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155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

Titel: 155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth
Autoren: Ruth Langan
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aus, als es ist. Ganz offenkundig handelt es sich nur um eine kleinere Verletzung.“
    Gavin hatte schweigend beobachtet, wie die Frauen seine Tochter versorgt hatten. Nachdem nun der erste Schreck überstanden war und auch kein Grund mehr zur Sorge um Brianas Leben bestand, brachen sich andere Empfindungen Bahn. Gavin fühlte, wie ihm heiß wurde vor Rachsucht. „Und jetzt werdet ihr mir alles ganz genau erzählen“, verlangte er von den Dörflern. „Wer hat ihr das angetan?“
    „Eine Gruppe englischer Soldaten, Mylord“, erwiderte ein hochgewachsener Bursche stellvertretend für alle. „Sie kamen aus der Schenke, mindestens zwölf an der Zahl.“
    Gavin wusste, dass er seinem Hass freien Lauf ließ, ohne die Einzelheiten des Geschehens zu kennen. Doch er kam gegen seine Gefühle nicht an. Sein Leben lang hatte er die Engländer gehasst, die in kleinen Trupps durch Irland zogen und eine Spur der Verwüstung zurückließen. Sie ruinierten nicht nur Wiesen und Weiden und plünderten Höfe aus, sondern mordeten und vergewaltigten, wann immer ihnen danach zumute war.
    „Was, so viele?“ Moira wusste nicht, was sie von dieser Information halten sollte. Irgendetwas kam ihr an der ganzen Geschichte sehr seltsam vor.
    „Wo wollten die Engländer hin?“
    „Soweit ich es beurteilen konnte, Mylord, waren sie dabei, in Richtung der Wälder zu reiten.“
    Moira schaute hoch. „Aber warum haben sie Briana angegriffen?“
    Der junge Bursche starrte verlegen zu Boden.
    „Na los“, verlangte Gavin barsch. „Warum pickten sie sich Briana für ihre Attacke heraus? Da waren doch bestimmt auch genug andere Leute.“
    „Sie …“ Der junge Bauernsohn geriet ins Stottern. „Sie … sie griff sie an, Mylord.“
    „Was? Briana attackierte die englischen Soldaten?“ Gavin sah drohend in die Runde.
    Die Dörfler nickten. Sie hatten Angst vor dem, was jetzt kommen würde. Gavin O’Neil war berüchtigt für sein heißblütiges Temperament. Wenn er zornig war, kannte er keine Selbstbeherrschung. Jetzt schon waren die Anzeichen für einen Wutausbruch unverkennbar. Seine Augen wurden dunkler, und seine Nasenflügel bebten.
    „Wollt ihr damit etwa sagen, dass die Engländer nichts taten, was einen Angriff rechtfertigte oder provozierte?“
    Der Wortführer der Dörfler starrte unverwandt auf seine Finger, mit denen er den Rand seiner Mütze knetete. „Die Engländer haben Briana ja nicht mal gesehen. Erst als sie mitten unter ihnen ihr Schwert schwang, wurden sie auf Briana aufmerksam.“
    „Ihr Schwert?“ Gavin schnellte herum und schaute auf die momentan leere Stelle an der Wand über dem Kamin, wo normalerweise das Schwert seines Vaters hing. „Was passierte dann?“, wollte er schließlich wissen und sah den Burschen wieder an.
    Plötzlich starrten alle auf Briana, die soeben unwillig die Hand des Dienstmädchens abschüttelte und sich mit einem Ruck aufsetzte. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und sagte mit einer Stimme, die gleichzeitig atemlos und energiegeladen klang: „Die Kerle haben mich ausgelacht.“ Dabei schaute sie ihrem Vater offen ins Gesicht.
    Seine Miene verhieß nichts Gutes. Gavin sah wütend und unnahbar aus. In seinen Augen stand ein Ausdruck der Verwirrung, als könne er nicht glauben, was er hörte. Er zeigte keinerlei Anzeichen für die Freude und den Stolz, die Briana erwartet hatte.
    In der Hoffnung, ihn gnädig zu stimmen und seine Augen wieder vor Stolz leuchten zu sehen, fuhr sie hastig fort: „Zuerst gelang es ihnen, meinen Hieben auszuweichen. Aber als ich dem Befehl ihres Anführers, meine Waffe niederzulegen, nicht nachkam, waren sie gezwungen, sich richtig zu verteidigen.“
    „Ja, Mylord, das stimmt“, bekräftigte der Sprecher der Dorfbewohner Brianas Bericht. „Sie wurde zwar aus dem Sattel geschlagen, war jedoch sofort wieder auf den Beinen. Sie ist eine echte O’Neil.“ In seinem Tonfall schwang neben Bewunderung auch eine gewisse Scheu, gemischt mit Ehrfurcht, darüber mit, dass ein so zartes weibliches Wesen einen derart kraftvollen Hieb nicht nur aushalten, sondern darüber auch alle Sinne beisammen halten konnte.
    Briana war eine Quelle ständiger Überraschungen für alle, die mit ihr in Kontakt kamen. Trotz des Luxus’,in dem sie als Tochter des Herrn über Ballinarin aufwuchs, war sie wild und ungestüm wie ein kleines Tier und stürzte sich ständig in alle nur erdenklichen Gefahren.
    Viele Leute meinten, sie befände sich in einem steten Wettstreit mit
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