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1543 - Der Held von Sigris

Titel: 1543 - Der Held von Sigris
Autoren: Unbekannt
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belauscht, der einer Schar von Kindern im Park hinter dem Badepalast Unterricht in Interkosmo erteilte. Sardon war gelehrig und intelligent, und es hatte ihm keine Mühe bereitet, die Worte und ihre Bedeutung in sich aufzunehmen. Er hatte gewagt zu baden und sich danach gewundert, warum das Becken im Badepalast sofort gesperrt worden war. Kleine, kugelförmige Automaten, die ihn an seine eigene Gestalt erinnerten, waren aufgetaucht und hatten den Unhold gesucht, der das Becken verschmutzt hatte. In die Nähe der Kinder und ihres Unterrichtsroboters waren sie glücklicherweise nicht gelangt, und Sardon hatte es vorgezogen, sich wie ein Bodengewächs zu verhalten, Kohlendioxid einzuatmen und Sauerstoff abzugeben. Er war sicher, daß dieses Verhalten ihm das Leben gerettet hatte.
    Jetzt allerdings stellte sich die Bedrohung wesentlich anders dar. „Es sieht aus wie ein behaarter Ball!" sagte eine zweite Stimme. Sie kam irgendwo aus dem Dunkel. „Ist es wirklich Fleisch?"
    „Es fühlt sich so an. Da!"
    Sardon flog durch die Luft, prallte gegen eine Bahn aus Stoff, wurde aufgefangen und erneut betastet. Ein zinkenähnliches Gebilde tauchte über ihm auf und roch an ihm. Es war unzweifelhaft die etwas groß geratene Nase eines Humanoiden. „Stinken tut’s nicht", lautete der Kommentar. Finger drückten in seine Eingeweide und hätten ihm beinahe einen Schmerzenslaut entlockt. Er kniff die Augen zusammen und begnügte sich damit, ein trompetenähnliches Prusten von sich zu geben, das den Kerl zurückzucken ließ. „Die Posaunen von Pozalin", murmelte er. „Ein komischer Ball. Und wie mich das Viehzeug ansieht!"
    „Egal. Komm, wirf rüber!"
    Erneut beschrieb Sardon eine ballistische Flugbahn, um zielgenau in den Händen des Wesens zu landen, das ihn gefunden hatte. „Zeig mir den Kalender!" forderte der Humanoide seinen Kumpel auf. „Wie viele Tage noch?"
    „Dreizehn bis zur ersten Überlebensmedaille. Irgendwann wird hier in diesem Loch die Luft sauer, sage ich dir.
    Dann fischen sie nur unsere Leichen heraus, mehr nicht!"
    „Egal. Gib mir das Messer. Ich werde das Ding ausbluten und abhäuten. Kümmere du dich um das Entzünden der Holzabfälle, die wir gesammelt haben. Wäre doch gelacht, wenn wir unser Überlebenstraining nicht mit mehr Körpergewicht abschließen würden als bei Antritt. Ich glaube, den Kerlen vom Komitee werden die Augen aus dem Kopf fallen!"
    „Nein, ich schlachte das Ding. Gib her!"
    Sardon hatte genug verstanden, um zu wissen, daß es um sein Leben ging. Er hatte nur zwei Möglichkeiten. Die eine war, seine Identität preiszugeben und damit eine Gefahr heraufzubeschwören, die er nicht verantworten konnte. Die zweite war, sich für sein Volk und die gute Sache zu opfern und vor dem Ende vielleicht doch noch einen Ausweg zu finden.
    Er fand ihn in dem Augenblick, als er durch die Luft segelte und seinen Körper herumwarf. Es gelang ihm, seine Flugbahn geringfügig zu verändern. Er stürzte an den Händen des zweiten Kerls vorbei und krachte gegen die dünnen Scheiben eines winzigen Fensters, das kaum größer als er selbst war. Es knirschte und klirrte, und sein Schwung reichte aus, mitsamt den Scherben hinaus ins Freie zu fliehen und dort aus beträchtlicher Höhe zu Boden zu stürzen. Er rollte sich ab, blieb an einer Plastikbox hängen, die kippte und ihn fast unter sich begrub.
    Hastig schüttelte er sich ein paar Dutzend Glassplitter aus dem Fell. Im nächsten Augenblick verschwand er zwischen der Plastwand des Gebäudes und einer Sichtblende.
    Ein paar Schritte vor Sardon quiekte es erbärmlich. Kleine Wesen mit giftigen Augen und langen dornigen Schwänzen ergriffen die Flucht vor ihm, und er scheuchte sie vor sich her bis ans Ende der Sichtblende, wo der Ausgang so schmal war, daß er sich hinauszwängen mußte - nicht ohne zuvor einen prüfenden Blick ins Freie geworfen zu haben.
    Irgendwo hinter ihm ragte der Schatten eines der Humanoiden auf, riesig und bösartig, weil ihm der saftige Braten entgangen war. Eine Kugel verdunkelte den Himmel und senkte sich auf das Loch hinab, in dem die beiden Kerle ihr Überlebenstraining gestalteten. Der Roboter verlangte Rechenschaft, warum der Mann sein Training nicht einhielt. Die Antwort verwehte der Wind, der den Rand der breiten Straße heranbrauste und Sardon vor Augen führte, daß er noch lange nicht in Sicherheit war. Eine Reinigungsmaschine nahm ihn und die Ratten aufs Korn, und Sardon rannte um sein Leben, wich einem Bodengleiter
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