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1527 - Gesil und der Gesandte

Titel: 1527 - Gesil und der Gesandte
Autoren: Unbekannt
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persönlichen Erinnerungen würden danach erst allmählich kommen, aber es zeigte sich schon, daß dieser Prozeß ziemlich schnell ablaufen würde, sobald erst einmal wieder ein Gerüst an Erinnerungen vorhanden war.
    Was die Geschehnisse nach dem Gang durch Assu-Letels Transmitter und auf der Inneren Welt anging, konnte Gesil allerdings überhaupt nicht helfen.
    Nur wegen der Zeitlosen Bewegung vermochte sie eine Hypothese aufzustellen. Die Hypothese, daß die Kraft dazu auf der Inneren Welt in Juliane übergangen war und anscheinend immer mehr nachließ, bis sie sich durch wiederholten Gebrauch völlig aufgezehrt hatte. „Wenn die Innere Welt zu Assu-Letels Lebzeiten sein Domizil war, dann denke ich, daß er dort immer wieder neu mit der Kraft der Zeitlosen Bewegung aufgeladen wurde", erklärte sie. „Sie wirkt in gewisser Hinsicht ähnlich wie das Auge Laires mit dem distanzlosen Schritt, kann aber anscheinend nur von Überwesen wie Assu-Letel auf Dauer gezielt eingesetzt werden.
    Auf diese Weise rettete sich beispielsweise der Hexameron-Fürst Afu-Metem in Tarkan, als sein Aktionskörper getötet wurde. Er verließ ihn in der Art eines psionischen Blitzes."
    „Eines psionischen Blitzes?" hauchte Juliane und starrte plötzlich aus weit geöffneten Augen ins Leere.
    In ein schmales, langes Gesicht mit hoher Stirn, zwei Augen, in denen goldfarbene Pupillen unirdisch glänzten, zwei Ohren, einer leicht gekrümmten Nase, einem schmallippigen Mund und einem wuchtigen Kinn. Das metallisch glänzende blauschwarze Kopfhaar lag so eng an, daß es beinahe wie aufgemalt wirkte.
    Die Gesichtshaut war weiß wie Marmor und von haarfeinen Rissen durchzogen.
    Eine Vision, die Juliane immer wieder heimsuchte.
    Doch diesmal war etwas anders.
    Denn als sie diesmal wieder den gellenden Schrei zu hören glaubte und das Gefühl hatte, etwas wäre wie ein greller, heißer Blitz in ihr Bewußtsein gefahren, wußte sie, was es bedeutete.
    Damals in Assu-Letels Schiff hatte der Fürst des Hexameron im Sterben versucht, mit Hilfe der Zeitlosen Bewegung in sie zu fahren, sie in Besitz zu nehmen und sich danach in Sicherheit zu bringen.
    Bisher hatte Juliane sich bei diesen Visionen immer gefragt, ob es ihm ganz oder teilweise gelungen sei, so daß er in einem Winkel ihres Bewußtseins weiterlebte und jederzeit die Macht über ihren Geist und Körper ergreifen könnte.
    Jetzt wußte sie ganz sicher, daß sein Versuch gescheitert war. Assu-Letel war ein für allemal gestorben. Alles, was er noch vermocht hatte, war eine kurzfristige Beeinflussung ihrer nächsten Handlungen gewesen.
    Deswegen hatte sie den Transmitterraum in seinem Schiff betreten und sich mit unbekanntem Ziel abstrahlen lassen.
    Zur Inneren Welt.
    Aber das wußte sie noch immer nicht. Es war möglich, daß sie erst nach Irrfahrten und auf Umwegen zur Inneren Welt gekommen war und von dort irgendwie und mit Hilfe der Zeitlosen Bewegung ins Wrack der GAINIR, die seit mindestens einem Jahrtausend antriebslos in Richtung Truillau getaumelt war. „Was ist mit dir los?" fragte Gesil. „Erst warst du geistig total weggetreten, und nun siehst du aus, als wäre dir eine ungeheuerliche Last von der Seele genommen worden."
    „So ist es tatsächlich", flüsterte Juliane. „Aber das erzähle ich dir später. Ich muß zurück zu Per-E-Kit und ihm sagen, wo dein Gefängnis ist."
    „Per-E-Kit?" fragte Gesil erregt. „Du kamst von ihm?"
    „Ja", antwortete Juliane, mit einemmal voller nervöser Ungeduld. „Wo ist dein Gefängnis, Gesil?"
    Gesil deutete auf die Holoflächen an den Wänden. „Ich habe die Darstellungen genau studiert und analysiert", erklärte sie. „Wenn sie naturgetreue Darstellungen der wirklichen Umgebung sind, befinde ich mich in einem großen, von anderen Anlagen und Bauten isolierten Gebäude südöstlich des Raumhafens der Stadt Quinatel und ziemlich nahe an der Küste des Ozeans."
    Juliane musterte die Holoflächen genau und prägte sich die Darstellungen ein, dann sagte sie: „Das ist alles, was ich wissen muß, Gesil. Ich gehe jetzt zurück. Wir holen dich schon bald hier heraus. Per-EKit, Dona-Y-Saac und ihre Kommandoeinheit sowie die beiden Animateure des vergessenen Estartu-Stützpunkts. Dann verlassen wir Bipula."
    „Ich verstehe nicht alles", erwiderte Gesil. „Aber eines verstehe ich. Ihr wollt euch in Gefahr begeben. Doch das ist unnötig."
    „Bald bist du frei", hauchte Juliane.
    Sie wollte mehr sagen, sie wollte vor allem den Befreiungsplan
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