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1530 - Das Grab-Gespenst

1530 - Das Grab-Gespenst

Titel: 1530 - Das Grab-Gespenst
Autoren: Jason Dark
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nicht so bleich wart wie die Hand. An diesem Gesicht hatte der Zahn der Zeit genagt. Es war zwar kein blanker Totenschädel zu sehen, aber dieses Gesicht verdiente den Namen nicht.
    Auch eine zweite Hand erschien, um sich ebenfalls festzuhalten. Bill ließ es nicht so weit kommen. Er rammte die Stange so hart wie möglich schräg nach unten und erwischte die unheimliche Gestalt genau in der Gesichtsmitte.
    Der Erfolg war zu sehen.
    Beide Hände griffen nicht mehr, und das Wesen tauchte ab. Bill drehte sich wieder. Alles geschah bei ihm im knien, und er wollte die Stange erneut in die Flut tauchen, als Ron einen Schrei ausstieß.
    Dass er am Rücken keine Augen besaß, war normal. Aber er hatte auch Pech, denn so hatte er die Gestalt nicht gesehen, die sich hinter seinem Rücken aus dem Wasser geschoben hatte.
    Sie fackelte nicht lange und griff zu.
    Ron Sherwood war so überrascht, dass er zu keiner Gegenwehr fähig war. Er riss zwar die Arme in die Höhe, doch das war mehr eine Geste der Überraschung. Das Geschöpf hatte seine Schultern umklammert und wollte Ron nach unten zerren.
    Bill sah es im letzten Augenblick. Ron kippte bereits, als Bill die Stange ins Boot schleuderte und sich nach vorn warf. Ron Sherwood lag bereits auf der Kante des Nachens und seine Füße hatten den Kontakt mit dem Boden verloren.
    Das war auch Bills Chance. Er warf sich vor und packte die Beine seines Kollegen an den Knöcheln. Er hielt sie eisern fest und zerrte den Körper zu sich heran.
    Es war alles andere als leicht, denn die Gestalt wollte nicht loslassen.
    Beide gaben nicht auf, doch auch Ron hatte seinen Schock überwunden.
    Er half Bill bei der eigenen Befreiung. So schaffte er es, eine Klaue an seiner Schulter zu packen und sie dort zu entfernen. Sofort ließ der Druck nach.
    Auch die Finger der zweiten Hand rutschten ab, und Sherwood richtete sich wieder auf. Bill schaute in ein verzerrtes Gesicht. Sein Kollege musste eine kleine Hölle erlebt haben. Der Schreck war auf seinen Gesichtszügen zu lesen. Wahrscheinlich hatte er sich schon im Sumpf versinken sehen, was auch normal gewesen wäre.
    Jetzt schauten sich die beiden Männer wieder an. Ron atmete heftig. Bill wollte nicht reden. Für ihn war es wichtiger, dass sie weiterkamen und deshalb hatte er schon seine Stange gepackt, die kniende Haltung wieder eingenommen und ruderte weiter.
    Rechts und links, links und rechts.
    Er tauchte die Stange in die Fluten und hielt dabei noch Ausschau nach den Händen. Da sie eine helle Farbe besaßen, hoben sie sich gut von der dunklen Oberfläche ab.
    Sherwood hatte seinen Schrecken fast verdaut. Seine Stimme klang noch kratzig, als er flüsterte: »Bitte, Bill, ich habe ihn nicht gesehen. Ich… ich… kann nichts dafür.«
    »Sei ruhig und schau nach.«
    Sherwood nickte. Er blieb zwar sitzen, aber er drehte sich auch und dachte nicht mehr daran, sich zu knien, denn so besaß er einen sicheren Halt.
    »Was siehst du?«
    »Nichts, Bill.«
    »Sehr gut.« Der Reporter konnte wieder lächeln. Er drehte dem rettenden Ufer nicht seinen Rücken zu und sah deshalb, dass es stets näher rückte. Das gab ihm Hoffnung. Er wollte auch Sherwood daran teilhaben lassen, lächelte verbissen und erklärte ihm, dass sie es bald geschafft hatten.
    »Ehrlich?«
    »Ja, ich lüge nicht.«
    »Okay, das Wasser ist auch ruhig. Ich glaube, sie haben aufgegeben. Wir waren ihnen zu schnell.«
    »Wollen es hoffen.« Noch teilte Bill die optimistische Einschätzung nicht so ganz, aber er sagte nichts. Er bemühte sich nach Leibeskräften, die Distanz zum rettenden Ufer zu verkürzen, was noch immer nicht einfach war, denn er hatte den Eindruck, dass der Sumpf zäher geworden war.
    Erste Äste trieben ihnen entgegen. Die hatte auch Ron Sherwood gesehen, denn er blieb nicht mehr in seiner ruhigen Position. Er drehte sich jetzt, um mehr von der Fläche zu sehen, und allmählich entspannten sich seine verzerrten Gesichtszüge.
    »Das packen wir, Bill.«
    »Ich denke auch.«
    Es war nur mehr ein Rest, den sie zurücklegen musste, und der Reporter mobilisierte seine letzten Kräfte. Er musste es schaffen, er würde vor dem Ziel nicht aufgeben.
    Sie waren da - oder fast!
    Das hatte auch Ron Sherwood festgestellt, denn ihn hielt nichts mehr in seiner Position. Er drückte sich in die Höhe, und es war schwer für ihn, das Gleichgewicht zu halten. Jemand wie er war es nicht gewohnt, auf einem schwankenden Boot zu stehen. Er wollte es auch nicht mehr und sprang bei der
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