönes Land und jedes Lebewesen darauf auch.“
    Keane O’Mara ließ sich nicht anmerken, dass er jedes Wort der beiden gehört hatte. Er bewegte sich langsam zwischen all den Toten. Sein Gesicht trug den Ausdruck totaler Verachtung.
    Er blieb neben einem Körper stehen, der noch nicht identifiziert worden war. „Wie viele, Vinson?“, wollte er von seinem Diener wissen.
    „Ich habe bisher zwanzig und zehn gezählt, Mylord.“
    Keane rang um Fassung. Dreißig Männer und Frauen, sogar einige Kinder waren unter den Ermordeten. Sie alle waren offenkundig von dem Angriff völlig überrascht gewesen. Sie hatten auf den Feldern gearbeitet und nur über wenige Waffen verfügt. So waren sie dem heimtückischen Angriff beinahe völlig wehrlos ausgeliefert gewesen.
    Keane hatte in jüngster Vergangenheit so viele Orte gesehen, die diesem hier ähnelten, dass er den Überblick über die genaue Anzahl der Opfer längst verloren hatte.
    Die Bilder, die Zeugnis ablegten von den Gräueltaten englischer Soldaten, verwischten sich in seiner Erinnerung und schienen zu einem einzigen grauenvollen Ereignis zu werden. Und doch war jedes Massaker für sich einmalig in seinem Grauen. Keane musste jedes Mal erneut an die trauernden Hinterbliebenen denken. Da waren die Witwen, die ihre Männer niemals wiedersehen würden, die Waisen, die ohne ihre Eltern aufwachsen mussten. Und die Mütter und Väter, die für alle Zeit den Schmerz um den Verlust ihrer Kinder ertragen mussten.
    Keane stöhnte innerlich auf. „Hat Bruder Murphy die letzten Ölungen vollzogen?“ Als der Diener die Frage mit einem Kopfnicken bejahte, fuhr Keane fort: „Dann gib den Befehl, dass alle Toten auf den Wagen zur Beerdigung fortgebracht werden.“
    „Ja, Mylord.“ Vinson schlurfte davon, und bald machten sich die Männer an ihre schreckliche Aufgabe. Viele Dorfbewohner hatten eigene Karren gebracht, auf denen sie ihre ermordeten Angehörigen zu dem Friedhof hinter der kleinen Kapelle brachten. Es war ein schweigsamer Zug, der sich dorthin in Bewegung setzte. Die Menschen waren zu entsetzt über das, was geschehen war, als dass sie ihren Kummer in Worte hätten fassen können. Nur der Ausdruck grenzenloser Trauer in ihren Augen zeugte von dem Leid und Schmerz, die in ihnen tobten.
    Keane näherte sich einer Stelle am Rande des Feldes, wo der Boden ebenfalls blutgetränkt war. Vinson deute auf die Toten. „Diese fünf waren nicht aus dem Dorf“, erklärte er.
    „Bist du sicher?“, vergewisserte sich Keane.
    „Ja, Mylord. Weder der Priester noch jemand aus dem Dorf hat sie jemals zuvor gesehen. Es müssen Fremde sein, die nur zufällig in unserer Gegend waren.“
    „Welch eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher