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155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

Titel: 155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth
Autoren: Ruth Langan
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zu sagen hatte, räusperte er sich zunächst recht umständlich, als ob er sich auf die Aufgabe des Sprechens vorbereiten müsse.
    „Vielleicht, Mylord, wenn es Euch nicht zu große Mühe bereitet, wollt Ihr vielleicht kurz in die Kammer neben Euren Gemächern schauen?“
    Keane seufzte ungeduldig. Die Ereignisse des Tages forderten ihren Tribut. Er war erschöpft und schwermütig. Mehr als alles andere wollte er den bitteren Geschmack des Todes und der Verwüstung mit Ale hinunterspülen. „Ich vermute, es gibt einen guten Grund dafür?“, erkundigte er sich.
    „Ja, Mylord.“ Vinson hängte den durchnässten Umhang seines Herrn ordentlich auf einen Haken. Dann griff er nach einem bereitstehenden Tablett, auf dem eine Karaffe und ein silberner Trinkbecher standen, und folgte Keane die Treppe hinauf.
    Auf der oberen Etage warf Keane nur im Vorbeigehen einen flüchtigen Blick auf die Tür zu seinen Gemächern. Entschlossen ging er daran vorbei und öffnete vielmehr die nächste Tür.
    In dem Raum saß eine Dienstmagd, die sich bei seinem Eintreten hastig von ihrem Schemel erhob. Sie trat einen Schritt von dem Bett zurück, in dem eine reglose Gestalt lag, um Platz für Keane zu machen.
    „Ach ja, der junge Bursche.“ Er trat dicht an die Bettkante heran. „Bei all dem, was sich heute ereignet hat, habe ich ihn beinahe schon vergessen. Wie ich sehe, hat er den Transport also überlebt, Vinson?“
    „Ja, Mylord.“ Wieder räusperte sich Vinson umständlich. „Aber …“
    Keane wartete, diesmal etwas geduldiger, darauf, das der alte Mann weitersprach.
    „Der Bursche, Mylord, ist kein Bursche. Ich meine … Ich will damit sagen …“Vinson holte tief Luft und stieß dann hastig hervor: „Der Bursche ist ein junges Mädchen, Mylord.“
    Keane wandte sich zu seinem alten Diener um. Vinson war tatsächlich bis unter die Haarwurzeln rot geworden. Nun ja, Carrick House war schließlich schon seit einem Vierteljahrhundert eine reine Männerbastion. Außer den Mägden und einer Hauswirtschafterin, die schon seit den Kindertagen von Keanes Vater im Haus wirkte, hatte es keine weiblichen Wesen unter diesem Dach gegeben.
    „Es ist mir gelungen, den Schmutz und das Blut von seinem … ihrem Gesicht abzuwaschen. Als ich ihm … ihr dann den Mantel aufschnitt, stellte ich fest …“Vinson schluckte mehrmals und rang um Worte. „Ich holte die junge Cora her und gab Anweisung, dass sie sich um das Mädchen kümmern solle.“
    Nun betrachtete Keane die Gestalt im Bett etwas genauer. Mehrere dicke Decken verbargen ihre Körperkonturen, doch Keane konnte sich auch nicht erinnern, auch nur den geringsten Hinweis auf weibliche Formen wahrgenommen zu haben, als das Mädchen noch die sackartige Bekleidung auf dem Schlachtfeld getragen hatte.
    Das Gesicht jedoch ließ keinen Zweifel daran, dass es sich bei der Person um eine blutjunge Frau handelte. Sie hatte eine kleine, leicht himmelwärts gebogene Nase, hohe Wangenknochen und perfekt geschwungene volle Lippen. Die Haare waren so kurz, dass sie kaum nach mehr aussahen als nach einer eng anliegenden Kappe aus rötlichen Locken.
    „Dieses Versehen ist durchaus verständlich. Was hältst du von der Sache, Vinson?“, wollte Keane wissen.
    „Dieses bescheidene Schmuckstück trug sie um den Hals. Cora nahm es ihr ab.“ Der Diener hielt ein einfaches kleines Kreuz, das an einer schmucklosen Kordel hing, hoch. „Ich würde sagen, sie ist eine Nonne.“
    Keane nickte zustimmend. „Ja, das muss des Rätsels Lösung sein und würde auch die einfache Kleidung und das geschorene Haar erklären. Aber wer mögen wohl die Burschen gewesen sein, die sie begleiteten?“
    Der alte Mann zuckte die Schultern. „Zu dieser Frage ist mir noch nichts eingefallen, Mylord. Wir wollen hoffen, dass das Mädchen lange genug lebt, um uns alles zu erzählen.“
    „Wie geht es ihr denn?“
    „Sie hat schreckliche Wunden davongetragen, wobei es die Verletzung in der Brust ist, die uns am meisten Sorgen macht. Jemand stieß ihr das Schwert tief in den Oberkörper und hat dabei das Herz nur um Haaresbreite verfehlt. Im Moment befindet sie sich auf der Schwelle zum Tod. Doch wenn ihr Herz und ihr Wille stark genug sind …“ Vinson legte die Stirn in sorgenvolle Falten. „Die nächsten zwei Tage werden die Entscheidung bringen.“
    Keane wandte sich zur Tür. „Ich will auf der Stelle geweckt werden, sollte sich ihr Zustand verschlechtern.“
    „Sehr wohl, Mylord.“ Die Magd knickste tief, bevor
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