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1528 - Metamorphosen des Geistes

Titel: 1528 - Metamorphosen des Geistes
Autoren: Unbekannt
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lange wirst du dort bleiben?"
    Der Terraner zuckte die Schultern. „Ungefähr zehn Stunden."
    „Was willst du dort tun?"
    „Ich muß etwas abholen - ein paar Geräte, Energiezellen, Vorräte. Und ich muß mit jemandem sprechen."
    „Ich möchte nicht, daß du wegfahrst."
    „Und ich möchte dich nicht allein lassen. Aber es geht nicht anders."
    Xan sah nachdenklich vor sich hin. „Dann nimm mich mit", bat er schließlich.
    Dancing Tree sagte sich, daß er damit hätte rechnen müssen.
    Einerseits schien es ihm eine gute Lösung zu sein, aber auf der anderen Seite erhob sich natürlich die Frage, wie Xan sich in einem Gleiter verhalten würde.
    Xan streckte seine riesige Pranke aus und berührte mit seinen plumpen Fingerspitzen einige Sensorfelder. Die Videoeinheit schaltete sich ein. Auf dem Schirm erschien die Lichtung, still und leblos im nächtlichen Sternenlicht. Die Wipfel der Räume rauschten leise im Wind. Xan veränderte die Einstellung der optischen Systeme, musterte die leeren Tische und Bänke, das Unterholz, einen Nachtvogel, der auf dem obersten Ast eines Baumes saß und nach Beute Ausschau hielt.
    Waruni sollte er sich in einem Gleiter anders verhalten als hier in der Station?
    Es war erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit er sich der Technik bediente. Noch erstaunlicher, in welchem Umfang er diese Technik begriff. „Laß uns jetzt gleich fliegen", schlug Xan vor. „Ich bin gespannt darauf, wie es sich anfühlt."
    Und es würde ihn ablenken. Er würde noch mehr dazulernen.
    Solange er lernte, hatte er keine Zeit zum Grübeln.
    Aber wie lange konnte sein Gehirn dieser ungeheuren Flut neuer Reize und Impulse standhalten?
    Dancing Tree sah zu der schlafenden Ivy hinüber. Er konnte sie nicht sich selbst überlassen und einfach davonfliegen. Sie hatte den Schock von damals noch nicht überwunden. Manchmal schreckte sie aus dem Schlaf auf und schrie, und dann brauchte sie Dancing Trees Nähe. „Wir nehmen sie mit", sagte Xan, beugte sich über Ivy und hob sie hoch.
    Sie öffnete für einen Moment die Augen, war aber noch völlig in ihren Träumen gefangen.
    Instinktiv griff sie zu, mit Händen und Füßen zugleich, klammerte sich in Xans dichtem Fell fest.
    Es versetzte Dancing Tree einen Stich, sie so zu sehen.
    Er stand auf und ging voran.
     
    *
     
    Überall auf Punam ließ es sich besser leben als in Suhle, und darum hatten die Siedler den Ort längst verlassen.
    Die meisten Gebäude dienten sowieso nur der Aufnahme und Lagerung von Waren aller Art. Die wenigen Wohnhäuser standen leer. Jenseits der Stadt ragten die Silhouetten mehrerer Raumschiffe auf. Sie alle lagen hier fest, solange die Quarantäne nicht aufgehoben wurde.
    Der Hanse-Kontor, eigentlich nur eine Test-Station, lag am Nordrand dieser Ansiedlung. Dem Lagerhaus gegenüber begann die gigantische Schlammsenke, der die Stadt ihren Namen verdankte.
    Die zuerst auf Punam eingetroffenen Siedler behaupteten, daß sich damals allerlei riesige Ungeheuer in diesem Schlamm gewälzt hatten. Niemand glaubte so recht daran. Es gab auf Punam nur wenige Tiere, die man als „riesig" bezeichnen konnte, und die kamen hier in dieser Gegend nicht vor. Außerdem wären diese Kreaturen glatt in dem blubbernden grauen Schlamm versunken. „Alles richtig", pflegten jene ersten Siedler auf derartige Einwände hin zu sagen, und dann erzählten sie, daß die bewußten Ungeheuer hier, an dieser Stelle, kollektiven Selbstmord verübt hatten und nun als Moorleichen in der düsteren Tiefe ruhten.
    Niemand hatte Lust, das nachzuprüfen.
    Dem Punamer war die Senke offensichtlich unheimlich. Dancing Tree konnte das gut verstehen.
    Es war ein monströser Anblick: Kilometerweit dehnte sich eine schier endlose Ebene aus stinkendem, grauschwarzem Schlamm, bar jeder Spur von Leben. Riesige, gasgefüllte Blasen zerplatzten träge an der Oberfläche. Nebelschwaden zogen bis in die nahe Siedlung hinein und wallten geisterhaft um die Ecken der häßlichen Lagerhallen. Weit am Horizont zeichnete sich das Meer ab. Der zähe Schlamm ergoß sich als langsam fließender Strom in den Ozean und schuf eine ständig wachsende Landfläche aus leblosem Schlick. „Warum hat man die Stadt gerade hier errichtet?" fragte Xan leise. „Mineralien", erwiderte Dancing Tree. „Dieser Schlamm enthält einige sehr seltene Elemente, und zwar in so hohem Maß, daß es sich durchaus gelohnt hätte, ihn abzubauen. Da drüben steht noch die alte Förderanlage.
    Vor einem halben Jahr hat
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